Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.Manches, was der Prinz über sie gesagt hatte, ging "Nein, es ist nicht Rousseau. Es ist ein anderer, "Und wer, wenn ich neugierig sein darf?" "Mirabeau." "Und warum mehr?" "Weil er mir näher steht. Und das Allerper¬ "Nein, Victoire, Sie sollen das Wort nicht "Ich will es aber, und würde den Namen Manches, was der Prinz über ſie geſagt hatte, ging „Nein, es iſt nicht Rouſſeau. Es iſt ein anderer, „Und wer, wenn ich neugierig ſein darf?“ „Mirabeau.“ „Und warum mehr?“ „Weil er mir näher ſteht. Und das Allerper¬ „Nein, Victoire, Sie ſollen das Wort nicht „Ich will es aber, und würde den Namen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="107"/> Manches, was der Prinz über ſie geſagt hatte, ging<lb/> ihm durch den Kopf. Waren das Überzeugungen oder<lb/> Einfälle? War es Fieber? Ihre Wangen hatten ſich<lb/> gerötet, und ein aufblitzendes Feuer in ihrem Auge<lb/> traf ihn mit dem Ausdruck einer trotzigen Ent¬<lb/> ſchloſſenheit. Er verſuchte jedoch ſich in den leichten<lb/> Ton, in dem ihr Geſpräch begonnen hatte, zurück¬<lb/> zufinden, und ſagte: „Meine teure Victoire ſcherzt.<lb/> Ich möchte wetten, es iſt ein Band Rouſſeau, was<lb/> da vor ihr liegt, und ihre Phantaſie geht mit dem<lb/> Dichter.“</p><lb/> <p>„Nein, es iſt nicht Rouſſeau. Es iſt ein anderer,<lb/> der mich <hi rendition="#g">mehr</hi> intereſſiert.“</p><lb/> <p>„<choice><sic>Uud</sic><corr>Und</corr></choice> <hi rendition="#g">wer</hi>, wenn ich neugierig ſein darf?“</p><lb/> <p>„Mirabeau.“</p><lb/> <p>„Und warum <hi rendition="#g">mehr</hi>?“</p><lb/> <p>„Weil er mir näher ſteht. Und das Allerper¬<lb/> ſönlichſte beſtimmt immer unſer Urteil. Oder doch faſt<lb/> immer. Er iſt mein Gefährte, mein ſpezieller Leidens¬<lb/> genoß. Unter Schmeicheleien wuchs er auf. ,Ah,<lb/> das ſchöne Kind,‘ hieß es tagein, tagaus. Und dann<lb/> eines Tags war alles hin, hin wie . . wie . .“</p><lb/> <p>„Nein, Victoire, Sie ſollen das Wort nicht<lb/> ausſprechen.“</p><lb/> <p>„Ich <hi rendition="#g">will</hi> es aber, und würde den Namen<lb/> meines Gefährten und Leidensgenoſſen zu meinem<lb/><hi rendition="#g">eigenen</hi> machen, wenn ich es könnte. Victoire<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0119]
Manches, was der Prinz über ſie geſagt hatte, ging
ihm durch den Kopf. Waren das Überzeugungen oder
Einfälle? War es Fieber? Ihre Wangen hatten ſich
gerötet, und ein aufblitzendes Feuer in ihrem Auge
traf ihn mit dem Ausdruck einer trotzigen Ent¬
ſchloſſenheit. Er verſuchte jedoch ſich in den leichten
Ton, in dem ihr Geſpräch begonnen hatte, zurück¬
zufinden, und ſagte: „Meine teure Victoire ſcherzt.
Ich möchte wetten, es iſt ein Band Rouſſeau, was
da vor ihr liegt, und ihre Phantaſie geht mit dem
Dichter.“
„Nein, es iſt nicht Rouſſeau. Es iſt ein anderer,
der mich mehr intereſſiert.“
„Und wer, wenn ich neugierig ſein darf?“
„Mirabeau.“
„Und warum mehr?“
„Weil er mir näher ſteht. Und das Allerper¬
ſönlichſte beſtimmt immer unſer Urteil. Oder doch faſt
immer. Er iſt mein Gefährte, mein ſpezieller Leidens¬
genoß. Unter Schmeicheleien wuchs er auf. ,Ah,
das ſchöne Kind,‘ hieß es tagein, tagaus. Und dann
eines Tags war alles hin, hin wie . . wie . .“
„Nein, Victoire, Sie ſollen das Wort nicht
ausſprechen.“
„Ich will es aber, und würde den Namen
meines Gefährten und Leidensgenoſſen zu meinem
eigenen machen, wenn ich es könnte. Victoire
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