Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.Dieser Birnam Hill ist bereits wie ein Thorwächter von Dunkeld anzusehen und in demselben Augenblick, wo wir ihn passirt und statt seiner selbst seine reich bewaldeten Ausläufer zur Linken haben, hören wir auch schon den lauter werdenden Hufschlag der Pferde, der uns sagt, daß wir die elastische Tenne der Landstraße mit dem harten Straßenpflaster der Stadt vertauscht haben. Von beiden Seiten grüßen jetzt tausend Fuß hohe, mit Laubholz und Schwarztannen besetzte Bergwände in die Stadt hinein und ehe wir uns noch in dem reizenden Bilde völlig zurecht gefunden haben, hält unsere Kutsche bereits vor dem ziemlich in der Mitte des Städtchens gelegenen "Birnam-Hotel". Die Frage "absteigen oder sitzen bleiben" schlägt jetzt an unser Ohr, aber drei Meilen sind erst gemacht und die engagirten Körperhälften noch bei verhältnißmäßiger Kraft, so ergiebt sich die Antwort von selbst. Kommt uns doch auch die Höhe unseres Sitzes zu Statten, um mit größerer Muße und Leichtigkeit das reizende Bild dieser Thalstadt überblicken zu können. Aus dem Grunde der Bergabhänge hervor grüßt die alte, bis in die Piktenzeit zurückreichende Kathedrale, fesselnder aber erscheint uns das Bild unmittelbar zu unseren Füßen, wo wir, neben dem üblichen Durcheinander eines Gasthofs, noch das bunte Treiben und die Vorbereitungen zu allerhand Jagdausflügen in's Hochland sehen. Denn Dunkeld ist Rendez-vous-Platz; hier finden sich von allen Seiten die Jagdliebhaber, die Freunde des Sport zusammen, um Dieser Birnam Hill ist bereits wie ein Thorwächter von Dunkeld anzusehen und in demselben Augenblick, wo wir ihn passirt und statt seiner selbst seine reich bewaldeten Ausläufer zur Linken haben, hören wir auch schon den lauter werdenden Hufschlag der Pferde, der uns sagt, daß wir die elastische Tenne der Landstraße mit dem harten Straßenpflaster der Stadt vertauscht haben. Von beiden Seiten grüßen jetzt tausend Fuß hohe, mit Laubholz und Schwarztannen besetzte Bergwände in die Stadt hinein und ehe wir uns noch in dem reizenden Bilde völlig zurecht gefunden haben, hält unsere Kutsche bereits vor dem ziemlich in der Mitte des Städtchens gelegenen „Birnam-Hotel“. Die Frage „absteigen oder sitzen bleiben“ schlägt jetzt an unser Ohr, aber drei Meilen sind erst gemacht und die engagirten Körperhälften noch bei verhältnißmäßiger Kraft, so ergiebt sich die Antwort von selbst. Kommt uns doch auch die Höhe unseres Sitzes zu Statten, um mit größerer Muße und Leichtigkeit das reizende Bild dieser Thalstadt überblicken zu können. Aus dem Grunde der Bergabhänge hervor grüßt die alte, bis in die Piktenzeit zurückreichende Kathedrale, fesselnder aber erscheint uns das Bild unmittelbar zu unseren Füßen, wo wir, neben dem üblichen Durcheinander eines Gasthofs, noch das bunte Treiben und die Vorbereitungen zu allerhand Jagdausflügen in’s Hochland sehen. Denn Dunkeld ist Rendez-vous-Platz; hier finden sich von allen Seiten die Jagdliebhaber, die Freunde des Sport zusammen, um <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0226" n="212"/> <p>Dieser Birnam Hill ist bereits wie ein Thorwächter von Dunkeld anzusehen und in demselben Augenblick, wo wir ihn passirt und statt seiner selbst seine reich bewaldeten Ausläufer zur Linken haben, hören wir auch schon den lauter werdenden Hufschlag der Pferde, der uns sagt, daß wir die elastische Tenne der Landstraße mit dem harten Straßenpflaster der Stadt vertauscht haben. Von beiden Seiten grüßen jetzt tausend Fuß hohe, mit Laubholz und Schwarztannen besetzte Bergwände in die Stadt hinein und ehe wir uns noch in dem reizenden Bilde völlig zurecht gefunden haben, hält unsere Kutsche bereits vor dem ziemlich in der Mitte des Städtchens gelegenen „Birnam-Hotel“. </p><lb/> <p>Die Frage „absteigen oder sitzen bleiben“ schlägt jetzt an unser Ohr, aber drei Meilen sind erst gemacht und die engagirten Körperhälften noch bei verhältnißmäßiger Kraft, so ergiebt sich die Antwort von selbst. Kommt uns doch auch die Höhe unseres Sitzes zu Statten, um mit größerer Muße und Leichtigkeit das reizende Bild dieser Thalstadt überblicken zu können. Aus dem Grunde der Bergabhänge hervor grüßt die alte, bis in die Piktenzeit zurückreichende Kathedrale, fesselnder aber erscheint uns das Bild unmittelbar zu unseren Füßen, wo wir, neben dem üblichen Durcheinander eines Gasthofs, noch das bunte Treiben und die Vorbereitungen zu allerhand Jagdausflügen in’s Hochland sehen. Denn Dunkeld ist Rendez-vous-Platz; hier finden sich von allen Seiten die Jagdliebhaber, die Freunde des Sport zusammen, um<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0226]
Dieser Birnam Hill ist bereits wie ein Thorwächter von Dunkeld anzusehen und in demselben Augenblick, wo wir ihn passirt und statt seiner selbst seine reich bewaldeten Ausläufer zur Linken haben, hören wir auch schon den lauter werdenden Hufschlag der Pferde, der uns sagt, daß wir die elastische Tenne der Landstraße mit dem harten Straßenpflaster der Stadt vertauscht haben. Von beiden Seiten grüßen jetzt tausend Fuß hohe, mit Laubholz und Schwarztannen besetzte Bergwände in die Stadt hinein und ehe wir uns noch in dem reizenden Bilde völlig zurecht gefunden haben, hält unsere Kutsche bereits vor dem ziemlich in der Mitte des Städtchens gelegenen „Birnam-Hotel“.
Die Frage „absteigen oder sitzen bleiben“ schlägt jetzt an unser Ohr, aber drei Meilen sind erst gemacht und die engagirten Körperhälften noch bei verhältnißmäßiger Kraft, so ergiebt sich die Antwort von selbst. Kommt uns doch auch die Höhe unseres Sitzes zu Statten, um mit größerer Muße und Leichtigkeit das reizende Bild dieser Thalstadt überblicken zu können. Aus dem Grunde der Bergabhänge hervor grüßt die alte, bis in die Piktenzeit zurückreichende Kathedrale, fesselnder aber erscheint uns das Bild unmittelbar zu unseren Füßen, wo wir, neben dem üblichen Durcheinander eines Gasthofs, noch das bunte Treiben und die Vorbereitungen zu allerhand Jagdausflügen in’s Hochland sehen. Denn Dunkeld ist Rendez-vous-Platz; hier finden sich von allen Seiten die Jagdliebhaber, die Freunde des Sport zusammen, um
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).
(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |