nöthigen Falles schreib' ich unterwegs im Fahren weiter, so gut oder so schlecht es geht. Ich reise mit einer jungen, sehr reizenden Banquierfrau, Madame Salinger, geb. Saling, aus Wien. Als ich mich über die Namensähnlichkeit wunderte, sagte sie: "Joa, schaun's, i hoab halt mei Comp'rativ g'heirath't." Sie spricht in einem fort dergleichen und geht trotz einer zehnjährigen Tochter (blond; die Mutter brünett) ebenfalls nach Schlangenbad. Und auch über Köln und auch, wie ich, eines dort abzustattenden Besuches halber. Das Kind ist gut geartet, aber nicht gut erzogen und hat mir bei dem beständigen Umherklettern im Kupee bereits meinen Sonnenschirm zerbrochen, was die Mutter sehr in Verlegenheit brachte. Auf dem Bahnhofe, wo wir eben halten, d. h. in diesem Augenblicke setzt sich der Zug schon wieder in Bewegung, wimmelt es von Militär, darunter auch Brandenburger Kürassiere mit einem quittgelben Namenszug auf der Achsel¬ klappe; wahrscheinlich Nicolaus. Es macht sich sehr gut. Auch Füsiliere waren da, 35er, kleine Leute, die mir doch kleiner vorkamen als nöthig, obschon Onkel Osten immer zu sagen pflegte: der beste Füsilier sei der, der nur mit bewaffnetem Auge gesehen werden könne. Doch ich schließe. Die Kleine (leider) rennt nach wie vor von einem Kupeefenster zum andern und erschwert mir das
nöthigen Falles ſchreib' ich unterwegs im Fahren weiter, ſo gut oder ſo ſchlecht es geht. Ich reiſe mit einer jungen, ſehr reizenden Banquierfrau, Madame Salinger, geb. Saling, aus Wien. Als ich mich über die Namensähnlichkeit wunderte, ſagte ſie: „Joa, ſchaun's, i hoab halt mei Comp'rativ g'heirath't.“ Sie ſpricht in einem fort dergleichen und geht trotz einer zehnjährigen Tochter (blond; die Mutter brünett) ebenfalls nach Schlangenbad. Und auch über Köln und auch, wie ich, eines dort abzuſtattenden Beſuches halber. Das Kind iſt gut geartet, aber nicht gut erzogen und hat mir bei dem beſtändigen Umherklettern im Kupee bereits meinen Sonnenſchirm zerbrochen, was die Mutter ſehr in Verlegenheit brachte. Auf dem Bahnhofe, wo wir eben halten, d. h. in dieſem Augenblicke ſetzt ſich der Zug ſchon wieder in Bewegung, wimmelt es von Militär, darunter auch Brandenburger Küraſſiere mit einem quittgelben Namenszug auf der Achſel¬ klappe; wahrſcheinlich Nicolaus. Es macht ſich ſehr gut. Auch Füſiliere waren da, 35er, kleine Leute, die mir doch kleiner vorkamen als nöthig, obſchon Onkel Oſten immer zu ſagen pflegte: der beſte Füſilier ſei der, der nur mit bewaffnetem Auge geſehen werden könne. Doch ich ſchließe. Die Kleine (leider) rennt nach wie vor von einem Kupeefenſter zum andern und erſchwert mir das
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nöthigen Falles ſchreib' ich unterwegs im Fahren
weiter, ſo gut oder ſo ſchlecht es geht. Ich reiſe
mit einer jungen, ſehr reizenden Banquierfrau,
Madame Salinger, geb. Saling, aus Wien. Als
ich mich über die Namensähnlichkeit wunderte, ſagte
ſie: „Joa, ſchaun's, i hoab halt mei Comp'rativ
g'heirath't.“ Sie ſpricht in einem fort dergleichen
und geht trotz einer zehnjährigen Tochter (blond; die
Mutter brünett) ebenfalls nach Schlangenbad. Und
auch über Köln und auch, wie ich, eines dort
abzuſtattenden Beſuches halber. Das Kind iſt gut
geartet, aber nicht gut erzogen und hat mir bei dem
beſtändigen Umherklettern im Kupee bereits meinen
Sonnenſchirm zerbrochen, was die Mutter ſehr in
Verlegenheit brachte. Auf dem Bahnhofe, wo wir
eben halten, d. h. in dieſem Augenblicke ſetzt ſich der
Zug ſchon wieder in Bewegung, wimmelt es von
Militär, darunter auch Brandenburger Küraſſiere
mit einem quittgelben Namenszug auf der Achſel¬
klappe; wahrſcheinlich Nicolaus. Es macht ſich ſehr
gut. Auch Füſiliere waren da, 35er, kleine Leute,
die mir doch kleiner vorkamen als nöthig, obſchon
Onkel Oſten immer zu ſagen pflegte: der beſte
Füſilier ſei der, der nur mit bewaffnetem Auge
geſehen werden könne. Doch ich ſchließe. Die
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/226>, abgerufen am 23.11.2024.
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