Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

chinesisches oder mexikanisches Schild geschlagen. Es war immer, als begänne der Opferdienst in Ferdinand Cortez.

Ich beeilte mich wie gewöhnlich, war aber doch der letzte (Maud ausgenommen, die dafür einen strafenden Blick erhielt) und gleich danach wahrnehmend, daß Onkel Dodo den Arm der Hausfrau nahm, nahm ich Maud am zweiten Finger ihrer linken Hand und sagte: "Daß Du mich gut unterhältst, Maud."

"Geht nicht. Und ist auch nicht nötig."

"Aber warum nicht?"

Ich fühlte, wie sie, während ich so fragte, mit dem Finger schelmisch in meiner Handfläche kribbelte. Zugleich hob sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir zu: "Onkel Dodo."

Natürlich war es so, wir verstanden uns und kaum, daß sie das aufschlußgebende Wort gesprochen hatte, so nahmen wir auch schon unsere Plätze, die nicht mehr dieselben waren, wie die Tage vorher. Ich saß heute zwischen Maud und Alice, der Hausfrau gegenüber, die wiederum ihrerseits zwischen ihrem Gatten und Onkel Dodo placirt war, oder auch sich selber placirt hatte. Das Tischgebet, das sonst, trotz tiefwurzelnden Rationalismus im Inslebener Herrenhause Haussitte war, fiel aus Rück-

chinesisches oder mexikanisches Schild geschlagen. Es war immer, als begänne der Opferdienst in Ferdinand Cortez.

Ich beeilte mich wie gewöhnlich, war aber doch der letzte (Maud ausgenommen, die dafür einen strafenden Blick erhielt) und gleich danach wahrnehmend, daß Onkel Dodo den Arm der Hausfrau nahm, nahm ich Maud am zweiten Finger ihrer linken Hand und sagte: „Daß Du mich gut unterhältst, Maud.“

„Geht nicht. Und ist auch nicht nötig.“

„Aber warum nicht?“

Ich fühlte, wie sie, während ich so fragte, mit dem Finger schelmisch in meiner Handfläche kribbelte. Zugleich hob sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir zu: „Onkel Dodo.“

Natürlich war es so, wir verstanden uns und kaum, daß sie das aufschlußgebende Wort gesprochen hatte, so nahmen wir auch schon unsere Plätze, die nicht mehr dieselben waren, wie die Tage vorher. Ich saß heute zwischen Maud und Alice, der Hausfrau gegenüber, die wiederum ihrerseits zwischen ihrem Gatten und Onkel Dodo placirt war, oder auch sich selber placirt hatte. Das Tischgebet, das sonst, trotz tiefwurzelnden Rationalismus im Inslebener Herrenhause Haussitte war, fiel aus Rück-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="95"/>
chinesisches                     oder mexikanisches Schild geschlagen. Es war immer, als begänne der Opferdienst                     in Ferdinand Cortez.</p><lb/>
        <p>Ich beeilte mich wie gewöhnlich, war aber doch der letzte (Maud ausgenommen, die                     dafür einen strafenden Blick erhielt) und gleich danach wahrnehmend, daß Onkel                     Dodo den Arm der Hausfrau nahm, nahm ich Maud am zweiten Finger ihrer linken                     Hand und sagte: &#x201E;Daß Du mich gut unterhältst, Maud.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Geht nicht. Und ist auch nicht nötig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber warum nicht?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ich fühlte, wie sie, während ich so fragte, mit dem Finger schelmisch in meiner                     Handfläche kribbelte. Zugleich hob sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte                     mir zu: &#x201E;Onkel Dodo.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Natürlich war es so, wir verstanden uns und kaum, daß sie das aufschlußgebende                     Wort gesprochen hatte, so nahmen wir auch schon unsere Plätze, die nicht mehr                     dieselben waren, wie die Tage vorher. Ich saß heute zwischen Maud und Alice, der                     Hausfrau gegenüber, die wiederum ihrerseits zwischen ihrem Gatten und Onkel Dodo                     placirt war, oder auch sich selber placirt hatte. Das Tischgebet, das sonst,                     trotz tiefwurzelnden Rationalismus im Inslebener Herrenhause Haussitte war, fiel                     aus Rück-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0097] chinesisches oder mexikanisches Schild geschlagen. Es war immer, als begänne der Opferdienst in Ferdinand Cortez. Ich beeilte mich wie gewöhnlich, war aber doch der letzte (Maud ausgenommen, die dafür einen strafenden Blick erhielt) und gleich danach wahrnehmend, daß Onkel Dodo den Arm der Hausfrau nahm, nahm ich Maud am zweiten Finger ihrer linken Hand und sagte: „Daß Du mich gut unterhältst, Maud.“ „Geht nicht. Und ist auch nicht nötig.“ „Aber warum nicht?“ Ich fühlte, wie sie, während ich so fragte, mit dem Finger schelmisch in meiner Handfläche kribbelte. Zugleich hob sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir zu: „Onkel Dodo.“ Natürlich war es so, wir verstanden uns und kaum, daß sie das aufschlußgebende Wort gesprochen hatte, so nahmen wir auch schon unsere Plätze, die nicht mehr dieselben waren, wie die Tage vorher. Ich saß heute zwischen Maud und Alice, der Hausfrau gegenüber, die wiederum ihrerseits zwischen ihrem Gatten und Onkel Dodo placirt war, oder auch sich selber placirt hatte. Das Tischgebet, das sonst, trotz tiefwurzelnden Rationalismus im Inslebener Herrenhause Haussitte war, fiel aus Rück-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/97
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/97>, abgerufen am 21.11.2024.