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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Hohenlohes aus dem Spiel. Andres liegt uns heute
näher. Wie hat Ihnen denn eigentlich die Schmargen¬
dorf gefallen?"

"Ich werde mich hüten, Czako, Ihnen darauf zu
antworten. Außerdem haben Sie sie durch den Garten
geführt, nicht ich, und mir war immer, als ob ich Faust
und Gretchen sähe."

Czako lachte. "Natürlich schwebt Ihnen das andre
Paar vor, und ich bin nicht böse darüber. Die Rolle,
die mir dabei zufällt -- der mit der Hahnenfeder ist
doch am Ende 'ne andre Nummer wie der sentimentale
,Habe-nun-ach-Mann' -- diese Mephistorolle, sag' ich,
gefällt mir besser, und was die Schmargendorf angeht,
so kann ich nur sagen: Von meiner Martha lass' ich nicht."

"Czako, Sie münden wieder ins Frivole."

"Gut, gut, Rex, Sie werden unwirsch, und Sie
sollen recht haben. Lassen wir also die Schmargendorf
so gut wie die Hohenlohes. Aber über die Domina
ließe sich vielleicht sprechen, und sind wir erst bei der
Tante, so sind wir auch bald bei dem Neffen. Ich fürchte,
unser Freund Woldemar befindet sich in diesem Augen¬
blick in einer scharfen Zwickmühle. Die Domina liegt
ihm seit Jahr und Tag (er hat mir selber Andeutungen
darüber gemacht) mit Heiratsplänen in den Ohren, mut¬
maßlich weil ihr die Vorstellung einer Stechlinlosen Welt
einfach ein Schrecknis ist. Solche alten Jungfern mit
einer Granatbrosche haben immer eine merkwürdig hohe
Meinung von ihrer Familie. Freilich auch andre, die
klüger sein sollten. Unsre Leute gefallen sich nun 'mal
in der Idee, sie hingen mit dem Fortbestande der gött¬
lichen Weltordnung aufs engste zusammen. In Wahr¬
heit liegt es so, daß wir sämtlich abkommen können.
Ohne die Czakos geht es nun schon gewiß, wofür so¬
zusagen historisch-symbolisch der Beweis erbracht ist."

"Und die Rex?"

Hohenlohes aus dem Spiel. Andres liegt uns heute
näher. Wie hat Ihnen denn eigentlich die Schmargen¬
dorf gefallen?“

„Ich werde mich hüten, Czako, Ihnen darauf zu
antworten. Außerdem haben Sie ſie durch den Garten
geführt, nicht ich, und mir war immer, als ob ich Fauſt
und Gretchen ſähe.“

Czako lachte. „Natürlich ſchwebt Ihnen das andre
Paar vor, und ich bin nicht böſe darüber. Die Rolle,
die mir dabei zufällt — der mit der Hahnenfeder iſt
doch am Ende 'ne andre Nummer wie der ſentimentale
‚Habe-nun-ach-Mann‘ — dieſe Mephiſtorolle, ſag' ich,
gefällt mir beſſer, und was die Schmargendorf angeht,
ſo kann ich nur ſagen: Von meiner Martha laſſ' ich nicht.“

„Czako, Sie münden wieder ins Frivole.“

„Gut, gut, Rex, Sie werden unwirſch, und Sie
ſollen recht haben. Laſſen wir alſo die Schmargendorf
ſo gut wie die Hohenlohes. Aber über die Domina
ließe ſich vielleicht ſprechen, und ſind wir erſt bei der
Tante, ſo ſind wir auch bald bei dem Neffen. Ich fürchte,
unſer Freund Woldemar befindet ſich in dieſem Augen¬
blick in einer ſcharfen Zwickmühle. Die Domina liegt
ihm ſeit Jahr und Tag (er hat mir ſelber Andeutungen
darüber gemacht) mit Heiratsplänen in den Ohren, mut¬
maßlich weil ihr die Vorſtellung einer Stechlinloſen Welt
einfach ein Schrecknis iſt. Solche alten Jungfern mit
einer Granatbroſche haben immer eine merkwürdig hohe
Meinung von ihrer Familie. Freilich auch andre, die
klüger ſein ſollten. Unſre Leute gefallen ſich nun 'mal
in der Idee, ſie hingen mit dem Fortbeſtande der gött¬
lichen Weltordnung aufs engſte zuſammen. In Wahr¬
heit liegt es ſo, daß wir ſämtlich abkommen können.
Ohne die Czakos geht es nun ſchon gewiß, wofür ſo¬
zuſagen hiſtoriſch-ſymboliſch der Beweis erbracht iſt.“

„Und die Rex?“

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[130/0137] Hohenlohes aus dem Spiel. Andres liegt uns heute näher. Wie hat Ihnen denn eigentlich die Schmargen¬ dorf gefallen?“ „Ich werde mich hüten, Czako, Ihnen darauf zu antworten. Außerdem haben Sie ſie durch den Garten geführt, nicht ich, und mir war immer, als ob ich Fauſt und Gretchen ſähe.“ Czako lachte. „Natürlich ſchwebt Ihnen das andre Paar vor, und ich bin nicht böſe darüber. Die Rolle, die mir dabei zufällt — der mit der Hahnenfeder iſt doch am Ende 'ne andre Nummer wie der ſentimentale ‚Habe-nun-ach-Mann‘ — dieſe Mephiſtorolle, ſag' ich, gefällt mir beſſer, und was die Schmargendorf angeht, ſo kann ich nur ſagen: Von meiner Martha laſſ' ich nicht.“ „Czako, Sie münden wieder ins Frivole.“ „Gut, gut, Rex, Sie werden unwirſch, und Sie ſollen recht haben. Laſſen wir alſo die Schmargendorf ſo gut wie die Hohenlohes. Aber über die Domina ließe ſich vielleicht ſprechen, und ſind wir erſt bei der Tante, ſo ſind wir auch bald bei dem Neffen. Ich fürchte, unſer Freund Woldemar befindet ſich in dieſem Augen¬ blick in einer ſcharfen Zwickmühle. Die Domina liegt ihm ſeit Jahr und Tag (er hat mir ſelber Andeutungen darüber gemacht) mit Heiratsplänen in den Ohren, mut¬ maßlich weil ihr die Vorſtellung einer Stechlinloſen Welt einfach ein Schrecknis iſt. Solche alten Jungfern mit einer Granatbroſche haben immer eine merkwürdig hohe Meinung von ihrer Familie. Freilich auch andre, die klüger ſein ſollten. Unſre Leute gefallen ſich nun 'mal in der Idee, ſie hingen mit dem Fortbeſtande der gött¬ lichen Weltordnung aufs engſte zuſammen. In Wahr¬ heit liegt es ſo, daß wir ſämtlich abkommen können. Ohne die Czakos geht es nun ſchon gewiß, wofür ſo¬ zuſagen hiſtoriſch-ſymboliſch der Beweis erbracht iſt.“ „Und die Rex?“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/137>, abgerufen am 22.11.2024.