Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894."Hören Sie, Markauer, Ihr Meddelhammer imponiert mir. Und ein Schulrat sagten Sie?" "Nicht anders. Richtiger Schulrat. Aber hören Sie weiter, die letzten Trümpfe kommen noch. Ich war hungrig geworden, wie meistens, wenn ich mich eine Stunde lang ernsthaft mit Kunst beschäftige und so rief ich denn den Oberkellner heran und fragte, was ich wohl haben könne? Wir einigten uns rasch über Bouillon mit Ei, Roastbeef und eine halbe Larose, wonach ich meinen Schulrat artig auffordernd ansah, etwa, wie wenn ich sagen wollte: ,Mein lieber Meddelhammer, die Reihe des Bestellens ist nun an Ihnen.' Meddelhammer verstand mich auch vollkommen und beorderte nunmehr seinerseits zwei Gläser Portwein samt zwei Brötchen mit Chesterkäse, was mich doppelt überraschte ..." "Warum?" "... Und worüber ich mir eine kleine Bemerkung erlauben möchte, immer vorausgesetzt, daß unser lediglich wegen des Oybin heranzitierter Liebling einen solchen Exkurs gestattet." "Ich gestatte alles," sagte Lulu, während sie die mittlerweile stark angesammelten Kirschkerne beiseite that und sich die Hand an der Serviette putzte. "Nun denn was mir in dieser Meddelhammer- „Hören Sie, Markauer, Ihr Meddelhammer imponiert mir. Und ein Schulrat sagten Sie?“ „Nicht anders. Richtiger Schulrat. Aber hören Sie weiter, die letzten Trümpfe kommen noch. Ich war hungrig geworden, wie meistens, wenn ich mich eine Stunde lang ernsthaft mit Kunst beschäftige und so rief ich denn den Oberkellner heran und fragte, was ich wohl haben könne? Wir einigten uns rasch über Bouillon mit Ei, Roastbeef und eine halbe Larose, wonach ich meinen Schulrat artig auffordernd ansah, etwa, wie wenn ich sagen wollte: ‚Mein lieber Meddelhammer, die Reihe des Bestellens ist nun an Ihnen.‘ Meddelhammer verstand mich auch vollkommen und beorderte nunmehr seinerseits zwei Gläser Portwein samt zwei Brötchen mit Chesterkäse, was mich doppelt überraschte …“ „Warum?“ „… Und worüber ich mir eine kleine Bemerkung erlauben möchte, immer vorausgesetzt, daß unser lediglich wegen des Oybin heranzitierter Liebling einen solchen Exkurs gestattet.“ „Ich gestatte alles,“ sagte Lulu, während sie die mittlerweile stark angesammelten Kirschkerne beiseite that und sich die Hand an der Serviette putzte. „Nun denn was mir in dieser Meddelhammer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0150" n="148"/> <p>„Hören Sie, Markauer, Ihr Meddelhammer imponiert mir. Und ein Schulrat sagten Sie?“</p><lb/> <p>„Nicht anders. Richtiger Schulrat. Aber hören Sie weiter, die letzten Trümpfe kommen noch. Ich war hungrig geworden, wie meistens, wenn ich mich eine Stunde lang ernsthaft mit Kunst beschäftige und so rief ich denn den Oberkellner heran und fragte, was ich wohl haben könne? Wir einigten uns rasch über Bouillon mit Ei, Roastbeef und eine halbe Larose, wonach ich meinen Schulrat artig auffordernd ansah, etwa, wie wenn ich sagen wollte: ‚Mein lieber Meddelhammer, die Reihe des Bestellens ist nun an Ihnen.‘ Meddelhammer verstand mich auch vollkommen und beorderte nunmehr seinerseits zwei Gläser Portwein samt zwei Brötchen mit Chesterkäse, was mich doppelt überraschte …“</p><lb/> <p>„Warum?“</p><lb/> <p>„… Und worüber ich mir eine kleine Bemerkung erlauben möchte, immer vorausgesetzt, daß unser lediglich wegen des Oybin heranzitierter Liebling einen solchen Exkurs gestattet.“</p><lb/> <p>„Ich gestatte alles,“ sagte Lulu, während sie die mittlerweile stark angesammelten Kirschkerne beiseite that und sich die Hand an der Serviette putzte.</p><lb/> <p>„Nun denn was mir in dieser Meddelhammer- </p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0150]
„Hören Sie, Markauer, Ihr Meddelhammer imponiert mir. Und ein Schulrat sagten Sie?“
„Nicht anders. Richtiger Schulrat. Aber hören Sie weiter, die letzten Trümpfe kommen noch. Ich war hungrig geworden, wie meistens, wenn ich mich eine Stunde lang ernsthaft mit Kunst beschäftige und so rief ich denn den Oberkellner heran und fragte, was ich wohl haben könne? Wir einigten uns rasch über Bouillon mit Ei, Roastbeef und eine halbe Larose, wonach ich meinen Schulrat artig auffordernd ansah, etwa, wie wenn ich sagen wollte: ‚Mein lieber Meddelhammer, die Reihe des Bestellens ist nun an Ihnen.‘ Meddelhammer verstand mich auch vollkommen und beorderte nunmehr seinerseits zwei Gläser Portwein samt zwei Brötchen mit Chesterkäse, was mich doppelt überraschte …“
„Warum?“
„… Und worüber ich mir eine kleine Bemerkung erlauben möchte, immer vorausgesetzt, daß unser lediglich wegen des Oybin heranzitierter Liebling einen solchen Exkurs gestattet.“
„Ich gestatte alles,“ sagte Lulu, während sie die mittlerweile stark angesammelten Kirschkerne beiseite that und sich die Hand an der Serviette putzte.
„Nun denn was mir in dieser Meddelhammer-
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/150>, abgerufen am 04.07.2024. |