Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Da ist es mir, als ob mein Ohr es träf':
"Kennst Du den Platz da draus? kennst Du
"La Greve"?

La Greve! wie kalt das Wort mich überlief,
Und nächtge That vor meine Seele rief;
La Greve! wo Haß nur, der nach Rache schnob,
Der Freiheit Zerrbild aus der Taufe hob;
La Greve! wo man von Menschenliebe schwur,
Wenn mal auf mal das Beil herniederfuhr;
La Greve! wo Blut aus so viel Quellen floß,
Daß es -- ein Strom sich in den Strom ergoß.
Und mir im Rücken jetzt erbraust es wilder,
Vor meinen Augen aber, Schattenbilder
Der Greuel all, die ringsumher geschehn,
Läßt mich die Nacht in ihrem Spiegel sehn.
13*

Da iſt es mir, als ob mein Ohr es träf’:
„Kennſt Du den Platz da draus? kennſt Du
„La Grêve“?

La Grêve! wie kalt das Wort mich überlief,
Und nächtge That vor meine Seele rief;
La Grêve! wo Haß nur, der nach Rache ſchnob,
Der Freiheit Zerrbild aus der Taufe hob;
La Grêve! wo man von Menſchenliebe ſchwur,
Wenn mal auf mal das Beil herniederfuhr;
La Grêve! wo Blut aus ſo viel Quellen floß,
Daß es — ein Strom ſich in den Strom ergoß.
Und mir im Rücken jetzt erbrauſt es wilder,
Vor meinen Augen aber, Schattenbilder
Der Greuel all, die ringsumher geſchehn,
Läßt mich die Nacht in ihrem Spiegel ſehn.
13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <l>
              <pb facs="#f0305" n="291"/>
            </l>
            <l>Da i&#x017F;t es mir, als ob mein Ohr es träf&#x2019;:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Kenn&#x017F;t Du den Platz da draus? kenn&#x017F;t Du</l><lb/>
            <l>&#x201E;La Gr<hi rendition="#aq">ê</hi>ve&#x201C;?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>La Gr<hi rendition="#aq">ê</hi>ve! wie kalt das Wort mich überlief,</l><lb/>
            <l>Und nächtge That vor meine Seele rief;</l><lb/>
            <l>La Gr<hi rendition="#aq">ê</hi>ve! wo Haß nur, der nach Rache &#x017F;chnob,</l><lb/>
            <l>Der Freiheit Zerrbild aus der Taufe hob;</l><lb/>
            <l>La Gr<hi rendition="#aq">ê</hi>ve! wo man von Men&#x017F;chenliebe &#x017F;chwur,</l><lb/>
            <l>Wenn mal auf mal das Beil herniederfuhr;</l><lb/>
            <l>La Gr<hi rendition="#aq">ê</hi>ve! wo Blut aus &#x017F;o viel Quellen floß,</l><lb/>
            <l>Daß es &#x2014; ein Strom &#x017F;ich in den Strom ergoß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Und mir im Rücken jetzt erbrau&#x017F;t es wilder,</l><lb/>
            <l>Vor meinen Augen aber, Schattenbilder</l><lb/>
            <l>Der Greuel all, die ringsumher ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
            <l>Läßt mich die Nacht in ihrem Spiegel &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/>
          <l>
</l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0305] Da iſt es mir, als ob mein Ohr es träf’: „Kennſt Du den Platz da draus? kennſt Du „La Grêve“? La Grêve! wie kalt das Wort mich überlief, Und nächtge That vor meine Seele rief; La Grêve! wo Haß nur, der nach Rache ſchnob, Der Freiheit Zerrbild aus der Taufe hob; La Grêve! wo man von Menſchenliebe ſchwur, Wenn mal auf mal das Beil herniederfuhr; La Grêve! wo Blut aus ſo viel Quellen floß, Daß es — ein Strom ſich in den Strom ergoß. Und mir im Rücken jetzt erbrauſt es wilder, Vor meinen Augen aber, Schattenbilder Der Greuel all, die ringsumher geſchehn, Läßt mich die Nacht in ihrem Spiegel ſehn. 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/305
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/305>, abgerufen am 07.05.2024.