Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Doch ob das Glück mir auch ein dürrer Bronnen, Und ob ich auch entbehren mag und leiden, Ich habe doch das beste Theil gewonnen. Und sollt' ich, diese Stunde noch, entscheiden Mich zwischen Dir und einer Welt voll Wonnen, Es bliebe doch beim Alten mit uns Beiden. 5. Es hat das Herz viel Todte zu bestatten! Sie, die gelebt drin und es ganz besessen, Verriethen's oder lernten's doch vergessen, Sie wurden kalt, wie heiß geglüht sie hatten. Die Besten selbst, und ob einst ohn' Ermatten
Ihr Lieben sie verschwendrisch zugemessen, Längst pflanzt mein Herz an ihrem Grab Cypressen, Sie leben noch, und wurden dennoch -- Schatten. Doch ob das Glück mir auch ein dürrer Bronnen, Und ob ich auch entbehren mag und leiden, Ich habe doch das beſte Theil gewonnen. Und ſollt’ ich, dieſe Stunde noch, entſcheiden Mich zwiſchen Dir und einer Welt voll Wonnen, Es bliebe doch beim Alten mit uns Beiden. 5. Es hat das Herz viel Todte zu beſtatten! Sie, die gelebt drin und es ganz beſeſſen, Verriethen’s oder lernten’s doch vergeſſen, Sie wurden kalt, wie heiß geglüht ſie hatten. Die Beſten ſelbſt, und ob einſt ohn’ Ermatten
Ihr Lieben ſie verſchwendriſch zugemeſſen, Längſt pflanzt mein Herz an ihrem Grab Cypreſſen, Sie leben noch, und wurden dennoch — Schatten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0052" n="38"/> </l> <lg n="3"> <l>Doch ob das Glück mir auch ein dürrer Bronnen,</l><lb/> <l>Und ob ich auch entbehren mag und leiden,</l><lb/> <l>Ich habe doch das beſte Theil gewonnen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und ſollt’ ich, dieſe Stunde noch, entſcheiden</l><lb/> <l>Mich zwiſchen Dir und einer Welt voll Wonnen,</l><lb/> <l>Es bliebe doch beim Alten mit uns Beiden.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>5.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Es hat das Herz viel Todte zu beſtatten!</l><lb/> <l>Sie, die gelebt drin und es ganz beſeſſen,</l><lb/> <l>Verriethen’s oder lernten’s doch vergeſſen,</l><lb/> <l>Sie wurden kalt, wie heiß geglüht ſie hatten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Beſten ſelbſt, und ob einſt ohn’ Ermatten</l><lb/> <l>Ihr Lieben ſie verſchwendriſch zugemeſſen,</l><lb/> <l>Längſt pflanzt mein Herz an ihrem Grab Cypreſſen,</l><lb/> <l>Sie leben noch, und wurden dennoch — Schatten.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0052]
Doch ob das Glück mir auch ein dürrer Bronnen,
Und ob ich auch entbehren mag und leiden,
Ich habe doch das beſte Theil gewonnen.
Und ſollt’ ich, dieſe Stunde noch, entſcheiden
Mich zwiſchen Dir und einer Welt voll Wonnen,
Es bliebe doch beim Alten mit uns Beiden.
5.
Es hat das Herz viel Todte zu beſtatten!
Sie, die gelebt drin und es ganz beſeſſen,
Verriethen’s oder lernten’s doch vergeſſen,
Sie wurden kalt, wie heiß geglüht ſie hatten.
Die Beſten ſelbſt, und ob einſt ohn’ Ermatten
Ihr Lieben ſie verſchwendriſch zugemeſſen,
Längſt pflanzt mein Herz an ihrem Grab Cypreſſen,
Sie leben noch, und wurden dennoch — Schatten.
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