Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.nahm ihm den Koffer ab und im selben Augenblicke sagte Sophie: "Bitte, Herr Nebelung ... Jch danke Jhnen." Unten aber, in seine Portierloge zurückgekehrt, warf Nebelung ein blankes Markstück auf den Tisch und sagte: "Da, Mutter, das muß in die Sparbüchse. Pogge von Poggenpuhl ... Un noch dazu von Sophiechen ... Jungferngeld; das heckt." Agnes, die nur die Schlußworte gehört hatte, drehte sich verächtlich um. An der Thüreinfassung oben hing ein halber Papierbogen mit "Willkommen" von Friederikens eigener Hand. Aus Schreibunsicherheit oder vielleicht auch aus Ersparnis hatten die Buchstaben alle keinen rechten Tintenkorpus, sondern bestanden bloß aus zwei nebeneinander herlaufenden Linien. Jn der Blumenschale vor dem Bilde des Sohrschen befanden sich rote und weiße Markt-Astern. Einige davon waren für den Hochkircher bestimmt gewesen und zwar zum Einstecken hinter den Rahmen; aber Friederike hatte wieder Abstand davon genommen mit der Bemerkung: "Den kenn' ich; wenn man ihn anrührt, fällt er." "Na, leben thust du ja noch," sagte die Majorin, als ihr Friederike dienstbeflissen den Mantel abnahm. nahm ihm den Koffer ab und im selben Augenblicke sagte Sophie: „Bitte, Herr Nebelung … Jch danke Jhnen.“ Unten aber, in seine Portierloge zurückgekehrt, warf Nebelung ein blankes Markstück auf den Tisch und sagte: „Da, Mutter, das muß in die Sparbüchse. Pogge von Poggenpuhl … Un noch dazu von Sophiechen … Jungferngeld; das heckt.“ Agnes, die nur die Schlußworte gehört hatte, drehte sich verächtlich um. An der Thüreinfassung oben hing ein halber Papierbogen mit „Willkommen“ von Friederikens eigener Hand. Aus Schreibunsicherheit oder vielleicht auch aus Ersparnis hatten die Buchstaben alle keinen rechten Tintenkorpus, sondern bestanden bloß aus zwei nebeneinander herlaufenden Linien. Jn der Blumenschale vor dem Bilde des Sohrschen befanden sich rote und weiße Markt-Astern. Einige davon waren für den Hochkircher bestimmt gewesen und zwar zum Einstecken hinter den Rahmen; aber Friederike hatte wieder Abstand davon genommen mit der Bemerkung: „Den kenn’ ich; wenn man ihn anrührt, fällt er.“ „Na, leben thust du ja noch,“ sagte die Majorin, als ihr Friederike dienstbeflissen den Mantel abnahm. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0177" n="170"/> nahm ihm den Koffer ab und im selben Augenblicke sagte Sophie: „Bitte, Herr Nebelung … Jch danke Jhnen.“ Unten aber, in seine Portierloge zurückgekehrt, warf Nebelung ein blankes Markstück auf den Tisch und sagte: „Da, Mutter, <hi rendition="#g">das</hi> muß in die Sparbüchse. Pogge von Poggenpuhl … Un noch dazu von Sophiechen … Jungferngeld; das heckt.“</p><lb/> <p>Agnes, die nur die Schlußworte gehört hatte, drehte sich verächtlich um.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>An der Thüreinfassung oben hing ein halber Papierbogen mit „Willkommen“ von Friederikens eigener Hand. Aus Schreibunsicherheit oder vielleicht auch aus Ersparnis hatten die Buchstaben alle keinen rechten Tintenkorpus, sondern bestanden bloß aus zwei nebeneinander herlaufenden Linien. Jn der Blumenschale vor dem Bilde des Sohrschen befanden sich rote und weiße Markt-Astern. Einige davon waren für den Hochkircher bestimmt gewesen und zwar zum Einstecken hinter den Rahmen; aber Friederike hatte wieder Abstand davon genommen mit der Bemerkung: „Den kenn’ ich; wenn man ihn anrührt, fällt er.“</p><lb/> <p>„Na, leben thust du ja noch,“ sagte die Majorin, als ihr Friederike dienstbeflissen den Mantel <choice><sic>abnahm,</sic><corr>abnahm.</corr></choice><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0177]
nahm ihm den Koffer ab und im selben Augenblicke sagte Sophie: „Bitte, Herr Nebelung … Jch danke Jhnen.“ Unten aber, in seine Portierloge zurückgekehrt, warf Nebelung ein blankes Markstück auf den Tisch und sagte: „Da, Mutter, das muß in die Sparbüchse. Pogge von Poggenpuhl … Un noch dazu von Sophiechen … Jungferngeld; das heckt.“
Agnes, die nur die Schlußworte gehört hatte, drehte sich verächtlich um.
An der Thüreinfassung oben hing ein halber Papierbogen mit „Willkommen“ von Friederikens eigener Hand. Aus Schreibunsicherheit oder vielleicht auch aus Ersparnis hatten die Buchstaben alle keinen rechten Tintenkorpus, sondern bestanden bloß aus zwei nebeneinander herlaufenden Linien. Jn der Blumenschale vor dem Bilde des Sohrschen befanden sich rote und weiße Markt-Astern. Einige davon waren für den Hochkircher bestimmt gewesen und zwar zum Einstecken hinter den Rahmen; aber Friederike hatte wieder Abstand davon genommen mit der Bemerkung: „Den kenn’ ich; wenn man ihn anrührt, fällt er.“
„Na, leben thust du ja noch,“ sagte die Majorin, als ihr Friederike dienstbeflissen den Mantel abnahm.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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