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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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das junge Paar und Serge, der als einziger Gast
geladen war.


Rienäcker's Wohnung lag keine tausend Schritt
von dem Hause der Frau Nimptsch. Aber Lene
wußte nichts davon und nahm ihren Weg oft durch
die Landgrafenstraße, was sie vermieden haben
würde, wenn sie von dieser Nachbarschaft auch nur
eine Ahnung gehabt hätte.

Doch es konnt' ihr nicht lange ein Geheimniß
bleiben.

Es ging schon in die dritte Oktoberwoche, trotz¬
dem war es noch wie im Sommer und die Sonne
schien so warm, daß man den schärferen Luftton
kaum empfand.

"Ich muß heut in die Stadt, Mutter." sagte
Lene. "Goldstein hat mir geschrieben. Er will
mit mir über ein Muster sprechen, das in die
Wäsche der Waldeck'schen Prinzessin eingestickt werden
soll. Und wenn ich erst in der Stadt bin, will ich
auch die Frau Demuth in der Alten Jakobstraße
besuchen. Man kommt sonst ganz von aller Mensch¬
heit los. Aber um Mittag bin ich wieder hier.
Ich werd' es Frau Dörr sagen, daß sie nach Dir
sieht."

"Laß nur, Lene, laß nur. Ich bin am liebsten

das junge Paar und Serge, der als einziger Gaſt
geladen war.


Rienäcker's Wohnung lag keine tauſend Schritt
von dem Hauſe der Frau Nimptſch. Aber Lene
wußte nichts davon und nahm ihren Weg oft durch
die Landgrafenſtraße, was ſie vermieden haben
würde, wenn ſie von dieſer Nachbarſchaft auch nur
eine Ahnung gehabt hätte.

Doch es konnt' ihr nicht lange ein Geheimniß
bleiben.

Es ging ſchon in die dritte Oktoberwoche, trotz¬
dem war es noch wie im Sommer und die Sonne
ſchien ſo warm, daß man den ſchärferen Luftton
kaum empfand.

„Ich muß heut in die Stadt, Mutter.“ ſagte
Lene. „Goldſtein hat mir geſchrieben. Er will
mit mir über ein Muſter ſprechen, das in die
Wäſche der Waldeck'ſchen Prinzeſſin eingeſtickt werden
ſoll. Und wenn ich erſt in der Stadt bin, will ich
auch die Frau Demuth in der Alten Jakobſtraße
beſuchen. Man kommt ſonſt ganz von aller Menſch¬
heit los. Aber um Mittag bin ich wieder hier.
Ich werd' es Frau Dörr ſagen, daß ſie nach Dir
ſieht.“

„Laß nur, Lene, laß nur. Ich bin am liebſten

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[173/0183] das junge Paar und Serge, der als einziger Gaſt geladen war. Rienäcker's Wohnung lag keine tauſend Schritt von dem Hauſe der Frau Nimptſch. Aber Lene wußte nichts davon und nahm ihren Weg oft durch die Landgrafenſtraße, was ſie vermieden haben würde, wenn ſie von dieſer Nachbarſchaft auch nur eine Ahnung gehabt hätte. Doch es konnt' ihr nicht lange ein Geheimniß bleiben. Es ging ſchon in die dritte Oktoberwoche, trotz¬ dem war es noch wie im Sommer und die Sonne ſchien ſo warm, daß man den ſchärferen Luftton kaum empfand. „Ich muß heut in die Stadt, Mutter.“ ſagte Lene. „Goldſtein hat mir geſchrieben. Er will mit mir über ein Muſter ſprechen, das in die Wäſche der Waldeck'ſchen Prinzeſſin eingeſtickt werden ſoll. Und wenn ich erſt in der Stadt bin, will ich auch die Frau Demuth in der Alten Jakobſtraße beſuchen. Man kommt ſonſt ganz von aller Menſch¬ heit los. Aber um Mittag bin ich wieder hier. Ich werd' es Frau Dörr ſagen, daß ſie nach Dir ſieht.“ „Laß nur, Lene, laß nur. Ich bin am liebſten

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/183>, abgerufen am 24.11.2024.