Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.beiden Frontzimmern, die jedes einen Kamin hatten, Käthe freute sich, unter Händeklatschen, dieser "Ich glaube Wilmersdorf," stotterte Botho. "Nun gut, Wilmersdorf. Aber was heißt das Und damit verließ man den Balkon wieder, um beiden Frontzimmern, die jedes einen Kamin hatten, Käthe freute ſich, unter Händeklatſchen, dieſer „Ich glaube Wilmersdorf,“ ſtotterte Botho. „Nun gut, Wilmersdorf. Aber was heißt das Und damit verließ man den Balkon wieder, um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="172"/> beiden Frontzimmern, die jedes einen Kamin hatten,<lb/> war geheizt, aber Thür und Fenſter ſtanden auf,<lb/> denn es war eine milde Herbſtluft und das Feuer<lb/> brannte nur des Anblicks und des Luftzuges halber.<lb/> Das Schönſte aber war der große Balkon mit ſeinem<lb/> weit herunter fallenden Zeltdach, unter dem hinweg<lb/> man in gerader Richtung ins Freie ſah, erſt über<lb/> das Birkenwäldchen und den Zoologiſchen Garten<lb/> fort und dahinter bis an die Nordſpitze des Grune¬<lb/> walds.</p><lb/> <p>Käthe freute ſich, unter Händeklatſchen, dieſer<lb/> prächtig freien Ausſicht, umarmte die Mama, küßte<lb/> Botho und wies dann plötzlich nach links hin, wo<lb/> zwiſchen vereinzelten Pappeln und Weiden ein<lb/> Schindelthurm ſichtbar wurde. „Sieh, Botho, wie<lb/> komiſch. Er iſt ja wie dreimal eingeknickt. Und<lb/> das Dorf daneben. Wie heißt es?</p><lb/> <p>„Ich glaube Wilmersdorf,“ ſtotterte Botho.</p><lb/> <p>„Nun gut, Wilmersdorf. Aber was heißt das<lb/> ich glaube. Du wirſt doch wiſſen, wie die Dörfer<lb/> hier herum heißen. Sieh nur, Mama, macht er<lb/> nicht ein Geſicht, als ob er uns ein Staats¬<lb/> geheimniß verrathen hätte? Nichts komiſcher als<lb/> dieſe Männer.“</p><lb/> <p>Und damit verließ man den Balkon wieder, um<lb/> in dem dahinter gelegenen Zimmer das erſte Mit¬<lb/> tagsmahl <hi rendition="#aq">en famille</hi> einzunehmen: nur die Mama,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0182]
beiden Frontzimmern, die jedes einen Kamin hatten,
war geheizt, aber Thür und Fenſter ſtanden auf,
denn es war eine milde Herbſtluft und das Feuer
brannte nur des Anblicks und des Luftzuges halber.
Das Schönſte aber war der große Balkon mit ſeinem
weit herunter fallenden Zeltdach, unter dem hinweg
man in gerader Richtung ins Freie ſah, erſt über
das Birkenwäldchen und den Zoologiſchen Garten
fort und dahinter bis an die Nordſpitze des Grune¬
walds.
Käthe freute ſich, unter Händeklatſchen, dieſer
prächtig freien Ausſicht, umarmte die Mama, küßte
Botho und wies dann plötzlich nach links hin, wo
zwiſchen vereinzelten Pappeln und Weiden ein
Schindelthurm ſichtbar wurde. „Sieh, Botho, wie
komiſch. Er iſt ja wie dreimal eingeknickt. Und
das Dorf daneben. Wie heißt es?
„Ich glaube Wilmersdorf,“ ſtotterte Botho.
„Nun gut, Wilmersdorf. Aber was heißt das
ich glaube. Du wirſt doch wiſſen, wie die Dörfer
hier herum heißen. Sieh nur, Mama, macht er
nicht ein Geſicht, als ob er uns ein Staats¬
geheimniß verrathen hätte? Nichts komiſcher als
dieſe Männer.“
Und damit verließ man den Balkon wieder, um
in dem dahinter gelegenen Zimmer das erſte Mit¬
tagsmahl en famille einzunehmen: nur die Mama,
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