Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Teichrosen flechten sie, draußen im Saal, Um Stirn und Nacken sich allzumal, Als bangte jede, des Mondes Licht Selbst könne bräunen ihr Angesicht. Dann schlingen sie Tänze, dann tönt ihr Gesang Zu Necken's melodischem Saitenklang, Bis blasser das scheidende Mondlicht blinkt, Und Schloß und Neck und Nixe versinkt. Schon baut ihren finstern Palast die Nacht, Da heult es im Walde, da knickt es und kracht, -- Ihren Renner, zottig und grau, Reitet zur Tränke die Haidefrau. Ihr Roß ist ein Wolf, schnell wie der Wind,
Blindschleichen die Zügel des Renners sind, Eine Natter ist Peitsche, ein Igel ist Sporn, So jagt sie herbei durch Dickicht und Dorn. Teichroſen flechten ſie, draußen im Saal, Um Stirn und Nacken ſich allzumal, Als bangte jede, des Mondes Licht Selbſt könne bräunen ihr Angeſicht. Dann ſchlingen ſie Tänze, dann tönt ihr Geſang Zu Necken’s melodiſchem Saitenklang, Bis blaſſer das ſcheidende Mondlicht blinkt, Und Schloß und Neck und Nixe verſinkt. Schon baut ihren finſtern Palaſt die Nacht, Da heult es im Walde, da knickt es und kracht, — Ihren Renner, zottig und grau, Reitet zur Tränke die Haidefrau. Ihr Roß iſt ein Wolf, ſchnell wie der Wind,
Blindſchleichen die Zügel des Renners ſind, Eine Natter iſt Peitſche, ein Igel iſt Sporn, So jagt ſie herbei durch Dickicht und Dorn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0076" n="62"/> </l> <lg n="3"> <l>Teichroſen flechten ſie, draußen im Saal,</l><lb/> <l>Um Stirn und Nacken ſich allzumal,</l><lb/> <l>Als bangte jede, des Mondes Licht</l><lb/> <l>Selbſt könne bräunen ihr Angeſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann ſchlingen ſie Tänze, dann tönt ihr Geſang</l><lb/> <l>Zu Necken’s melodiſchem Saitenklang,</l><lb/> <l>Bis blaſſer das ſcheidende Mondlicht blinkt,</l><lb/> <l>Und Schloß und Neck und Nixe verſinkt.</l> </lg><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="5"> <l>Schon baut ihren finſtern Palaſt die Nacht,</l><lb/> <l>Da heult es im Walde, da knickt es und kracht, —</l><lb/> <l>Ihren Renner, zottig und grau,</l><lb/> <l>Reitet zur Tränke die Haidefrau.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ihr Roß iſt ein Wolf, ſchnell wie der Wind,</l><lb/> <l>Blindſchleichen die Zügel des Renners ſind,</l><lb/> <l>Eine Natter iſt Peitſche, ein Igel iſt Sporn,</l><lb/> <l>So jagt ſie herbei durch Dickicht und Dorn.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0076]
Teichroſen flechten ſie, draußen im Saal,
Um Stirn und Nacken ſich allzumal,
Als bangte jede, des Mondes Licht
Selbſt könne bräunen ihr Angeſicht.
Dann ſchlingen ſie Tänze, dann tönt ihr Geſang
Zu Necken’s melodiſchem Saitenklang,
Bis blaſſer das ſcheidende Mondlicht blinkt,
Und Schloß und Neck und Nixe verſinkt.
Schon baut ihren finſtern Palaſt die Nacht,
Da heult es im Walde, da knickt es und kracht, —
Ihren Renner, zottig und grau,
Reitet zur Tränke die Haidefrau.
Ihr Roß iſt ein Wolf, ſchnell wie der Wind,
Blindſchleichen die Zügel des Renners ſind,
Eine Natter iſt Peitſche, ein Igel iſt Sporn,
So jagt ſie herbei durch Dickicht und Dorn.
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