Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902."Vollkommen, Herr General. Der Lord Byronsche Manfred ..." "Und dann, Pardon, Herr von Klessentin, der ältere Bruder in der ,Braut von Messina', ... der, wenn mir recht ist, etwas weniger schuldbelastete ..." "... Zu Befehl, Herr General. Aber, Verzeihung, das ist eigentlich ein Don Manuel." "Ah, richtig, richtig. Don Manuel, Don Manfred, oder auch bloß Manfred, das ist mir durcheinander gelaufen ... Und Sie meinen, dieser Manfred, also wahrscheinlich auch dieser Manuel, beide Rollen, wie Sie sich ausdrückten, lägen ganz außerhalb Jhrer Sphäre." "Gewiß, Herr General. Der Byronsche Manfred ist eine Pyramidalrolle, groß, erhaben wie Lord Byron selbst, während ich durchaus auf einer Anfängerstufe stehe." "Das ändert sich. Das ist überall dasselbe. Heute Fähnrich und nach vierzig Jahren General; kommt Zeit, kommt Rat." "Wollte Gott, daß es so läge, Herr General. Aber es liegt anders. Jch bin nun 'mal in der Bühnenlaufbahn drin und muß jetzt dabei verbleiben, ein ewiges Umsatteln macht einen schlechten Eindruck. Aber es ist mir, gerade seit ich dabei bin, ganz klar geworden, daß ,Herr Manfred' kein großer Künstler- „Vollkommen, Herr General. Der Lord Byronsche Manfred …“ „Und dann, Pardon, Herr von Klessentin, der ältere Bruder in der ‚Braut von Messina‘, … der, wenn mir recht ist, etwas weniger schuldbelastete …“ „… Zu Befehl, Herr General. Aber, Verzeihung, das ist eigentlich ein Don Manuel.“ „Ah, richtig, richtig. Don Manuel, Don Manfred, oder auch bloß Manfred, das ist mir durcheinander gelaufen … Und Sie meinen, dieser Manfred, also wahrscheinlich auch dieser Manuel, beide Rollen, wie Sie sich ausdrückten, lägen ganz außerhalb Jhrer Sphäre.“ „Gewiß, Herr General. Der Byronsche Manfred ist eine Pyramidalrolle, groß, erhaben wie Lord Byron selbst, während ich durchaus auf einer Anfängerstufe stehe.“ „Das ändert sich. Das ist überall dasselbe. Heute Fähnrich und nach vierzig Jahren General; kommt Zeit, kommt Rat.“ „Wollte Gott, daß es so läge, Herr General. Aber es liegt anders. Jch bin nun ’mal in der Bühnenlaufbahn drin und muß jetzt dabei verbleiben, ein ewiges Umsatteln macht einen schlechten Eindruck. Aber es ist mir, gerade seit ich dabei bin, ganz klar geworden, daß ‚Herr Manfred‘ kein großer Künstler- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0080" n="73"/> <p>„Vollkommen, Herr General. Der Lord Byronsche Manfred …“</p><lb/> <p>„Und dann, Pardon, Herr von Klessentin, der ältere Bruder in der ‚Braut von Messina‘, … der, wenn mir recht ist, etwas weniger schuldbelastete …“</p><lb/> <p>„… Zu Befehl, Herr General. Aber, Verzeihung, das ist eigentlich ein Don Manuel.“</p><lb/> <p>„Ah, richtig, richtig. Don Manuel, Don Manfred, oder auch bloß Manfred, das ist mir durcheinander gelaufen … Und Sie meinen, dieser Manfred, also wahrscheinlich auch dieser Manuel, beide Rollen, wie Sie sich ausdrückten, lägen ganz außerhalb Jhrer Sphäre.“</p><lb/> <p>„Gewiß, Herr General. Der Byronsche Manfred ist eine Pyramidalrolle, groß, erhaben wie Lord Byron selbst, während ich durchaus auf einer Anfängerstufe stehe.“</p><lb/> <p>„Das ändert sich. Das ist überall dasselbe. Heute Fähnrich und nach vierzig Jahren General; kommt Zeit, kommt Rat.“</p><lb/> <p>„Wollte Gott, daß es so läge, Herr General. Aber es liegt anders. Jch bin nun ’mal in der Bühnenlaufbahn drin und muß jetzt dabei verbleiben, ein ewiges Umsatteln macht einen schlechten Eindruck. Aber es ist mir, gerade seit ich dabei bin, ganz klar geworden, daß ‚Herr Manfred‘ kein großer Künstler-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0080]
„Vollkommen, Herr General. Der Lord Byronsche Manfred …“
„Und dann, Pardon, Herr von Klessentin, der ältere Bruder in der ‚Braut von Messina‘, … der, wenn mir recht ist, etwas weniger schuldbelastete …“
„… Zu Befehl, Herr General. Aber, Verzeihung, das ist eigentlich ein Don Manuel.“
„Ah, richtig, richtig. Don Manuel, Don Manfred, oder auch bloß Manfred, das ist mir durcheinander gelaufen … Und Sie meinen, dieser Manfred, also wahrscheinlich auch dieser Manuel, beide Rollen, wie Sie sich ausdrückten, lägen ganz außerhalb Jhrer Sphäre.“
„Gewiß, Herr General. Der Byronsche Manfred ist eine Pyramidalrolle, groß, erhaben wie Lord Byron selbst, während ich durchaus auf einer Anfängerstufe stehe.“
„Das ändert sich. Das ist überall dasselbe. Heute Fähnrich und nach vierzig Jahren General; kommt Zeit, kommt Rat.“
„Wollte Gott, daß es so läge, Herr General. Aber es liegt anders. Jch bin nun ’mal in der Bühnenlaufbahn drin und muß jetzt dabei verbleiben, ein ewiges Umsatteln macht einen schlechten Eindruck. Aber es ist mir, gerade seit ich dabei bin, ganz klar geworden, daß ‚Herr Manfred‘ kein großer Künstler-
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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