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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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mit. Und baff, da lieg' ich. Und nu bin ich ein Held.
Aber eigentlich bin ich keiner. Es ist alles bloß "Muß"
und solche Mußhelden giebt es viele. Das is, was ich
die großen Kriege nenne. Klinke mit seinem Pulversack,
ja, der war bloß was Kleines, aber er war doch groß.
Und ebenso (wenn er auch unser Feind war) dieser Rolf
Krake."

So ging historisch-retrospektiv das Gespräch an der
Tete, während Dubslav und Uncke, die den Zug abschlossen,
mit ihrem Thema mehr in der Gegenwart standen.

"Is mir lieb, Uncke, Sie mal wieder zu treffen.
Seit Rheinsberg hab' ich Sie nicht mehr gesehn. Ich
denke mir, Torgelow is nu wohl schon im besten Gange.
So wie Bebel. Ich kriege natürlich jeden Tag meine
Zeitung, aber es is mir immer zu viel und das große
Format und das dünne Papier. Da kuck' ich denn nich
immer ganz genau zu. Hat er denn schon gesprochen?"

"Ja, Herr Major, gesprochen hat er schon. Aber
nich viel. Un war auch kein rechter Beifall. Auch nich
mal bei seinen eignen Leuten."

Er wird wohl die Sache noch nicht recht weg haben.
Ich meine das, was sie jetzt das Parlamentarische nennen.
Das schad't aber nichts und ist eigentlich egal. Wichtiger
is, wie sie hier in unserm Ruppiner Winkel, in unserm
Rheinsberg-Wutz über ihn denken. Sind sie denn da mit
ihm zufrieden?"

"Auch nicht, Herr Major. Sie sagen, er sei zwei¬
deutig."

"Ja, Uncke, so heißt es überall. Das is nu mal
so, das is nicht zu ändern. In Frankreich heißt es immer
gleich "Verrat" und hier sagen sie "zweideutig". Da war
auch einer von uns, den ich nicht nennen will, von dem
hieß es auch so ..."

"Von dem hieß es auch so. Ja, Herr Major. Und
Pyterke, der immer gut Bescheid weiß, der sagte mir schon

mit. Und baff, da lieg' ich. Und nu bin ich ein Held.
Aber eigentlich bin ich keiner. Es iſt alles bloß „Muß“
und ſolche Mußhelden giebt es viele. Das is, was ich
die großen Kriege nenne. Klinke mit ſeinem Pulverſack,
ja, der war bloß was Kleines, aber er war doch groß.
Und ebenſo (wenn er auch unſer Feind war) dieſer Rolf
Krake.“

So ging hiſtoriſch-retroſpektiv das Geſpräch an der
Tete, während Dubslav und Uncke, die den Zug abſchloſſen,
mit ihrem Thema mehr in der Gegenwart ſtanden.

„Is mir lieb, Uncke, Sie mal wieder zu treffen.
Seit Rheinsberg hab' ich Sie nicht mehr geſehn. Ich
denke mir, Torgelow is nu wohl ſchon im beſten Gange.
So wie Bebel. Ich kriege natürlich jeden Tag meine
Zeitung, aber es is mir immer zu viel und das große
Format und das dünne Papier. Da kuck' ich denn nich
immer ganz genau zu. Hat er denn ſchon geſprochen?“

„Ja, Herr Major, geſprochen hat er ſchon. Aber
nich viel. Un war auch kein rechter Beifall. Auch nich
mal bei ſeinen eignen Leuten.“

Er wird wohl die Sache noch nicht recht weg haben.
Ich meine das, was ſie jetzt das Parlamentariſche nennen.
Das ſchad't aber nichts und iſt eigentlich egal. Wichtiger
is, wie ſie hier in unſerm Ruppiner Winkel, in unſerm
Rheinsberg-Wutz über ihn denken. Sind ſie denn da mit
ihm zufrieden?“

„Auch nicht, Herr Major. Sie ſagen, er ſei zwei¬
deutig.“

„Ja, Uncke, ſo heißt es überall. Das is nu mal
ſo, das is nicht zu ändern. In Frankreich heißt es immer
gleich „Verrat“ und hier ſagen ſie „zweideutig“. Da war
auch einer von uns, den ich nicht nennen will, von dem
hieß es auch ſo ...“

„Von dem hieß es auch ſo. Ja, Herr Major. Und
Pyterke, der immer gut Beſcheid weiß, der ſagte mir ſchon

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[346/0353] mit. Und baff, da lieg' ich. Und nu bin ich ein Held. Aber eigentlich bin ich keiner. Es iſt alles bloß „Muß“ und ſolche Mußhelden giebt es viele. Das is, was ich die großen Kriege nenne. Klinke mit ſeinem Pulverſack, ja, der war bloß was Kleines, aber er war doch groß. Und ebenſo (wenn er auch unſer Feind war) dieſer Rolf Krake.“ So ging hiſtoriſch-retroſpektiv das Geſpräch an der Tete, während Dubslav und Uncke, die den Zug abſchloſſen, mit ihrem Thema mehr in der Gegenwart ſtanden. „Is mir lieb, Uncke, Sie mal wieder zu treffen. Seit Rheinsberg hab' ich Sie nicht mehr geſehn. Ich denke mir, Torgelow is nu wohl ſchon im beſten Gange. So wie Bebel. Ich kriege natürlich jeden Tag meine Zeitung, aber es is mir immer zu viel und das große Format und das dünne Papier. Da kuck' ich denn nich immer ganz genau zu. Hat er denn ſchon geſprochen?“ „Ja, Herr Major, geſprochen hat er ſchon. Aber nich viel. Un war auch kein rechter Beifall. Auch nich mal bei ſeinen eignen Leuten.“ Er wird wohl die Sache noch nicht recht weg haben. Ich meine das, was ſie jetzt das Parlamentariſche nennen. Das ſchad't aber nichts und iſt eigentlich egal. Wichtiger is, wie ſie hier in unſerm Ruppiner Winkel, in unſerm Rheinsberg-Wutz über ihn denken. Sind ſie denn da mit ihm zufrieden?“ „Auch nicht, Herr Major. Sie ſagen, er ſei zwei¬ deutig.“ „Ja, Uncke, ſo heißt es überall. Das is nu mal ſo, das is nicht zu ändern. In Frankreich heißt es immer gleich „Verrat“ und hier ſagen ſie „zweideutig“. Da war auch einer von uns, den ich nicht nennen will, von dem hieß es auch ſo ...“ „Von dem hieß es auch ſo. Ja, Herr Major. Und Pyterke, der immer gut Beſcheid weiß, der ſagte mir ſchon

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/353>, abgerufen am 25.11.2024.