Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Die beiden jüngeren Schwestern klatschten in die Hände, ja, selbst Therese, so viel sie an diesem Uebermut auszusetzen hatte, freute sich des Besuchs. Nur die Mutter sagte: "Ja, da soll ich mich nun freuen. Aber kann ich mich freuen? Herkommen wird er ja wohl gerade mit dem Geld, aber wenn er hier ist, müssen wir ihm doch ein paar gute Tage machen, und wenn er auch bescheiden in seinen Ansprüchen ist, so muß er doch den dritten Tag wieder zurück und dafür müssen wir aufkommen." "Sprich doch nicht immer davon," sagte Therese. "Ja, Therese, du denkst immer, ein Livreediener wird dir eine Kassette bringen mit der Aufschrift ,dem tapferen Hause Poggenpuhl', aber das sind alles Märchengeschichten, und der Mann am Schalter, der die Fahrkarten verkauft, ist eine unerbittliche Wirklichkeit." "Ach, Mama," sagte Sophie, "damit mußt du dir die Vorfreude nicht verderben. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, so hat er geschrieben, und wenn sie nicht geschehen, so laß ich mir auf meine letzten Bilder einen Vorschuß geben, und wenn auch das nicht geht, so ..." "Nun, so haben wir immer noch die Zuckerdose," warf Manon ein. "Ja, die soll jedesmal aushelfen. Aber mit einemmal ist sie doch weg." Die beiden jüngeren Schwestern klatschten in die Hände, ja, selbst Therese, so viel sie an diesem Uebermut auszusetzen hatte, freute sich des Besuchs. Nur die Mutter sagte: „Ja, da soll ich mich nun freuen. Aber kann ich mich freuen? Herkommen wird er ja wohl gerade mit dem Geld, aber wenn er hier ist, müssen wir ihm doch ein paar gute Tage machen, und wenn er auch bescheiden in seinen Ansprüchen ist, so muß er doch den dritten Tag wieder zurück und dafür müssen wir aufkommen.“ „Sprich doch nicht immer davon,“ sagte Therese. „Ja, Therese, du denkst immer, ein Livreediener wird dir eine Kassette bringen mit der Aufschrift ‚dem tapferen Hause Poggenpuhl‘, aber das sind alles Märchengeschichten, und der Mann am Schalter, der die Fahrkarten verkauft, ist eine unerbittliche Wirklichkeit.“ „Ach, Mama,“ sagte Sophie, „damit mußt du dir die Vorfreude nicht verderben. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, so hat er geschrieben, und wenn sie nicht geschehen, so laß ich mir auf meine letzten Bilder einen Vorschuß geben, und wenn auch das nicht geht, so …“ „Nun, so haben wir immer noch die Zuckerdose,“ warf Manon ein. „Ja, die soll jedesmal aushelfen. Aber mit einemmal ist sie doch weg.“ <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0030" n="23"/> <p>Die beiden jüngeren Schwestern klatschten in die Hände, ja, selbst Therese, so viel sie an diesem Uebermut auszusetzen hatte, freute sich des Besuchs. Nur die Mutter sagte: „Ja, da soll ich mich nun freuen. Aber kann ich mich freuen? Herkommen wird er ja wohl gerade mit dem Geld, aber wenn er hier ist, müssen wir ihm doch ein paar gute Tage machen, und wenn er auch bescheiden in seinen Ansprüchen ist, so muß er doch den dritten Tag wieder zurück und dafür müssen wir aufkommen.“</p><lb/> <p>„Sprich doch nicht immer davon,“ sagte Therese.</p><lb/> <p>„Ja, Therese, du denkst immer, ein Livreediener wird dir eine Kassette bringen mit der Aufschrift ‚dem tapferen Hause Poggenpuhl‘, aber das sind alles Märchengeschichten, und der Mann am Schalter, der die Fahrkarten verkauft, ist eine unerbittliche Wirklichkeit.“</p><lb/> <p>„Ach, Mama,“ sagte Sophie, „damit mußt du dir die Vorfreude nicht verderben. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, so hat er geschrieben, und wenn sie nicht geschehen, so laß ich mir auf meine letzten Bilder einen Vorschuß geben, und wenn auch das nicht geht, so …“</p><lb/> <p>„Nun, so haben wir immer noch die Zuckerdose,“ warf Manon ein.</p><lb/> <p>„Ja, die soll jedesmal aushelfen. Aber mit einemmal ist sie doch weg.“</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [23/0030]
Die beiden jüngeren Schwestern klatschten in die Hände, ja, selbst Therese, so viel sie an diesem Uebermut auszusetzen hatte, freute sich des Besuchs. Nur die Mutter sagte: „Ja, da soll ich mich nun freuen. Aber kann ich mich freuen? Herkommen wird er ja wohl gerade mit dem Geld, aber wenn er hier ist, müssen wir ihm doch ein paar gute Tage machen, und wenn er auch bescheiden in seinen Ansprüchen ist, so muß er doch den dritten Tag wieder zurück und dafür müssen wir aufkommen.“
„Sprich doch nicht immer davon,“ sagte Therese.
„Ja, Therese, du denkst immer, ein Livreediener wird dir eine Kassette bringen mit der Aufschrift ‚dem tapferen Hause Poggenpuhl‘, aber das sind alles Märchengeschichten, und der Mann am Schalter, der die Fahrkarten verkauft, ist eine unerbittliche Wirklichkeit.“
„Ach, Mama,“ sagte Sophie, „damit mußt du dir die Vorfreude nicht verderben. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, so hat er geschrieben, und wenn sie nicht geschehen, so laß ich mir auf meine letzten Bilder einen Vorschuß geben, und wenn auch das nicht geht, so …“
„Nun, so haben wir immer noch die Zuckerdose,“ warf Manon ein.
„Ja, die soll jedesmal aushelfen. Aber mit einemmal ist sie doch weg.“
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/30>, abgerufen am 17.02.2025. |