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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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aufpassen muß. Und so mit dem Messer in der Hand,
da verbietet sich's. Und das eine wacklige Licht hat ohne¬
hin schon einen Dieb. Erzählen Sie mir lieber was von
der Frau von Gundermann. Debattieren kann ich nicht
mehr, aber wenn Sie plaudern, brauch' ich bloß zuzu¬
hören. Sie haben ihr ja bei Tisch 'nen langen Vortrag
gehalten."

"Ja. Und noch dazu über Ratten."

"Nein, Czako, davon dürfen Sie jetzt nicht sprechen;
dann doch noch lieber über alten und neuen Glauben.
Und gerade hier. In solchem alten Kasten ist man nie
sicher vor Spuk und Ratten. Wenn Sie nichts andres
wissen, dann bitt' ich um die Geschichte, bei der wir heute
früh in Cremmen unterbrochen wurden. Es schien mir
was Pikantes."

"Ach, die Geschichte von der kleinen Stubbe. Ja,
hören Sie, Rex, das regt Sie aber auch auf. Und wenn
man nicht schlafen kann, ist es am Ende gleich, ob wegen
der Ratten oder wegen der Stubbe."


aufpaſſen muß. Und ſo mit dem Meſſer in der Hand,
da verbietet ſich's. Und das eine wacklige Licht hat ohne¬
hin ſchon einen Dieb. Erzählen Sie mir lieber was von
der Frau von Gundermann. Debattieren kann ich nicht
mehr, aber wenn Sie plaudern, brauch' ich bloß zuzu¬
hören. Sie haben ihr ja bei Tiſch 'nen langen Vortrag
gehalten.“

„Ja. Und noch dazu über Ratten.“

„Nein, Czako, davon dürfen Sie jetzt nicht ſprechen;
dann doch noch lieber über alten und neuen Glauben.
Und gerade hier. In ſolchem alten Kaſten iſt man nie
ſicher vor Spuk und Ratten. Wenn Sie nichts andres
wiſſen, dann bitt' ich um die Geſchichte, bei der wir heute
früh in Cremmen unterbrochen wurden. Es ſchien mir
was Pikantes.“

„Ach, die Geſchichte von der kleinen Stubbe. Ja,
hören Sie, Rex, das regt Sie aber auch auf. Und wenn
man nicht ſchlafen kann, iſt es am Ende gleich, ob wegen
der Ratten oder wegen der Stubbe.“


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[56/0063] aufpaſſen muß. Und ſo mit dem Meſſer in der Hand, da verbietet ſich's. Und das eine wacklige Licht hat ohne¬ hin ſchon einen Dieb. Erzählen Sie mir lieber was von der Frau von Gundermann. Debattieren kann ich nicht mehr, aber wenn Sie plaudern, brauch' ich bloß zuzu¬ hören. Sie haben ihr ja bei Tiſch 'nen langen Vortrag gehalten.“ „Ja. Und noch dazu über Ratten.“ „Nein, Czako, davon dürfen Sie jetzt nicht ſprechen; dann doch noch lieber über alten und neuen Glauben. Und gerade hier. In ſolchem alten Kaſten iſt man nie ſicher vor Spuk und Ratten. Wenn Sie nichts andres wiſſen, dann bitt' ich um die Geſchichte, bei der wir heute früh in Cremmen unterbrochen wurden. Es ſchien mir was Pikantes.“ „Ach, die Geſchichte von der kleinen Stubbe. Ja, hören Sie, Rex, das regt Sie aber auch auf. Und wenn man nicht ſchlafen kann, iſt es am Ende gleich, ob wegen der Ratten oder wegen der Stubbe.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/63>, abgerufen am 23.11.2024.