Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Kleefeldern sich hinschlängelnden Fußpfade herankam. Ich ging ihm ein Stückchen Weges entgegen und trat dann, als ich nah an ihn heran war, bei Seit', um ihn bequemer an mir vorbei zu lassen. Dabei begrüßten wir uns. Was auf der Karre lag, war nicht viel: ein Bettsack und darüber ein zweites kleineres Bündel, drin anscheinend einige Kleidungsstücke zusammengeschnürt waren. Eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag und eine ziemlich abgebrauchte Bürste waren zuletzt noch dicht unter dem Knoten mit eingeschoben worden. Als Abschluß und Krönung des ganzen aber balancierte noch ein etwas zugespitzter Cylinderhut auf dem oberen Bündel. Der Alte selber war sauber, wenn auch ärmlich gekleidet, und was am meisten auffiel - ohne Kopfbedeckung. Er fuhr, wie jemand, der Bescheid weiß und außerdem ein Recht hat, ruhig auf das Birkicht zu, passierte den Brückenbogen und lenkte gleich dahinter auf eine rechtwinklig zu dem Wohnhause stehende Scheune hinüber, in deren offen stehendes Thor er mit einer geschickten Wendung einbog. Sein Gebahren, weil in allem den Stempel des Zuständigen tragend, erfüllte mich mit so viel Vertrauen, daß ich es mit meinem Hüteramt für durchaus vereinbar hielt, auf jede weitere Kontrolle zu verzichten und meine Schritte nach dem Kretscham Kleefeldern sich hinschlängelnden Fußpfade herankam. Ich ging ihm ein Stückchen Weges entgegen und trat dann, als ich nah an ihn heran war, bei Seit’, um ihn bequemer an mir vorbei zu lassen. Dabei begrüßten wir uns. Was auf der Karre lag, war nicht viel: ein Bettsack und darüber ein zweites kleineres Bündel, drin anscheinend einige Kleidungsstücke zusammengeschnürt waren. Eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag und eine ziemlich abgebrauchte Bürste waren zuletzt noch dicht unter dem Knoten mit eingeschoben worden. Als Abschluß und Krönung des ganzen aber balancierte noch ein etwas zugespitzter Cylinderhut auf dem oberen Bündel. Der Alte selber war sauber, wenn auch ärmlich gekleidet, und was am meisten auffiel – ohne Kopfbedeckung. Er fuhr, wie jemand, der Bescheid weiß und außerdem ein Recht hat, ruhig auf das Birkicht zu, passierte den Brückenbogen und lenkte gleich dahinter auf eine rechtwinklig zu dem Wohnhause stehende Scheune hinüber, in deren offen stehendes Thor er mit einer geschickten Wendung einbog. Sein Gebahren, weil in allem den Stempel des Zuständigen tragend, erfüllte mich mit so viel Vertrauen, daß ich es mit meinem Hüteramt für durchaus vereinbar hielt, auf jede weitere Kontrolle zu verzichten und meine Schritte nach dem Kretscham <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="213"/> Kleefeldern sich hinschlängelnden Fußpfade herankam. Ich ging ihm ein Stückchen Weges entgegen und trat dann, als ich nah an ihn heran war, bei Seit’, um ihn bequemer an mir vorbei zu lassen. Dabei begrüßten wir uns. Was auf der Karre lag, war nicht viel: ein Bettsack und darüber ein zweites kleineres Bündel, drin anscheinend einige Kleidungsstücke zusammengeschnürt waren. Eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag und eine ziemlich abgebrauchte Bürste waren zuletzt noch dicht unter dem Knoten mit eingeschoben worden. Als Abschluß und Krönung des ganzen aber balancierte noch ein etwas zugespitzter Cylinderhut auf dem oberen Bündel. Der Alte selber war sauber, wenn auch ärmlich gekleidet, und was am meisten auffiel – ohne Kopfbedeckung. Er fuhr, wie jemand, der Bescheid weiß und außerdem ein Recht hat, ruhig auf das Birkicht zu, passierte den Brückenbogen und lenkte gleich dahinter auf eine rechtwinklig zu dem Wohnhause stehende Scheune hinüber, in deren offen stehendes Thor er mit einer geschickten Wendung einbog. Sein Gebahren, weil in allem den Stempel des Zuständigen tragend, erfüllte mich mit so viel Vertrauen, daß ich es mit meinem Hüteramt für durchaus vereinbar hielt, auf jede weitere Kontrolle zu verzichten und meine Schritte nach dem Kretscham </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0215]
Kleefeldern sich hinschlängelnden Fußpfade herankam. Ich ging ihm ein Stückchen Weges entgegen und trat dann, als ich nah an ihn heran war, bei Seit’, um ihn bequemer an mir vorbei zu lassen. Dabei begrüßten wir uns. Was auf der Karre lag, war nicht viel: ein Bettsack und darüber ein zweites kleineres Bündel, drin anscheinend einige Kleidungsstücke zusammengeschnürt waren. Eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag und eine ziemlich abgebrauchte Bürste waren zuletzt noch dicht unter dem Knoten mit eingeschoben worden. Als Abschluß und Krönung des ganzen aber balancierte noch ein etwas zugespitzter Cylinderhut auf dem oberen Bündel. Der Alte selber war sauber, wenn auch ärmlich gekleidet, und was am meisten auffiel – ohne Kopfbedeckung. Er fuhr, wie jemand, der Bescheid weiß und außerdem ein Recht hat, ruhig auf das Birkicht zu, passierte den Brückenbogen und lenkte gleich dahinter auf eine rechtwinklig zu dem Wohnhause stehende Scheune hinüber, in deren offen stehendes Thor er mit einer geschickten Wendung einbog. Sein Gebahren, weil in allem den Stempel des Zuständigen tragend, erfüllte mich mit so viel Vertrauen, daß ich es mit meinem Hüteramt für durchaus vereinbar hielt, auf jede weitere Kontrolle zu verzichten und meine Schritte nach dem Kretscham
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/215>, abgerufen am 04.07.2024. |