Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
Und hinter Teppichwänden,
Hervor aus wohlgeborgnem Schrank,
Nimmt rasch sie den aus Kupplerhänden
Heut erst erkauften Liebestrank.
Ihr Auge glüht; "nun denn Phiole,
Wenn voll du jener Zaubermacht,
Die selbst aus todtgebrannter Kohle
Noch neue Liebesflammen facht, --
Dann wirst du den gebornen Gluthen
Anweisen auch den rechten Lauf,
Und badend mich in Feuerfluthen
Geht mir ein neues Leben auf."
Sie spricht's; -- im Geiste weiter bauend,
Das Fläschchen in gekrampfter Hand,
Stutzt plötzlich sie, sich selbst erschauend
Genüber in der Spiegelwand.
Es ist als fasse sie ein Staunen
10
Und hinter Teppichwänden,
Hervor aus wohlgeborgnem Schrank,
Nimmt raſch ſie den aus Kupplerhänden
Heut erſt erkauften Liebestrank.
Ihr Auge glüht; „nun denn Phiole,
Wenn voll du jener Zaubermacht,
Die ſelbſt aus todtgebrannter Kohle
Noch neue Liebesflammen facht, —
Dann wirſt du den gebornen Gluthen
Anweiſen auch den rechten Lauf,
Und badend mich in Feuerfluthen
Geht mir ein neues Leben auf.“
Sie ſpricht’s; — im Geiſte weiter bauend,
Das Fläſchchen in gekrampfter Hand,
Stutzt plötzlich ſie, ſich ſelbſt erſchauend
Genüber in der Spiegelwand.
Es iſt als faſſe ſie ein Staunen
10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0231" n="217"/>
            </l>
            <lg n="6">
              <l>Und hinter Teppichwänden,</l><lb/>
              <l>Hervor aus wohlgeborgnem Schrank,</l><lb/>
              <l>Nimmt ra&#x017F;ch &#x017F;ie den aus Kupplerhänden</l><lb/>
              <l>Heut er&#x017F;t erkauften Liebestrank.</l><lb/>
              <l>Ihr Auge glüht; &#x201E;nun denn Phiole,</l><lb/>
              <l>Wenn voll du jener Zaubermacht,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;elb&#x017F;t aus todtgebrannter Kohle</l><lb/>
              <l>Noch neue Liebesflammen facht, &#x2014;</l><lb/>
              <l>Dann wir&#x017F;t du den gebornen Gluthen</l><lb/>
              <l>Anwei&#x017F;en auch den <hi rendition="#g">rechten</hi> Lauf,</l><lb/>
              <l>Und badend mich in Feuerfluthen</l><lb/>
              <l>Geht mir ein neues Leben auf.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Sie &#x017F;pricht&#x2019;s; &#x2014; im Gei&#x017F;te weiter bauend,</l><lb/>
              <l>Das Flä&#x017F;chchen in gekrampfter Hand,</l><lb/>
              <l>Stutzt plötzlich &#x017F;ie, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;chauend</l><lb/>
              <l>Genüber in der Spiegelwand.</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t als fa&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie ein Staunen</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">10</fw><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0231] Und hinter Teppichwänden, Hervor aus wohlgeborgnem Schrank, Nimmt raſch ſie den aus Kupplerhänden Heut erſt erkauften Liebestrank. Ihr Auge glüht; „nun denn Phiole, Wenn voll du jener Zaubermacht, Die ſelbſt aus todtgebrannter Kohle Noch neue Liebesflammen facht, — Dann wirſt du den gebornen Gluthen Anweiſen auch den rechten Lauf, Und badend mich in Feuerfluthen Geht mir ein neues Leben auf.“ Sie ſpricht’s; — im Geiſte weiter bauend, Das Fläſchchen in gekrampfter Hand, Stutzt plötzlich ſie, ſich ſelbſt erſchauend Genüber in der Spiegelwand. Es iſt als faſſe ſie ein Staunen 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/231
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/231>, abgerufen am 23.11.2024.