Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Und nun erzählten sie, daß eine der Onkel Dodoschen Raketen auf das alte Dach der Eremitage gefallen und in Folge davon der ganze Rohr- und Rindenbau rasch niedergebrannt sei. "Wir kriegen nun eine bessere," sagte Alice. "Papa war auch in Sorge der Scheunen halber und Alfred lief, um die Spritze zu holen. Und deshalb haben sie gestürmt. Es war aber eigentlich nicht nötig." "Und die Mama?" "Nun die kriegte natürlich ihren Weinkrampf. Als aber Onkel eine Nessel ausriß und sie damit schlagen wollte, weil er sagte, ,das hülfe,' da schlug es um und sie kriegte nun ihren Lachkrampf und gleich darauf erholte sie sich wieder." "Und kommen sie bald?" "Ich wundre mich, daß sie noch nicht da sind." Ich meinerseits hatte nicht Lust, der Entwickelung dieser Tragikomödie beizuwohnen und bat deshalb die Kinder, mich bei den Eltern entschuldigen zu wollen. Ich hätte Kopfweh. Und unter diesen Worten zog ich mich auch wirklich zurück und schlief bald ein. Aber es war kein rechter Schlaf. Immer sah ich eine Rakete steigen und dann gab es einen Puff und dann fielen drei Leuchtkugeln nieder und dazwischen stürmte die Feuerglocke. Menschen sah ich nicht, mit Ausnahme Frau Karolinens, die, Und nun erzählten sie, daß eine der Onkel Dodoschen Raketen auf das alte Dach der Eremitage gefallen und in Folge davon der ganze Rohr- und Rindenbau rasch niedergebrannt sei. „Wir kriegen nun eine bessere,“ sagte Alice. „Papa war auch in Sorge der Scheunen halber und Alfred lief, um die Spritze zu holen. Und deshalb haben sie gestürmt. Es war aber eigentlich nicht nötig.“ „Und die Mama?“ „Nun die kriegte natürlich ihren Weinkrampf. Als aber Onkel eine Nessel ausriß und sie damit schlagen wollte, weil er sagte, ‚das hülfe,‘ da schlug es um und sie kriegte nun ihren Lachkrampf und gleich darauf erholte sie sich wieder.“ „Und kommen sie bald?“ „Ich wundre mich, daß sie noch nicht da sind.“ Ich meinerseits hatte nicht Lust, der Entwickelung dieser Tragikomödie beizuwohnen und bat deshalb die Kinder, mich bei den Eltern entschuldigen zu wollen. Ich hätte Kopfweh. Und unter diesen Worten zog ich mich auch wirklich zurück und schlief bald ein. Aber es war kein rechter Schlaf. Immer sah ich eine Rakete steigen und dann gab es einen Puff und dann fielen drei Leuchtkugeln nieder und dazwischen stürmte die Feuerglocke. Menschen sah ich nicht, mit Ausnahme Frau Karolinens, die, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0120" n="118"/> <p>Und nun erzählten sie, daß eine der Onkel Dodoschen Raketen auf das alte Dach der Eremitage gefallen und in Folge davon der ganze Rohr- und Rindenbau rasch niedergebrannt sei. „Wir kriegen nun eine bessere,“ sagte Alice. „Papa war auch in Sorge der Scheunen halber und Alfred lief, um die Spritze zu holen. Und deshalb haben sie gestürmt. Es war aber eigentlich nicht nötig.“</p><lb/> <p>„Und die Mama?“</p><lb/> <p>„Nun die kriegte natürlich ihren Weinkrampf. Als aber Onkel eine Nessel ausriß und sie damit schlagen wollte, weil er sagte, ‚das hülfe,‘ da schlug es um und sie kriegte nun ihren Lachkrampf und gleich darauf erholte sie sich wieder.“</p><lb/> <p>„Und kommen sie bald?“</p><lb/> <p>„Ich wundre mich, daß sie noch nicht da sind.“</p><lb/> <p>Ich meinerseits hatte nicht Lust, der Entwickelung dieser Tragikomödie beizuwohnen und bat deshalb die Kinder, mich bei den Eltern entschuldigen zu wollen. Ich hätte Kopfweh. Und unter diesen Worten zog ich mich auch wirklich zurück und schlief bald ein. Aber es war kein rechter Schlaf. Immer sah ich eine Rakete steigen und dann gab es einen Puff und dann fielen drei Leuchtkugeln nieder und dazwischen stürmte die Feuerglocke. Menschen sah ich nicht, mit Ausnahme Frau Karolinens, die, </p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0120]
Und nun erzählten sie, daß eine der Onkel Dodoschen Raketen auf das alte Dach der Eremitage gefallen und in Folge davon der ganze Rohr- und Rindenbau rasch niedergebrannt sei. „Wir kriegen nun eine bessere,“ sagte Alice. „Papa war auch in Sorge der Scheunen halber und Alfred lief, um die Spritze zu holen. Und deshalb haben sie gestürmt. Es war aber eigentlich nicht nötig.“
„Und die Mama?“
„Nun die kriegte natürlich ihren Weinkrampf. Als aber Onkel eine Nessel ausriß und sie damit schlagen wollte, weil er sagte, ‚das hülfe,‘ da schlug es um und sie kriegte nun ihren Lachkrampf und gleich darauf erholte sie sich wieder.“
„Und kommen sie bald?“
„Ich wundre mich, daß sie noch nicht da sind.“
Ich meinerseits hatte nicht Lust, der Entwickelung dieser Tragikomödie beizuwohnen und bat deshalb die Kinder, mich bei den Eltern entschuldigen zu wollen. Ich hätte Kopfweh. Und unter diesen Worten zog ich mich auch wirklich zurück und schlief bald ein. Aber es war kein rechter Schlaf. Immer sah ich eine Rakete steigen und dann gab es einen Puff und dann fielen drei Leuchtkugeln nieder und dazwischen stürmte die Feuerglocke. Menschen sah ich nicht, mit Ausnahme Frau Karolinens, die,
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
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