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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Oberlehrers Tucheband in Templin zu widersprechen wage.
Dieser Grafschaftswinkel hier ist von mehr mecklenburgischem
und uckermärkischem als brandenburgischem Charakter, und
wenn wir für unsre Stechliner Kirche nach Vorbildern
forschen wollen, so werden wir sie wahrscheinlich in Kloster
Himmelpfort oder Gransee zu suchen haben, aber nicht in
Dom Brandenburg. Ich möchte hinzusetzen dürfen, daß
Oberlehrer Tuchebands Aufstellungen, so viel ich weiß,
unwidersprochen geblieben sind."

Czako, der diesem aufflackernden Kampfe zwischen
einem Ministerialassessor und einem Dorfschulmeister mit
größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite
herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchste
Zeit sei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts sei schwerer
als auf diesem Gebiete Bestimmungen zu treffen -- ein
Satz, den übrigens sowohl Rex wie Krippenstapel ab¬
lehnen zu wollen schienen -- und daß er vorschlagen
möchte, lieber in die Kirche selbst einzutreten, als hier
draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬
battieren.

Man fand sich in diesen Vorschlag, Krippenstapel
öffnete die Kirche mit seinem Riesenschlüssel, und alle
traten ein.


Oberlehrers Tucheband in Templin zu widerſprechen wage.
Dieſer Grafſchaftswinkel hier iſt von mehr mecklenburgiſchem
und uckermärkiſchem als brandenburgiſchem Charakter, und
wenn wir für unſre Stechliner Kirche nach Vorbildern
forſchen wollen, ſo werden wir ſie wahrſcheinlich in Kloſter
Himmelpfort oder Granſee zu ſuchen haben, aber nicht in
Dom Brandenburg. Ich möchte hinzuſetzen dürfen, daß
Oberlehrer Tuchebands Aufſtellungen, ſo viel ich weiß,
unwiderſprochen geblieben ſind.“

Czako, der dieſem aufflackernden Kampfe zwiſchen
einem Miniſterialaſſeſſor und einem Dorfſchulmeiſter mit
größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite
herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchſte
Zeit ſei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts ſei ſchwerer
als auf dieſem Gebiete Beſtimmungen zu treffen — ein
Satz, den übrigens ſowohl Rex wie Krippenſtapel ab¬
lehnen zu wollen ſchienen — und daß er vorſchlagen
möchte, lieber in die Kirche ſelbſt einzutreten, als hier
draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬
battieren.

Man fand ſich in dieſen Vorſchlag, Krippenſtapel
öffnete die Kirche mit ſeinem Rieſenſchlüſſel, und alle
traten ein.


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[74/0081] Oberlehrers Tucheband in Templin zu widerſprechen wage. Dieſer Grafſchaftswinkel hier iſt von mehr mecklenburgiſchem und uckermärkiſchem als brandenburgiſchem Charakter, und wenn wir für unſre Stechliner Kirche nach Vorbildern forſchen wollen, ſo werden wir ſie wahrſcheinlich in Kloſter Himmelpfort oder Granſee zu ſuchen haben, aber nicht in Dom Brandenburg. Ich möchte hinzuſetzen dürfen, daß Oberlehrer Tuchebands Aufſtellungen, ſo viel ich weiß, unwiderſprochen geblieben ſind.“ Czako, der dieſem aufflackernden Kampfe zwiſchen einem Miniſterialaſſeſſor und einem Dorfſchulmeiſter mit größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchſte Zeit ſei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts ſei ſchwerer als auf dieſem Gebiete Beſtimmungen zu treffen — ein Satz, den übrigens ſowohl Rex wie Krippenſtapel ab¬ lehnen zu wollen ſchienen — und daß er vorſchlagen möchte, lieber in die Kirche ſelbſt einzutreten, als hier draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬ battieren. Man fand ſich in dieſen Vorſchlag, Krippenſtapel öffnete die Kirche mit ſeinem Rieſenſchlüſſel, und alle traten ein.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/81>, abgerufen am 24.11.2024.