Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

"Esther."

"Nun, das ginge. Viele Engländerinnen heißen so. Und ihr Vatersname?"

"Blumenthal."

"Das ist freilich schon schlimmer. Aber am Ende mag auch das hingehen, weil es ein zweilebiger Name ist, sozusagen a deux mains zu gebrauchen, und wenn du Stabsoffizier bist (leider noch weitab) und es heißt dann bei Hofe, wo du doch wohl verkehren wirst: ,die Frau Majorin oder die Frau Oberst von Poggenpuhl ist eine Blumenthal', so hält sie jeder für eine Enkelin des Feldmarschalls. Ein Poggenpuhl, der eine Blumenthal heiratet, so viel Vorteil muß man am Ende von einem alten Namen haben, rückt sofort auf den rechten Flügel der Möglichkeiten."

"Bravo, Manon. Also deine Bedenken zerrinnen."

"Doch nicht ganz; so viel kann ich nicht zugeben. Jch mühe mich nur einfach, aus Esther und Blumenthal das Beste zu machen. Außerdem, ich begreife deine Lage, fühle den Druck mit und freue mich, daß du heraus willst. Aber wenn es irgend sein kann, bleibe im Lande und nähre dich redlich; laß es nicht an der Weichsel sein, nicht Esther; sie kann, wie sie auch sei, an Flora nicht heranreichen. Zudem die ganze Bartensteinsche Familie - es sind

„Esther.“

„Nun, das ginge. Viele Engländerinnen heißen so. Und ihr Vatersname?“

„Blumenthal.“

„Das ist freilich schon schlimmer. Aber am Ende mag auch das hingehen, weil es ein zweilebiger Name ist, sozusagen à deux mains zu gebrauchen, und wenn du Stabsoffizier bist (leider noch weitab) und es heißt dann bei Hofe, wo du doch wohl verkehren wirst: ‚die Frau Majorin oder die Frau Oberst von Poggenpuhl ist eine Blumenthal‘, so hält sie jeder für eine Enkelin des Feldmarschalls. Ein Poggenpuhl, der eine Blumenthal heiratet, so viel Vorteil muß man am Ende von einem alten Namen haben, rückt sofort auf den rechten Flügel der Möglichkeiten.“

„Bravo, Manon. Also deine Bedenken zerrinnen.“

„Doch nicht ganz; so viel kann ich nicht zugeben. Jch mühe mich nur einfach, aus Esther und Blumenthal das Beste zu machen. Außerdem, ich begreife deine Lage, fühle den Druck mit und freue mich, daß du heraus willst. Aber wenn es irgend sein kann, bleibe im Lande und nähre dich redlich; laß es nicht an der Weichsel sein, nicht Esther; sie kann, wie sie auch sei, an Flora nicht heranreichen. Zudem die ganze Bartensteinsche Familie – es sind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0098" n="91"/>
        <p>&#x201E;Esther.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, das ginge. Viele Engländerinnen heißen so. Und ihr Vatersname?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Blumenthal.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das ist freilich schon schlimmer. Aber am Ende mag auch das hingehen, weil es                      ein zweilebiger Name ist, sozusagen à deux mains zu gebrauchen, und wenn du                      Stabsoffizier bist (leider noch weitab) und es heißt dann bei Hofe, wo du doch                      wohl verkehren wirst: &#x201A;die Frau Majorin oder die Frau Oberst von Poggenpuhl ist                      eine Blumenthal&#x2018;, so hält sie jeder für eine Enkelin des Feldmarschalls. Ein                      Poggenpuhl, der eine Blumenthal heiratet, so viel Vorteil muß man am Ende von                      einem alten Namen haben, rückt sofort auf den rechten Flügel der                      Möglichkeiten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Bravo, Manon. Also deine Bedenken zerrinnen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Doch nicht ganz; so viel kann ich nicht zugeben. Jch mühe mich nur einfach, aus                      Esther und Blumenthal das Beste zu machen. Außerdem, ich begreife deine Lage,                      fühle den Druck mit und freue mich, daß du heraus willst. Aber wenn es irgend                      sein kann, bleibe im Lande und nähre dich redlich; laß es nicht an der Weichsel                      sein, nicht Esther; sie kann, wie sie auch sei, an Flora nicht heranreichen.                      Zudem die ganze Bartensteinsche Familie &#x2013; es sind<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0098] „Esther.“ „Nun, das ginge. Viele Engländerinnen heißen so. Und ihr Vatersname?“ „Blumenthal.“ „Das ist freilich schon schlimmer. Aber am Ende mag auch das hingehen, weil es ein zweilebiger Name ist, sozusagen à deux mains zu gebrauchen, und wenn du Stabsoffizier bist (leider noch weitab) und es heißt dann bei Hofe, wo du doch wohl verkehren wirst: ‚die Frau Majorin oder die Frau Oberst von Poggenpuhl ist eine Blumenthal‘, so hält sie jeder für eine Enkelin des Feldmarschalls. Ein Poggenpuhl, der eine Blumenthal heiratet, so viel Vorteil muß man am Ende von einem alten Namen haben, rückt sofort auf den rechten Flügel der Möglichkeiten.“ „Bravo, Manon. Also deine Bedenken zerrinnen.“ „Doch nicht ganz; so viel kann ich nicht zugeben. Jch mühe mich nur einfach, aus Esther und Blumenthal das Beste zu machen. Außerdem, ich begreife deine Lage, fühle den Druck mit und freue mich, daß du heraus willst. Aber wenn es irgend sein kann, bleibe im Lande und nähre dich redlich; laß es nicht an der Weichsel sein, nicht Esther; sie kann, wie sie auch sei, an Flora nicht heranreichen. Zudem die ganze Bartensteinsche Familie – es sind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/98
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/98>, abgerufen am 24.11.2024.