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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Sein Aug' ist glüh, blaß sein Gesicht,
Sie sah ihn all' ihr Lebtag nicht,
Er blitzt sie an, und schenket ein,
Und spricht: "heut Nacht noch bist du mein.
Ich bin ein stürmischer Gesell,
Ich wähle rasch, und freie schnell,
Ich bin der Bräutgam, Du die Braut,
Und bin der Priester, der uns traut."
Er fasst sie um, -- ein einzger Schrei;
Die Mutter hört's, sie kommt herbei;
Zu spät, -- verschüttet liegt der Wein, --
Todt ist die Tochter, und -- allein.

Sein Aug’ iſt glüh, blaß ſein Geſicht,
Sie ſah ihn all’ ihr Lebtag nicht,
Er blitzt ſie an, und ſchenket ein,
Und ſpricht: „heut Nacht noch biſt du mein.
Ich bin ein ſtürmiſcher Geſell,
Ich wähle raſch, und freie ſchnell,
Ich bin der Bräutgam, Du die Braut,
Und bin der Prieſter, der uns traut.“
Er faſſt ſie um, — ein einzger Schrei;
Die Mutter hört’s, ſie kommt herbei;
Zu ſpät, — verſchüttet liegt der Wein, —
Todt iſt die Tochter, und — allein.

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[130/0144] Sein Aug’ iſt glüh, blaß ſein Geſicht, Sie ſah ihn all’ ihr Lebtag nicht, Er blitzt ſie an, und ſchenket ein, Und ſpricht: „heut Nacht noch biſt du mein. Ich bin ein ſtürmiſcher Geſell, Ich wähle raſch, und freie ſchnell, Ich bin der Bräutgam, Du die Braut, Und bin der Prieſter, der uns traut.“ Er faſſt ſie um, — ein einzger Schrei; Die Mutter hört’s, ſie kommt herbei; Zu ſpät, — verſchüttet liegt der Wein, — Todt iſt die Tochter, und — allein.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/144>, abgerufen am 02.05.2024.