Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Bruder eintrat und ihm kurz mitteilte, weshalb sie kämen. "Gott sei Dank," sagte der, "daß Ihr da seid. Schwester Beate ist gut, und der Doctor ist auch gut. Aber Legler ist ihm doch über. Legler hat die Kräuter und den Spruch, und der Doctor hat blos das Messer." Und dabei hatte sich Stephan hoch aufgerichtet, und aus seinen Augen leuchtete es wie wiedergewonnene Hoffnung. Aloys seinerseits, als ihm feststand, daß der Bruder keine Schwierigkeiten machen würde, war aus der Zelle rasch in den spärlich erleuchteten Flur getreten und sah sich hier um, wie wenn er nach etwas suche. Richtig, da war es auch. Unter der Treppe, gerade da, wo gegenüber ein Lämpchen an der Wand hing, stand ein Krankenkorb, der Deckel daneben. Und nun rief Aloys die drei Kumpane heran, daß sie kommen und den Verwundeten in den Korb legen sollten; er selber aber holte noch ein paar Kissen und Decken heran, ums dem Bruder nach Möglichkeit bequem zu machen. Es half auch. Stephan lag jetzt gut gebettet, und als gleich danach auch die Tragebalken durch die hanfenen Ösen geschoben waren, setzte sich der Zug, durch Dunkel und Regen hin, in Marsch. Gerad als es unten im Dorf acht schlug, waren sie wieder oben und traten in die mit Knieholz ge- Bruder eintrat und ihm kurz mitteilte, weshalb sie kämen. „Gott sei Dank,“ sagte der, „daß Ihr da seid. Schwester Beate ist gut, und der Doctor ist auch gut. Aber Legler ist ihm doch über. Legler hat die Kräuter und den Spruch, und der Doctor hat blos das Messer.“ Und dabei hatte sich Stephan hoch aufgerichtet, und aus seinen Augen leuchtete es wie wiedergewonnene Hoffnung. Aloys seinerseits, als ihm feststand, daß der Bruder keine Schwierigkeiten machen würde, war aus der Zelle rasch in den spärlich erleuchteten Flur getreten und sah sich hier um, wie wenn er nach etwas suche. Richtig, da war es auch. Unter der Treppe, gerade da, wo gegenüber ein Lämpchen an der Wand hing, stand ein Krankenkorb, der Deckel daneben. Und nun rief Aloys die drei Kumpane heran, daß sie kommen und den Verwundeten in den Korb legen sollten; er selber aber holte noch ein paar Kissen und Decken heran, ums dem Bruder nach Möglichkeit bequem zu machen. Es half auch. Stephan lag jetzt gut gebettet, und als gleich danach auch die Tragebalken durch die hanfenen Ösen geschoben waren, setzte sich der Zug, durch Dunkel und Regen hin, in Marsch. Gerad als es unten im Dorf acht schlug, waren sie wieder oben und traten in die mit Knieholz ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="205"/> Bruder eintrat und ihm kurz mitteilte, weshalb sie kämen. „Gott sei Dank,“ sagte der, „daß Ihr da seid. Schwester Beate ist gut, und der Doctor ist auch gut. Aber Legler ist ihm doch über. Legler hat die Kräuter und den Spruch, und der Doctor hat blos das Messer.“ Und dabei hatte sich Stephan hoch aufgerichtet, und aus seinen Augen leuchtete es wie wiedergewonnene Hoffnung. Aloys seinerseits, als ihm feststand, daß der Bruder keine Schwierigkeiten machen würde, war aus der Zelle rasch in den spärlich erleuchteten Flur getreten und sah sich hier um, wie wenn er nach etwas suche. Richtig, da war es auch. Unter der Treppe, gerade da, wo gegenüber ein Lämpchen an der Wand hing, stand ein Krankenkorb, der Deckel daneben. Und nun rief Aloys die drei Kumpane heran, daß sie kommen und den Verwundeten in den Korb legen sollten; er selber aber holte noch ein paar Kissen und Decken heran, ums dem Bruder nach Möglichkeit bequem zu machen. Es half auch. Stephan lag jetzt gut gebettet, und als gleich danach auch die Tragebalken durch die hanfenen Ösen geschoben waren, setzte sich der Zug, durch Dunkel und Regen hin, in Marsch.</p><lb/> <p>Gerad als es unten im Dorf acht schlug, waren sie wieder oben und traten in die mit Knieholz ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0207]
Bruder eintrat und ihm kurz mitteilte, weshalb sie kämen. „Gott sei Dank,“ sagte der, „daß Ihr da seid. Schwester Beate ist gut, und der Doctor ist auch gut. Aber Legler ist ihm doch über. Legler hat die Kräuter und den Spruch, und der Doctor hat blos das Messer.“ Und dabei hatte sich Stephan hoch aufgerichtet, und aus seinen Augen leuchtete es wie wiedergewonnene Hoffnung. Aloys seinerseits, als ihm feststand, daß der Bruder keine Schwierigkeiten machen würde, war aus der Zelle rasch in den spärlich erleuchteten Flur getreten und sah sich hier um, wie wenn er nach etwas suche. Richtig, da war es auch. Unter der Treppe, gerade da, wo gegenüber ein Lämpchen an der Wand hing, stand ein Krankenkorb, der Deckel daneben. Und nun rief Aloys die drei Kumpane heran, daß sie kommen und den Verwundeten in den Korb legen sollten; er selber aber holte noch ein paar Kissen und Decken heran, ums dem Bruder nach Möglichkeit bequem zu machen. Es half auch. Stephan lag jetzt gut gebettet, und als gleich danach auch die Tragebalken durch die hanfenen Ösen geschoben waren, setzte sich der Zug, durch Dunkel und Regen hin, in Marsch.
Gerad als es unten im Dorf acht schlug, waren sie wieder oben und traten in die mit Knieholz ge-
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/207>, abgerufen am 04.07.2024. |