Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.man kann auch das verlernen, aber Du hast mich aufgefordert Vorschläge zu machen und Reiseziele zu nennen. Und dem bin ich nachgekommen. Und nun sage mir, was hast Du gegen Norderney?" "Nicht das geringste. Wenn Du also willst, so nehmen wir Norderney. Warum nicht? Es ist schließlich keine Karaiben-Insel von anthropophagem Charakter und die wilden Triebe sowohl der einheimischen wie der eingewanderten Bevölkerung, die Hoteliers an der Spitze, sollen mehr auf Gut als auf Blut gerichtet sein. Also, ich wiederhole, warum nicht Leontine? Aber so hübsch Du mir eben das Kegelspiel beschrieben hast, so find' ich es dennoch für fünf Wochen etwas zu wenig. Um so mehr, als ich fest überzeugt bin, daß ich niemals dreimal hintereinander alle Neun werfen werde." "Nein," sagte sie mit jenem Ausdruck von Spott, darin Frauen, ihren Ehemännern gegenüber, allemal Meister sind. "Nein, James, das wirst Du nicht." Und in ihrer plötzlich erwachten guten Laune schien sie grad' einen neuen Pfeil aus dem Köcher nehmen und ihren Triumph durch einen zweiten wohlgezielten Schuß vervollständigen zu wollen, als ein eintretender Diener den Justizrat Markauer meldete. James ging dem Angemeldeten entgegen, der seinerseits, unter nur leichtem Gruße gegen den man kann auch das verlernen, aber Du hast mich aufgefordert Vorschläge zu machen und Reiseziele zu nennen. Und dem bin ich nachgekommen. Und nun sage mir, was hast Du gegen Norderney?“ „Nicht das geringste. Wenn Du also willst, so nehmen wir Norderney. Warum nicht? Es ist schließlich keine Karaiben-Insel von anthropophagem Charakter und die wilden Triebe sowohl der einheimischen wie der eingewanderten Bevölkerung, die Hoteliers an der Spitze, sollen mehr auf Gut als auf Blut gerichtet sein. Also, ich wiederhole, warum nicht Leontine? Aber so hübsch Du mir eben das Kegelspiel beschrieben hast, so find’ ich es dennoch für fünf Wochen etwas zu wenig. Um so mehr, als ich fest überzeugt bin, daß ich niemals dreimal hintereinander alle Neun werfen werde.“ „Nein,“ sagte sie mit jenem Ausdruck von Spott, darin Frauen, ihren Ehemännern gegenüber, allemal Meister sind. „Nein, James, das wirst Du nicht.“ Und in ihrer plötzlich erwachten guten Laune schien sie grad’ einen neuen Pfeil aus dem Köcher nehmen und ihren Triumph durch einen zweiten wohlgezielten Schuß vervollständigen zu wollen, als ein eintretender Diener den Justizrat Markauer meldete. James ging dem Angemeldeten entgegen, der seinerseits, unter nur leichtem Gruße gegen den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="135"/> man kann auch <hi rendition="#g">das</hi> verlernen, aber Du hast mich aufgefordert Vorschläge zu machen und Reiseziele zu nennen. Und dem bin ich nachgekommen. Und nun sage mir, was hast Du gegen Norderney?“</p><lb/> <p>„Nicht das geringste. Wenn Du also willst, so nehmen wir Norderney. Warum nicht? Es ist schließlich keine Karaiben-Insel von anthropophagem Charakter und die wilden Triebe sowohl der einheimischen wie der eingewanderten Bevölkerung, die Hoteliers an der Spitze, sollen mehr auf Gut als auf Blut gerichtet sein. Also, ich wiederhole, warum nicht Leontine? Aber so hübsch Du mir eben das Kegelspiel beschrieben hast, so find’ ich es dennoch für fünf Wochen etwas zu wenig. Um so mehr, als ich fest überzeugt bin, daß ich niemals dreimal hintereinander alle Neun werfen werde.“</p><lb/> <p>„Nein,“ sagte sie mit jenem Ausdruck von Spott, darin Frauen, ihren Ehemännern gegenüber, allemal Meister sind. „Nein, James, <hi rendition="#g">das</hi> wirst Du nicht.“ Und in ihrer plötzlich erwachten guten Laune schien sie grad’ einen neuen Pfeil aus dem Köcher nehmen und ihren Triumph durch einen zweiten wohlgezielten Schuß vervollständigen zu wollen, als ein eintretender Diener den Justizrat Markauer meldete.</p><lb/> <p>James ging dem Angemeldeten entgegen, der seinerseits, unter nur leichtem Gruße gegen den </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0137]
man kann auch das verlernen, aber Du hast mich aufgefordert Vorschläge zu machen und Reiseziele zu nennen. Und dem bin ich nachgekommen. Und nun sage mir, was hast Du gegen Norderney?“
„Nicht das geringste. Wenn Du also willst, so nehmen wir Norderney. Warum nicht? Es ist schließlich keine Karaiben-Insel von anthropophagem Charakter und die wilden Triebe sowohl der einheimischen wie der eingewanderten Bevölkerung, die Hoteliers an der Spitze, sollen mehr auf Gut als auf Blut gerichtet sein. Also, ich wiederhole, warum nicht Leontine? Aber so hübsch Du mir eben das Kegelspiel beschrieben hast, so find’ ich es dennoch für fünf Wochen etwas zu wenig. Um so mehr, als ich fest überzeugt bin, daß ich niemals dreimal hintereinander alle Neun werfen werde.“
„Nein,“ sagte sie mit jenem Ausdruck von Spott, darin Frauen, ihren Ehemännern gegenüber, allemal Meister sind. „Nein, James, das wirst Du nicht.“ Und in ihrer plötzlich erwachten guten Laune schien sie grad’ einen neuen Pfeil aus dem Köcher nehmen und ihren Triumph durch einen zweiten wohlgezielten Schuß vervollständigen zu wollen, als ein eintretender Diener den Justizrat Markauer meldete.
James ging dem Angemeldeten entgegen, der seinerseits, unter nur leichtem Gruße gegen den
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/137>, abgerufen am 04.07.2024. |