Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.in der Mühle, sondern ein in einer ewigen frischen Brise gehender Windmühl-Flügel sein. Es ist eben, wie Du längst bemerkt haben wirst, ein unbezähmbares Luft- und Bewegungs-Bedürfnis in diesen letzten Wochen über mich gekommen, und in dieser erfrischenden und mich beglückenden Rotation möcht' ich bleiben, bis die Welle abgelaufen ist." "Du willst also, lieber Hermann, wenn ich Dich recht verstehe, den Dauerlauf in Permanenz erklären." "Ungefähr das ... Und so gestatte mir denn die Specifizierung eines Programms, das ich Deiner Begutachtung und beziehungsweise Deiner Zustimmung unterbreiten möchte. Denn ohne diese geht es nicht. Eine staatliche Reform läßt sich erzwingen, eine Hausreform aber ermöglicht sich nur auf dem Wege friedlicher Kompromisse." "So laß mich hören." "Ich fange natürlich mit dem Anfang an. Es muß ein Ende haben mit dem ewigen Morgenschlaf und dem Einmummeln und der ganzen Bärenhäuterei. Nichts mehr von 81/2 oder 9. Um 6 heraus. Und kein Unterschied ob Winter oder Sommer, und ein nasses Laken um, und scharf abgerieben. Und dann eine starke Bewegung, ein energischer Uebungsmarsch." in der Mühle, sondern ein in einer ewigen frischen Brise gehender Windmühl-Flügel sein. Es ist eben, wie Du längst bemerkt haben wirst, ein unbezähmbares Luft- und Bewegungs-Bedürfnis in diesen letzten Wochen über mich gekommen, und in dieser erfrischenden und mich beglückenden Rotation möcht’ ich bleiben, bis die Welle abgelaufen ist.“ „Du willst also, lieber Hermann, wenn ich Dich recht verstehe, den Dauerlauf in Permanenz erklären.“ „Ungefähr das … Und so gestatte mir denn die Specifizierung eines Programms, das ich Deiner Begutachtung und beziehungsweise Deiner Zustimmung unterbreiten möchte. Denn ohne diese geht es nicht. Eine staatliche Reform läßt sich erzwingen, eine Hausreform aber ermöglicht sich nur auf dem Wege friedlicher Kompromisse.“ „So laß mich hören.“ „Ich fange natürlich mit dem Anfang an. Es muß ein Ende haben mit dem ewigen Morgenschlaf und dem Einmummeln und der ganzen Bärenhäuterei. Nichts mehr von 8½ oder 9. Um 6 heraus. Und kein Unterschied ob Winter oder Sommer, und ein nasses Laken um, und scharf abgerieben. Und dann eine starke Bewegung, ein energischer Uebungsmarsch.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="22"/> in der Mühle, sondern ein in einer ewigen frischen Brise gehender Windmühl-<hi rendition="#g">Flügel</hi> sein. Es ist eben, wie Du längst bemerkt haben wirst, ein unbezähmbares Luft- und Bewegungs-Bedürfnis in diesen letzten Wochen über mich gekommen, und in dieser erfrischenden und mich beglückenden Rotation möcht’ ich bleiben, bis die Welle abgelaufen ist.“</p><lb/> <p>„Du willst also, lieber Hermann, wenn ich Dich recht verstehe, den Dauerlauf in Permanenz erklären.“</p><lb/> <p>„Ungefähr das … Und so gestatte mir denn die Specifizierung eines Programms, das ich Deiner Begutachtung und beziehungsweise Deiner Zustimmung unterbreiten möchte. Denn ohne diese geht es nicht. Eine staatliche Reform läßt sich erzwingen, eine Hausreform aber ermöglicht sich nur auf dem Wege friedlicher Kompromisse.“</p><lb/> <p>„So laß mich hören.“</p><lb/> <p>„Ich fange natürlich mit dem Anfang an. Es muß ein Ende haben mit dem ewigen Morgenschlaf und dem Einmummeln und der ganzen Bärenhäuterei. Nichts mehr von 8½ oder 9. Um 6 heraus. Und kein Unterschied ob Winter oder Sommer, und ein nasses Laken um, und scharf abgerieben. Und dann eine starke Bewegung, ein energischer Uebungsmarsch.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [22/0024]
in der Mühle, sondern ein in einer ewigen frischen Brise gehender Windmühl-Flügel sein. Es ist eben, wie Du längst bemerkt haben wirst, ein unbezähmbares Luft- und Bewegungs-Bedürfnis in diesen letzten Wochen über mich gekommen, und in dieser erfrischenden und mich beglückenden Rotation möcht’ ich bleiben, bis die Welle abgelaufen ist.“
„Du willst also, lieber Hermann, wenn ich Dich recht verstehe, den Dauerlauf in Permanenz erklären.“
„Ungefähr das … Und so gestatte mir denn die Specifizierung eines Programms, das ich Deiner Begutachtung und beziehungsweise Deiner Zustimmung unterbreiten möchte. Denn ohne diese geht es nicht. Eine staatliche Reform läßt sich erzwingen, eine Hausreform aber ermöglicht sich nur auf dem Wege friedlicher Kompromisse.“
„So laß mich hören.“
„Ich fange natürlich mit dem Anfang an. Es muß ein Ende haben mit dem ewigen Morgenschlaf und dem Einmummeln und der ganzen Bärenhäuterei. Nichts mehr von 8½ oder 9. Um 6 heraus. Und kein Unterschied ob Winter oder Sommer, und ein nasses Laken um, und scharf abgerieben. Und dann eine starke Bewegung, ein energischer Uebungsmarsch.“
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/24>, abgerufen am 04.07.2024. |