Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
Ja, frei an Füß' und Händen
Ist er ein lockrer Fant,
Doch hinter Kerkerwänden
Da wird er ein Gigant:
In tausend Trümmerreste
Zerschlägt er jede Haft,
Mit ihrer Dicht' und Feste
Wächst seine Riesenkraft.
Selbst da, wo seiner Zelle
Ein schmales Pförtchen blieb,
Ringt er nach Luft und Helle
Mit solchem Sturmestrieb,
Daß, wenn ihn beim Entwischen
Des Thores Enge hemmt,
Den Kerker, unter Zischen,
Er auf die Schulter klemmt;
Ja, frei an Füß’ und Händen
Iſt er ein lockrer Fant,
Doch hinter Kerkerwänden
Da wird er ein Gigant:
In tauſend Trümmerreſte
Zerſchlägt er jede Haft,
Mit ihrer Dicht’ und Feſte
Wächſt ſeine Rieſenkraft.
Selbſt da, wo ſeiner Zelle
Ein ſchmales Pförtchen blieb,
Ringt er nach Luft und Helle
Mit ſolchem Sturmestrieb,
Daß, wenn ihn beim Entwiſchen
Des Thores Enge hemmt,
Den Kerker, unter Ziſchen,
Er auf die Schulter klemmt;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0108" n="94"/>
            </l>
            <lg n="2">
              <l>Ja, frei an Füß&#x2019; und Händen</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t er ein lockrer Fant,</l><lb/>
              <l>Doch hinter Kerkerwänden</l><lb/>
              <l>Da wird er ein Gigant:</l><lb/>
              <l>In tau&#x017F;end Trümmerre&#x017F;te</l><lb/>
              <l>Zer&#x017F;chlägt er jede Haft,</l><lb/>
              <l>Mit ihrer Dicht&#x2019; und Fe&#x017F;te</l><lb/>
              <l>Wäch&#x017F;t &#x017F;eine Rie&#x017F;enkraft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Selb&#x017F;t da, wo &#x017F;einer Zelle</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;chmales Pförtchen blieb,</l><lb/>
              <l>Ringt er nach Luft und Helle</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;olchem Sturmestrieb,</l><lb/>
              <l>Daß, wenn ihn beim Entwi&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Des Thores Enge hemmt,</l><lb/>
              <l>Den Kerker, unter Zi&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Er auf die Schulter klemmt;</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0108] Ja, frei an Füß’ und Händen Iſt er ein lockrer Fant, Doch hinter Kerkerwänden Da wird er ein Gigant: In tauſend Trümmerreſte Zerſchlägt er jede Haft, Mit ihrer Dicht’ und Feſte Wächſt ſeine Rieſenkraft. Selbſt da, wo ſeiner Zelle Ein ſchmales Pförtchen blieb, Ringt er nach Luft und Helle Mit ſolchem Sturmestrieb, Daß, wenn ihn beim Entwiſchen Des Thores Enge hemmt, Den Kerker, unter Ziſchen, Er auf die Schulter klemmt;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/108
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/108>, abgerufen am 03.12.2024.