Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.oder Ofenschirm nicht unähnlich. Der Schild der Türkenbrücke beherbergt ein Doppelbild in seinem Rahmen, zu dem natürlich, wie zu allem, auf das man hier stößt, die Scottsche Dichtung Stoff und Veranlassung gegeben hat. Gleich im ersten Gesange der Lady of the Lake heißt es: Worte, von denen es nur seltsam gewesen wäre, wenn sie einem schottischen Gastwirth nicht den Gedanken nahe gelegt hätten, die Türkenbrücke zu einer goldenen Brücke für sich selber zu machen. Wir sind verbunden, ihm besten Erfolg dabei zu wünschen, denn er hat sein Geld nicht gespart und sich's vielmehr angelegen sein lassen, ein wirkliches Bild zu seinem Wirthshausschilde zu machen, eine Gesinnung, an der sich viele unserer Gastwirthe ein Muster nehmen könnten, denen doch die Malerateliers um einiges näher liegen als ihrem Collegen an der "Türkenbrücke." Die Kehrseite des Bildes hat ein anderes Zeilenpaar aus dem ersten Gesang der Dichtung herausgegriffen, und den König darstellend, wie er nach stundenlang vergeblicher Jagd jetzt neben seinem zusammengestürzten Grauschimmel steht, trägt es die Unterschrift: Die Oertlichkeit aber dieses zweiten Bildes befindet sich *) "Brigg," schottisch für bridge.
oder Ofenschirm nicht unähnlich. Der Schild der Türkenbrücke beherbergt ein Doppelbild in seinem Rahmen, zu dem natürlich, wie zu allem, auf das man hier stößt, die Scottsche Dichtung Stoff und Veranlassung gegeben hat. Gleich im ersten Gesange der Lady of the Lake heißt es: Worte, von denen es nur seltsam gewesen wäre, wenn sie einem schottischen Gastwirth nicht den Gedanken nahe gelegt hätten, die Türkenbrücke zu einer goldenen Brücke für sich selber zu machen. Wir sind verbunden, ihm besten Erfolg dabei zu wünschen, denn er hat sein Geld nicht gespart und sich’s vielmehr angelegen sein lassen, ein wirkliches Bild zu seinem Wirthshausschilde zu machen, eine Gesinnung, an der sich viele unserer Gastwirthe ein Muster nehmen könnten, denen doch die Malerateliers um einiges näher liegen als ihrem Collegen an der „Türkenbrücke.“ Die Kehrseite des Bildes hat ein anderes Zeilenpaar aus dem ersten Gesang der Dichtung herausgegriffen, und den König darstellend, wie er nach stundenlang vergeblicher Jagd jetzt neben seinem zusammengestürzten Grauschimmel steht, trägt es die Unterschrift: Die Oertlichkeit aber dieses zweiten Bildes befindet sich *) „Brigg,“ schottisch für bridge.
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oder Ofenschirm nicht unähnlich. Der Schild der Türkenbrücke beherbergt ein Doppelbild in seinem Rahmen, zu dem natürlich, wie zu allem, auf das man hier stößt, die Scottsche Dichtung Stoff und Veranlassung gegeben hat. Gleich im ersten Gesange der Lady of the Lake heißt es: And when the Brigg *) of Turk was won,
The headmost horseman rode alone,
Worte, von denen es nur seltsam gewesen wäre, wenn sie einem schottischen Gastwirth nicht den Gedanken nahe gelegt hätten, die Türkenbrücke zu einer goldenen Brücke für sich selber zu machen. Wir sind verbunden, ihm besten Erfolg dabei zu wünschen, denn er hat sein Geld nicht gespart und sich’s vielmehr angelegen sein lassen, ein wirkliches Bild zu seinem Wirthshausschilde zu machen, eine Gesinnung, an der sich viele unserer Gastwirthe ein Muster nehmen könnten, denen doch die Malerateliers um einiges näher liegen als ihrem Collegen an der „Türkenbrücke.“
Die Kehrseite des Bildes hat ein anderes Zeilenpaar aus dem ersten Gesang der Dichtung herausgegriffen, und den König darstellend, wie er nach stundenlang vergeblicher Jagd jetzt neben seinem zusammengestürzten Grauschimmel steht, trägt es die Unterschrift: Then through the dell his horn resounds,
From vain pursuit to call the hounds.
Die Oertlichkeit aber dieses zweiten Bildes befindet sich
*) „Brigg,“ schottisch für bridge.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/202>, abgerufen am 22.07.2024. |