Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

hat mich Alles ganz ungemein interessirt. Da liegt nämlich, was Du vielleicht nicht weißt, Hippolyta von Uchtenhagen begraben und hat einen schönen Grabstein. Ich glaube so um 1590 herum. Damals gab man noch Geld für so was aus. Aber was mir in Neuenhagen, als ich damals hinkam, noch interessanter war, das war eine kleine Stube, darin die Schweden einen Neuenhagner Amtmann am Strohfeuer geröstet hatten. Richtiger 30jähriger Krieg. Und jetzt, denke Dir, jetzt schlafen die Leute darin. Ich erschrak ordentlich darüber und sagte, daß ich mir eine andere Schlafstube ausgesucht haben würde."

Mein Papa nickte zustimmend.

"Ja, am Strohfeuer geröstet," wiederholte ich. "Und das Alles, denn sie wollten's dem Amtmann abzwacken, um des verdammten Geldes willen."

"Ja, das verdammte Geld!" sagte mein Vater. "Es ist schon recht und ist auch oft wirklich blos ein verdammtes Geld. Aber es giebt auch ein gutes Geld und ich mache mir jetzt mitunter so meine Gedanken darüber. Man soll nicht einen Amtmann rösten, um es zu kriegen; aber wenn man was hat, dann soll man's fest halten. Geld ist doch 'was, ist eine Macht. Und ihr habt nun Alle nichts."

"Ach, Papa, rede doch nicht davon. Du weißt ja, es ist uns ganz egal."

hat mich Alles ganz ungemein interessirt. Da liegt nämlich, was Du vielleicht nicht weißt, Hippolyta von Uchtenhagen begraben und hat einen schönen Grabstein. Ich glaube so um 1590 herum. Damals gab man noch Geld für so was aus. Aber was mir in Neuenhagen, als ich damals hinkam, noch interessanter war, das war eine kleine Stube, darin die Schweden einen Neuenhagner Amtmann am Strohfeuer geröstet hatten. Richtiger 30jähriger Krieg. Und jetzt, denke Dir, jetzt schlafen die Leute darin. Ich erschrak ordentlich darüber und sagte, daß ich mir eine andere Schlafstube ausgesucht haben würde.“

Mein Papa nickte zustimmend.

„Ja, am Strohfeuer geröstet,“ wiederholte ich. „Und das Alles, denn sie wollten’s dem Amtmann abzwacken, um des verdammten Geldes willen.“

„Ja, das verdammte Geld!“ sagte mein Vater. „Es ist schon recht und ist auch oft wirklich blos ein verdammtes Geld. Aber es giebt auch ein gutes Geld und ich mache mir jetzt mitunter so meine Gedanken darüber. Man soll nicht einen Amtmann rösten, um es zu kriegen; aber wenn man was hat, dann soll man’s fest halten. Geld ist doch ’was, ist eine Macht. Und ihr habt nun Alle nichts.“

„Ach, Papa, rede doch nicht davon. Du weißt ja, es ist uns ganz egal.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0294" n="286"/>
hat mich Alles ganz ungemein interessirt. Da liegt nämlich, was Du vielleicht nicht weißt, Hippolyta von Uchtenhagen begraben und hat einen schönen Grabstein. Ich glaube so um 1590 herum. Damals gab man noch Geld für so was aus. Aber was mir in Neuenhagen, als ich damals hinkam, noch interessanter war, das war eine kleine Stube, darin die Schweden einen Neuenhagner Amtmann am Strohfeuer geröstet hatten. Richtiger 30jähriger Krieg. Und jetzt, denke Dir, jetzt schlafen die Leute darin. Ich erschrak ordentlich darüber und sagte, daß ich mir eine andere Schlafstube ausgesucht haben würde.&#x201C;</p>
        <p>Mein Papa nickte zustimmend.</p>
        <p>&#x201E;Ja, am Strohfeuer geröstet,&#x201C; wiederholte ich. &#x201E;Und das Alles, denn sie wollten&#x2019;s dem Amtmann abzwacken, um des verdammten Geldes willen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, das verdammte Geld!&#x201C; sagte mein Vater. &#x201E;Es ist schon recht und ist auch oft wirklich blos ein verdammtes Geld. Aber es giebt auch ein gutes Geld und ich mache mir jetzt mitunter so meine Gedanken darüber. Man soll nicht einen Amtmann rösten, um es zu kriegen; aber wenn man was hat, dann soll man&#x2019;s fest halten. Geld ist doch &#x2019;was, ist eine Macht. Und ihr habt nun Alle nichts.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach, Papa, rede doch nicht davon. Du weißt ja, es ist uns ganz <choice><sic>egal.</sic><corr type="editorial">egal.&#x201C;</corr></choice></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0294] hat mich Alles ganz ungemein interessirt. Da liegt nämlich, was Du vielleicht nicht weißt, Hippolyta von Uchtenhagen begraben und hat einen schönen Grabstein. Ich glaube so um 1590 herum. Damals gab man noch Geld für so was aus. Aber was mir in Neuenhagen, als ich damals hinkam, noch interessanter war, das war eine kleine Stube, darin die Schweden einen Neuenhagner Amtmann am Strohfeuer geröstet hatten. Richtiger 30jähriger Krieg. Und jetzt, denke Dir, jetzt schlafen die Leute darin. Ich erschrak ordentlich darüber und sagte, daß ich mir eine andere Schlafstube ausgesucht haben würde.“ Mein Papa nickte zustimmend. „Ja, am Strohfeuer geröstet,“ wiederholte ich. „Und das Alles, denn sie wollten’s dem Amtmann abzwacken, um des verdammten Geldes willen.“ „Ja, das verdammte Geld!“ sagte mein Vater. „Es ist schon recht und ist auch oft wirklich blos ein verdammtes Geld. Aber es giebt auch ein gutes Geld und ich mache mir jetzt mitunter so meine Gedanken darüber. Man soll nicht einen Amtmann rösten, um es zu kriegen; aber wenn man was hat, dann soll man’s fest halten. Geld ist doch ’was, ist eine Macht. Und ihr habt nun Alle nichts.“ „Ach, Papa, rede doch nicht davon. Du weißt ja, es ist uns ganz egal.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/294
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/294>, abgerufen am 22.11.2024.