Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Dreier,' so was Klassisches will ich mal wieder hören. Und dann gehen wir zu Helms und trinken Grog oder Chokolade mit Schlagsahne und dann in die Reichshallen." "O, das ist ein glücklicher Einfall," sagte Manon. "Nicht wahr, Sophie? Du bist so still; sprich doch auch ... Für Therese wird es wohl nicht passen, sie wird die Reichshallen nicht vornehm genug finden. Aber zwei Schwestern ist auch genug, und ich freue mich herzlich. Nur mußt du's so einrichten, daß wir etwa um neun bei Bartensteins sind oder doch nicht viel später. Ja, Leo, bis in die Voßstraße mußt du uns dann bringen." "Gern. Aber wozu? Was ist denn da los?" "Polterabendprobe. Seraphine Schweriner, eine Cousine von Flora, verheiratet sich in vierzehn Tagen, und da haben wir seit Weihnachten immer Proben. Jch spiele mit, sogar zweimal, erst Quirlmädchen, dann Slowake mit Mausefallen. Jch soll reizend aussehen." "Natürlich." "Und Sophie hat ein Transparent gemalt und den Prolog gedichtet. Aber sie will ihn nicht sprechen." "Das mußt du dann am Ende auch noch." "Vielleicht; aber jedenfalls nicht gern. Prolog ist immer zu langweilig. Jeder ist immer froh, wenn Dreier,‘ so was Klassisches will ich mal wieder hören. Und dann gehen wir zu Helms und trinken Grog oder Chokolade mit Schlagsahne und dann in die Reichshallen.“ „O, das ist ein glücklicher Einfall,“ sagte Manon. „Nicht wahr, Sophie? Du bist so still; sprich doch auch … Für Therese wird es wohl nicht passen, sie wird die Reichshallen nicht vornehm genug finden. Aber zwei Schwestern ist auch genug, und ich freue mich herzlich. Nur mußt du’s so einrichten, daß wir etwa um neun bei Bartensteins sind oder doch nicht viel später. Ja, Leo, bis in die Voßstraße mußt du uns dann bringen.“ „Gern. Aber wozu? Was ist denn da los?“ „Polterabendprobe. Seraphine Schweriner, eine Cousine von Flora, verheiratet sich in vierzehn Tagen, und da haben wir seit Weihnachten immer Proben. Jch spiele mit, sogar zweimal, erst Quirlmädchen, dann Slowake mit Mausefallen. Jch soll reizend aussehen.“ „Natürlich.“ „Und Sophie hat ein Transparent gemalt und den Prolog gedichtet. Aber sie will ihn nicht sprechen.“ „Das mußt du dann am Ende auch noch.“ „Vielleicht; aber jedenfalls nicht gern. Prolog ist immer zu langweilig. Jeder ist immer froh, wenn <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036" n="29"/> Dreier,‘ so was Klassisches will ich mal wieder hören. Und dann gehen wir zu Helms und trinken Grog oder Chokolade mit Schlagsahne und dann in die Reichshallen.“</p><lb/> <p>„O, das ist ein glücklicher Einfall,“ sagte Manon. „Nicht wahr, Sophie? Du bist so still; sprich doch auch … Für Therese wird es wohl nicht passen, sie wird die Reichshallen nicht vornehm genug finden. Aber zwei Schwestern ist auch genug, und ich freue mich herzlich. Nur mußt du’s so einrichten, daß wir etwa um neun bei Bartensteins sind oder doch nicht viel später. Ja, Leo, bis in die Voßstraße mußt du uns dann bringen.“</p><lb/> <p>„Gern. Aber wozu? Was ist denn da los?“</p><lb/> <p>„Polterabendprobe. Seraphine Schweriner, eine Cousine von Flora, verheiratet sich in vierzehn Tagen, und da haben wir seit Weihnachten immer Proben. Jch spiele mit, sogar zweimal, erst Quirlmädchen, dann Slowake mit Mausefallen. Jch soll reizend aussehen.“</p><lb/> <p>„Natürlich.“</p><lb/> <p>„Und Sophie hat ein Transparent gemalt und den Prolog gedichtet. Aber sie will ihn nicht sprechen.“</p><lb/> <p>„Das mußt du dann am Ende auch noch.“</p><lb/> <p>„Vielleicht; aber jedenfalls nicht gern. Prolog ist immer zu langweilig. Jeder ist immer froh, wenn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0036]
Dreier,‘ so was Klassisches will ich mal wieder hören. Und dann gehen wir zu Helms und trinken Grog oder Chokolade mit Schlagsahne und dann in die Reichshallen.“
„O, das ist ein glücklicher Einfall,“ sagte Manon. „Nicht wahr, Sophie? Du bist so still; sprich doch auch … Für Therese wird es wohl nicht passen, sie wird die Reichshallen nicht vornehm genug finden. Aber zwei Schwestern ist auch genug, und ich freue mich herzlich. Nur mußt du’s so einrichten, daß wir etwa um neun bei Bartensteins sind oder doch nicht viel später. Ja, Leo, bis in die Voßstraße mußt du uns dann bringen.“
„Gern. Aber wozu? Was ist denn da los?“
„Polterabendprobe. Seraphine Schweriner, eine Cousine von Flora, verheiratet sich in vierzehn Tagen, und da haben wir seit Weihnachten immer Proben. Jch spiele mit, sogar zweimal, erst Quirlmädchen, dann Slowake mit Mausefallen. Jch soll reizend aussehen.“
„Natürlich.“
„Und Sophie hat ein Transparent gemalt und den Prolog gedichtet. Aber sie will ihn nicht sprechen.“
„Das mußt du dann am Ende auch noch.“
„Vielleicht; aber jedenfalls nicht gern. Prolog ist immer zu langweilig. Jeder ist immer froh, wenn
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/36>, abgerufen am 28.07.2024. |