Die schöne Gertrud horcht gespannt Bei Dämmerschein, im Garten; Durch ihre Brust zieht, Hand in Hand, Ein Bangen und Erwarten; Da schallt ein Huf, der Hund schlägt an, Sie spricht: "Gott, hab Erbarmen!" Und eh sie weiter beten kann, Hält sie der Graf in Armen.
Er spricht: "nun halt' es endlich mir, Was Du mir oft versprochen, Mir ist die Zeit seit Monden schier Auf Schnecken fortgekrochen; Sprich nicht, auf's Neue, hin und her Von Schwur, Altar und Treue, -- Die Treu' ist eine alte Mähr', Und Schwachheit ist die Reue."
Die ſchöne Gertrud horcht geſpannt Bei Dämmerſchein, im Garten; Durch ihre Bruſt zieht, Hand in Hand, Ein Bangen und Erwarten; Da ſchallt ein Huf, der Hund ſchlägt an, Sie ſpricht: „Gott, hab Erbarmen!“ Und eh ſie weiter beten kann, Hält ſie der Graf in Armen.
Er ſpricht: „nun halt’ es endlich mir, Was Du mir oft verſprochen, Mir iſt die Zeit ſeit Monden ſchier Auf Schnecken fortgekrochen; Sprich nicht, auf’s Neue, hin und her Von Schwur, Altar und Treue, — Die Treu’ iſt eine alte Mähr’, Und Schwachheit iſt die Reue.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0146"n="132"/></l><lgn="2"><l>Die ſchöne Gertrud horcht geſpannt</l><lb/><l>Bei Dämmerſchein, im Garten;</l><lb/><l>Durch ihre Bruſt zieht, Hand in Hand,</l><lb/><l>Ein Bangen und Erwarten;</l><lb/><l>Da ſchallt ein Huf, der Hund ſchlägt an,</l><lb/><l>Sie ſpricht: „Gott, hab Erbarmen!“</l><lb/><l>Und eh ſie weiter beten kann,</l><lb/><l>Hält ſie der Graf in Armen.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Er ſpricht: „nun halt’ es endlich mir,</l><lb/><l>Was Du mir oft verſprochen,</l><lb/><l>Mir iſt die Zeit ſeit Monden ſchier</l><lb/><l>Auf Schnecken fortgekrochen;</l><lb/><l>Sprich nicht, auf’s Neue, hin und her</l><lb/><l>Von Schwur, Altar und Treue, —</l><lb/><l>Die Treu’ iſt eine alte Mähr’,</l><lb/><l>Und Schwachheit iſt die Reue.“</l></lg><lb/><l></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[132/0146]
Die ſchöne Gertrud horcht geſpannt
Bei Dämmerſchein, im Garten;
Durch ihre Bruſt zieht, Hand in Hand,
Ein Bangen und Erwarten;
Da ſchallt ein Huf, der Hund ſchlägt an,
Sie ſpricht: „Gott, hab Erbarmen!“
Und eh ſie weiter beten kann,
Hält ſie der Graf in Armen.
Er ſpricht: „nun halt’ es endlich mir,
Was Du mir oft verſprochen,
Mir iſt die Zeit ſeit Monden ſchier
Auf Schnecken fortgekrochen;
Sprich nicht, auf’s Neue, hin und her
Von Schwur, Altar und Treue, —
Die Treu’ iſt eine alte Mähr’,
Und Schwachheit iſt die Reue.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/146>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.