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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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war schon an die fünfzig Jahre alt und stammte noch aus
des Vaters Zeiten her. Dubslav selbst machte sich nicht
viel aus dem Spiel, aus Spiel überhaupt und interessierte
sich, soweit sein Billard in Betracht kam, nur für eine
sehr nachgedunkelte Karoline, von der ein Berliner Be¬
sucher mal gesagt hatte: "Alle Wetter, Stechlin, wo haben
Sie die her? Das ist ja die gelbste Karoline, die ich all
mein Lebtag gesehen habe," -- Worte, die damals solchen
Eindruck auf Dubslav gemacht hatten, daß er seitdem ein
etwas freundlicheres Verhältnis zu seinem Billard unter¬
hielt und nicht ungern von "seiner Karoline" sprach.

Das zweite Paar, das sich aus der Gemeinschaft ab¬
trennte, waren Woldemar und Gundermann. Gunder¬
mann, wie alle an Kongestionen Leidende, fand es über¬
all zu heiß und wies, als er ein paar Worte mit Wol¬
demar gewechselt, auf die offenstehende Thür. "Es ist ein
so schöner Abend, Herr von Stechlin; könnten wir nicht
auf die Veranda hinaustreten?"

"Aber gewiß, Herr von Gundermann. Und wenn
wir uns absentieren, wollen wir auch alles Gute gleich
mitnehmen. Engelke, bring uns die kleine Kiste, du weißt
schon."

"Ah, kapital. So ein paar Züge, das schlägt nieder,
besser als Sodawasser. Und dann ist es auch wohl schick¬
licher im Freien. Meine Frau, wenn wir zu Hause sind,
hat sich zwar daran gewöhnen müssen und spricht höchstens
mal von "paffen" (na, das is nicht anders, dafür is man
eben verheiratet), aber in einem fremden Hause, da fangen
denn doch die Rücksichten an. Unser guter alter Kort¬
schädel sprach auch immer von ,Dehors'."

Unter diesen Worten waren Woldemar und Gunder¬
mann vom Salon her auf die Veranda hinausgetreten,
bis dicht an die Treppenstufen heran, und sahen auf den
kleinen Wasserstrahl, der auf dem Rundell aufsprang.

"Immer, wenn ich den Wasserstrahl sehe," fuhr

war ſchon an die fünfzig Jahre alt und ſtammte noch aus
des Vaters Zeiten her. Dubslav ſelbſt machte ſich nicht
viel aus dem Spiel, aus Spiel überhaupt und intereſſierte
ſich, ſoweit ſein Billard in Betracht kam, nur für eine
ſehr nachgedunkelte Karoline, von der ein Berliner Be¬
ſucher mal geſagt hatte: „Alle Wetter, Stechlin, wo haben
Sie die her? Das iſt ja die gelbſte Karoline, die ich all
mein Lebtag geſehen habe,“ — Worte, die damals ſolchen
Eindruck auf Dubslav gemacht hatten, daß er ſeitdem ein
etwas freundlicheres Verhältnis zu ſeinem Billard unter¬
hielt und nicht ungern von „ſeiner Karoline“ ſprach.

Das zweite Paar, das ſich aus der Gemeinſchaft ab¬
trennte, waren Woldemar und Gundermann. Gunder¬
mann, wie alle an Kongeſtionen Leidende, fand es über¬
all zu heiß und wies, als er ein paar Worte mit Wol¬
demar gewechſelt, auf die offenſtehende Thür. „Es iſt ein
ſo ſchöner Abend, Herr von Stechlin; könnten wir nicht
auf die Veranda hinaustreten?“

„Aber gewiß, Herr von Gundermann. Und wenn
wir uns abſentieren, wollen wir auch alles Gute gleich
mitnehmen. Engelke, bring uns die kleine Kiſte, du weißt
ſchon.“

„Ah, kapital. So ein paar Züge, das ſchlägt nieder,
beſſer als Sodawaſſer. Und dann iſt es auch wohl ſchick¬
licher im Freien. Meine Frau, wenn wir zu Hauſe ſind,
hat ſich zwar daran gewöhnen müſſen und ſpricht höchſtens
mal von „paffen“ (na, das is nicht anders, dafür is man
eben verheiratet), aber in einem fremden Hauſe, da fangen
denn doch die Rückſichten an. Unſer guter alter Kort¬
ſchädel ſprach auch immer von ‚Dehors‘.“

Unter dieſen Worten waren Woldemar und Gunder¬
mann vom Salon her auf die Veranda hinausgetreten,
bis dicht an die Treppenſtufen heran, und ſahen auf den
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[43/0050] war ſchon an die fünfzig Jahre alt und ſtammte noch aus des Vaters Zeiten her. Dubslav ſelbſt machte ſich nicht viel aus dem Spiel, aus Spiel überhaupt und intereſſierte ſich, ſoweit ſein Billard in Betracht kam, nur für eine ſehr nachgedunkelte Karoline, von der ein Berliner Be¬ ſucher mal geſagt hatte: „Alle Wetter, Stechlin, wo haben Sie die her? Das iſt ja die gelbſte Karoline, die ich all mein Lebtag geſehen habe,“ — Worte, die damals ſolchen Eindruck auf Dubslav gemacht hatten, daß er ſeitdem ein etwas freundlicheres Verhältnis zu ſeinem Billard unter¬ hielt und nicht ungern von „ſeiner Karoline“ ſprach. Das zweite Paar, das ſich aus der Gemeinſchaft ab¬ trennte, waren Woldemar und Gundermann. Gunder¬ mann, wie alle an Kongeſtionen Leidende, fand es über¬ all zu heiß und wies, als er ein paar Worte mit Wol¬ demar gewechſelt, auf die offenſtehende Thür. „Es iſt ein ſo ſchöner Abend, Herr von Stechlin; könnten wir nicht auf die Veranda hinaustreten?“ „Aber gewiß, Herr von Gundermann. Und wenn wir uns abſentieren, wollen wir auch alles Gute gleich mitnehmen. Engelke, bring uns die kleine Kiſte, du weißt ſchon.“ „Ah, kapital. So ein paar Züge, das ſchlägt nieder, beſſer als Sodawaſſer. Und dann iſt es auch wohl ſchick¬ licher im Freien. Meine Frau, wenn wir zu Hauſe ſind, hat ſich zwar daran gewöhnen müſſen und ſpricht höchſtens mal von „paffen“ (na, das is nicht anders, dafür is man eben verheiratet), aber in einem fremden Hauſe, da fangen denn doch die Rückſichten an. Unſer guter alter Kort¬ ſchädel ſprach auch immer von ‚Dehors‘.“ Unter dieſen Worten waren Woldemar und Gunder¬ mann vom Salon her auf die Veranda hinausgetreten, bis dicht an die Treppenſtufen heran, und ſahen auf den kleinen Waſſerſtrahl, der auf dem Rundell aufſprang. „Immer, wenn ich den Waſſerſtrahl ſehe,“ fuhr

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/50>, abgerufen am 24.11.2024.