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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Neue; das Alte war doch eigentlich besser (das heißt
dann und wann), und manchmal denk' ich so an alles
zurück, was mir so gemeinschaftlich miteinander durch¬
gemacht haben."

"Und immer glatt, Herr Major, immer glatt, ohne
Schwierigkeiten."

"Ja," lachte Dubslav, "gemacht hab' ich keine
Schwierigkeiten, aber gehabt hab' ich genug. Und
das weiß keiner besser als mein Freund Baruch. Und
nun sagen Sie mir vor allem, was macht Ihr Isidor,
der große Volksfreund? Ist er mit Torgelow noch zu¬
frieden? Oder sieht er, daß sie da auch mit Wasser
kochen? Ich wundere mich bloß, daß ein Sohn von
Baruch Hirschfeld, Sohn und Firmateilhaber, so sehr
für den Umsturz ist."

"Nicht für den Umsturz, Herr Major. Isidor,
wenn ich so sagen darf, ist für die alte Valuta. Aber
nebenher hat er ein Herz für die Menschheit."

"Hat er? Na, das ist recht."

"Und das Herz für die Menschheit, das haben wir
alle, Herr Major. Und kommt uns dabei was heraus,
so haben wir, wenn ich so sagen darf, die Dividende.
Gott der Gerechte, wir brauchen's. Und weil ich rede
von Dividende, will ich auch reden von Hypothek.
Wir haben da seit letzten Freitag 'n Kapital, Granseer
Bürger, und will's hergeben zu dreiundeinhalb."

"Nu, Baruch, das ist hübsch. Aber im Augenblick
bin ich's nicht benötigt. Vielleicht später mal mein Wol¬
demar. Der hat, wie Sie wissen, 'ne reiche Partie ge¬
macht, und wer viel erheiratet, der braucht auch viel.
Man denkt immer, ,dann hört es auf', aber das ist
falsch, dann fängt es erst recht an. Unter allen Um¬
ständen seien Sie bedankt, daß Sie mal haben sehen
wollen, wie's mit mir steht. Ich kann leider nur wieder¬
holen, schlecht genug. Aber eine Weile dauert es wohl

Neue; das Alte war doch eigentlich beſſer (das heißt
dann und wann), und manchmal denk' ich ſo an alles
zurück, was mir ſo gemeinſchaftlich miteinander durch¬
gemacht haben.“

„Und immer glatt, Herr Major, immer glatt, ohne
Schwierigkeiten.“

„Ja,“ lachte Dubslav, „gemacht hab' ich keine
Schwierigkeiten, aber gehabt hab' ich genug. Und
das weiß keiner beſſer als mein Freund Baruch. Und
nun ſagen Sie mir vor allem, was macht Ihr Iſidor,
der große Volksfreund? Iſt er mit Torgelow noch zu¬
frieden? Oder ſieht er, daß ſie da auch mit Waſſer
kochen? Ich wundere mich bloß, daß ein Sohn von
Baruch Hirſchfeld, Sohn und Firmateilhaber, ſo ſehr
für den Umſturz iſt.“

„Nicht für den Umſturz, Herr Major. Iſidor,
wenn ich ſo ſagen darf, iſt für die alte Valuta. Aber
nebenher hat er ein Herz für die Menſchheit.“

„Hat er? Na, das iſt recht.“

„Und das Herz für die Menſchheit, das haben wir
alle, Herr Major. Und kommt uns dabei was heraus,
ſo haben wir, wenn ich ſo ſagen darf, die Dividende.
Gott der Gerechte, wir brauchen's. Und weil ich rede
von Dividende, will ich auch reden von Hypothek.
Wir haben da ſeit letzten Freitag 'n Kapital, Granſeer
Bürger, und will's hergeben zu dreiundeinhalb.“

„Nu, Baruch, das iſt hübſch. Aber im Augenblick
bin ich's nicht benötigt. Vielleicht ſpäter mal mein Wol¬
demar. Der hat, wie Sie wiſſen, 'ne reiche Partie ge¬
macht, und wer viel erheiratet, der braucht auch viel.
Man denkt immer, ‚dann hört es auf‘, aber das iſt
falſch, dann fängt es erſt recht an. Unter allen Um¬
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[418/0425] Neue; das Alte war doch eigentlich beſſer (das heißt dann und wann), und manchmal denk' ich ſo an alles zurück, was mir ſo gemeinſchaftlich miteinander durch¬ gemacht haben.“ „Und immer glatt, Herr Major, immer glatt, ohne Schwierigkeiten.“ „Ja,“ lachte Dubslav, „gemacht hab' ich keine Schwierigkeiten, aber gehabt hab' ich genug. Und das weiß keiner beſſer als mein Freund Baruch. Und nun ſagen Sie mir vor allem, was macht Ihr Iſidor, der große Volksfreund? Iſt er mit Torgelow noch zu¬ frieden? Oder ſieht er, daß ſie da auch mit Waſſer kochen? Ich wundere mich bloß, daß ein Sohn von Baruch Hirſchfeld, Sohn und Firmateilhaber, ſo ſehr für den Umſturz iſt.“ „Nicht für den Umſturz, Herr Major. Iſidor, wenn ich ſo ſagen darf, iſt für die alte Valuta. Aber nebenher hat er ein Herz für die Menſchheit.“ „Hat er? Na, das iſt recht.“ „Und das Herz für die Menſchheit, das haben wir alle, Herr Major. Und kommt uns dabei was heraus, ſo haben wir, wenn ich ſo ſagen darf, die Dividende. Gott der Gerechte, wir brauchen's. Und weil ich rede von Dividende, will ich auch reden von Hypothek. Wir haben da ſeit letzten Freitag 'n Kapital, Granſeer Bürger, und will's hergeben zu dreiundeinhalb.“ „Nu, Baruch, das iſt hübſch. Aber im Augenblick bin ich's nicht benötigt. Vielleicht ſpäter mal mein Wol¬ demar. Der hat, wie Sie wiſſen, 'ne reiche Partie ge¬ macht, und wer viel erheiratet, der braucht auch viel. Man denkt immer, ‚dann hört es auf‘, aber das iſt falſch, dann fängt es erſt recht an. Unter allen Um¬ ſtänden ſeien Sie bedankt, daß Sie mal haben ſehen wollen, wie's mit mir ſteht. Ich kann leider nur wieder¬ holen, ſchlecht genug. Aber eine Weile dauert es wohl

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/425>, abgerufen am 22.11.2024.