Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.ruine in der Nähe von Oxford gedenken, die, der Sage nach, der Ort ist, wo Rosamunde Clifford, gemeinhin die schöne Rosamunde geheißen, ihren letzten Ruheplatz im Leben wie im Tode fand. Die ganze Stätte dort ist nur ein Grasplatz noch, um den sich, mal hoch mal niedrig, eine Feldsteinmauer zieht, aber jene eine Stelle von der es heißt, daß es die Zellenwand der schönen Rosamunda war, hat ihr entsprechendes Erinnerungszeichen gefunden, und durch Stein und Mörtel hindurch seine Wurzel schlagend, erhebt sich ein wilder Rosenstrauch hoch in die Luft. Das Zimmer in dem Maria Stuart geboren wurde, bietet nichts als seinen Namen. Anders verhält es sich mit dem Margarethen-Thurm, dem Queen Margrets Tower, der sich in der Nordwestecke desselben Flügels erhebt. Wir steigen, um diesen Thurm auf dem nächsten Wege zu erreichen, zunächst eine geräumige ziemlich wohlerhaltene Treppe hinauf, die wir zur Linken haben. Diese Treppe führte früher aus den Zimmern des Hochparterre in die oberen Stockwerke. Dach und obere Stockwerke aber existiren seit lange nicht mehr, so daß die Treppe jetzt in's Freie statt wie früher in höher gelegene Zimmerreihen führt. Im Heraustreten befindet man sich sofort wie auf dem Wallrand einer Festung, und die Deckenfläche der eben verlassenen Zimmer als Fußboden unter uns, sehen wir uns jetzt, auf einer reizend gelegenen Bastion, in der angenehmen Lage einen Spatziergang machen zu können. Auf und abschreitend schicken wir ruine in der Nähe von Oxford gedenken, die, der Sage nach, der Ort ist, wo Rosamunde Clifford, gemeinhin die schöne Rosamunde geheißen, ihren letzten Ruheplatz im Leben wie im Tode fand. Die ganze Stätte dort ist nur ein Grasplatz noch, um den sich, mal hoch mal niedrig, eine Feldsteinmauer zieht, aber jene eine Stelle von der es heißt, daß es die Zellenwand der schönen Rosamunda war, hat ihr entsprechendes Erinnerungszeichen gefunden, und durch Stein und Mörtel hindurch seine Wurzel schlagend, erhebt sich ein wilder Rosenstrauch hoch in die Luft. Das Zimmer in dem Maria Stuart geboren wurde, bietet nichts als seinen Namen. Anders verhält es sich mit dem Margarethen-Thurm, dem Queen Margrets Tower, der sich in der Nordwestecke desselben Flügels erhebt. Wir steigen, um diesen Thurm auf dem nächsten Wege zu erreichen, zunächst eine geräumige ziemlich wohlerhaltene Treppe hinauf, die wir zur Linken haben. Diese Treppe führte früher aus den Zimmern des Hochparterre in die oberen Stockwerke. Dach und obere Stockwerke aber existiren seit lange nicht mehr, so daß die Treppe jetzt in’s Freie statt wie früher in höher gelegene Zimmerreihen führt. Im Heraustreten befindet man sich sofort wie auf dem Wallrand einer Festung, und die Deckenfläche der eben verlassenen Zimmer als Fußboden unter uns, sehen wir uns jetzt, auf einer reizend gelegenen Bastion, in der angenehmen Lage einen Spatziergang machen zu können. Auf und abschreitend schicken wir <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0141" n="127"/> ruine in der Nähe von Oxford gedenken, die, der Sage nach, der Ort ist, wo Rosamunde Clifford, gemeinhin die schöne Rosamunde geheißen, ihren letzten Ruheplatz im Leben wie im Tode fand. Die ganze Stätte dort ist nur ein Grasplatz noch, um den sich, mal hoch mal niedrig, eine Feldsteinmauer zieht, aber jene <hi rendition="#g">eine</hi> Stelle von der es heißt, daß es die Zellenwand der schönen Rosamunda war, hat ihr entsprechendes Erinnerungszeichen gefunden, und durch Stein und Mörtel hindurch seine Wurzel schlagend, erhebt sich ein wilder Rosenstrauch hoch in die Luft.</p><lb/> <p>Das Zimmer in dem Maria Stuart geboren wurde, bietet nichts als seinen Namen. Anders verhält es sich mit dem Margarethen-Thurm, dem <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">Queen Margrets Tower</foreign></hi>, der sich in der Nordwestecke desselben Flügels erhebt. Wir steigen, um diesen Thurm auf dem nächsten Wege zu erreichen, zunächst eine geräumige ziemlich wohlerhaltene Treppe hinauf, die wir zur Linken haben. Diese Treppe führte früher aus den Zimmern des Hochparterre in die oberen Stockwerke. Dach und obere Stockwerke aber existiren seit lange nicht mehr, so daß die Treppe jetzt <hi rendition="#g">in’s Freie</hi> statt wie früher in höher gelegene Zimmerreihen führt. Im Heraustreten befindet man sich sofort wie auf dem Wallrand einer Festung, und die Deckenfläche der eben verlassenen Zimmer als Fußboden unter uns, sehen wir uns jetzt, auf einer reizend gelegenen Bastion, in der angenehmen Lage einen Spatziergang machen zu können. Auf und abschreitend schicken wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0141]
ruine in der Nähe von Oxford gedenken, die, der Sage nach, der Ort ist, wo Rosamunde Clifford, gemeinhin die schöne Rosamunde geheißen, ihren letzten Ruheplatz im Leben wie im Tode fand. Die ganze Stätte dort ist nur ein Grasplatz noch, um den sich, mal hoch mal niedrig, eine Feldsteinmauer zieht, aber jene eine Stelle von der es heißt, daß es die Zellenwand der schönen Rosamunda war, hat ihr entsprechendes Erinnerungszeichen gefunden, und durch Stein und Mörtel hindurch seine Wurzel schlagend, erhebt sich ein wilder Rosenstrauch hoch in die Luft.
Das Zimmer in dem Maria Stuart geboren wurde, bietet nichts als seinen Namen. Anders verhält es sich mit dem Margarethen-Thurm, dem Queen Margrets Tower, der sich in der Nordwestecke desselben Flügels erhebt. Wir steigen, um diesen Thurm auf dem nächsten Wege zu erreichen, zunächst eine geräumige ziemlich wohlerhaltene Treppe hinauf, die wir zur Linken haben. Diese Treppe führte früher aus den Zimmern des Hochparterre in die oberen Stockwerke. Dach und obere Stockwerke aber existiren seit lange nicht mehr, so daß die Treppe jetzt in’s Freie statt wie früher in höher gelegene Zimmerreihen führt. Im Heraustreten befindet man sich sofort wie auf dem Wallrand einer Festung, und die Deckenfläche der eben verlassenen Zimmer als Fußboden unter uns, sehen wir uns jetzt, auf einer reizend gelegenen Bastion, in der angenehmen Lage einen Spatziergang machen zu können. Auf und abschreitend schicken wir
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/141>, abgerufen am 22.07.2024. |