herabgekommen war, da wußt' ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, - genau so wie mir's die Wirtin gesagt, - einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: "was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen."
herabgekommen war, da wußt’ ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, – genau so wie mir’s die Wirtin gesagt, – einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: „was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen.“
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herabgekommen war, da wußt’ ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, – genau so wie mir’s die Wirtin gesagt, – einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: „was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
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herabgekommen war, da wußt’ ich mit jeder erdenklichen Sicherheit, daß er wirklich nichts andres war als ein Ortsarmer, der mal, – genau so wie mir’s die Wirtin gesagt, – einen blauen Frack und einen zugespitzten Hut geerbt hatte. Die Sonne ging über dem Kretscham in aller Pracht unter, und während er da hinauffuhr, dem Anscheine nach immer mehr in die glührote Scheibe hinein, da kam mir die Frage: „was ist Größe? was ist das Ringen danach? Ist das Leben dieses Einfältigen nicht eigentlich beneidenswert? Arbeitsfroh bis zuletzt, eine Freude der Alten, eine Freude der Jungen. Und im Herzen ein Stück eigenartigen kleinen Glücks: der Frack und der Hut und die Kanne Milchkaffee zwischen den Hobelspänen.“
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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/224>, abgerufen am 04.07.2024.
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