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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Du hast mir ja gar keine erzählt."

"Nein, ich hab' ihn nur eben genannt. Aber
ein Chinese ist schon an und für sich eine Geschichte ..."

"Ja." lachte sie.

"Und jedenfalls hast Du's bald überstanden.
Siehst Du da vor Dir das kleine Haus mit dem
Licht? Es ist eine Schmiede. Da biegt der Weg.
Und wenn wir die Biegung gemacht haben, dann
siehst Du schon den Turm von Kessin oder richtiger
beide ..."

"Hat es denn zwei?"

"Ja, Kessin nimmt sich auf. Es hat jetzt auch
eine katholische Kirche."


Eine halbe Stunde später hielt der Wagen an
der ganz am entgegengesetzten Ende der Stadt ge¬
legenen landrätlichen Wohnung, einem einfachen,
etwas altmodischen Fachwerkhause, das mit seiner
Front auf die nach den Seebädern hinausführende
Hauptstraße, mit seinem Giebel aber auf ein zwischen
der Stadt und den Dünen liegendes Wäldchen, das
die "Plantage" hieß, hernieder blickte. Dies alt¬
modische Fachwerkhaus war übrigens nur Innstettens
Privatwohnung, nicht das eigentliche Landratsamt,
welches letztere, schräg gegenüber, an der anderen
Seite der Straße lag.

Effi Brieſt

„Du haſt mir ja gar keine erzählt.“

„Nein, ich hab' ihn nur eben genannt. Aber
ein Chineſe iſt ſchon an und für ſich eine Geſchichte …“

„Ja.“ lachte ſie.

„Und jedenfalls haſt Du's bald überſtanden.
Siehſt Du da vor Dir das kleine Haus mit dem
Licht? Es iſt eine Schmiede. Da biegt der Weg.
Und wenn wir die Biegung gemacht haben, dann
ſiehſt Du ſchon den Turm von Keſſin oder richtiger
beide …“

„Hat es denn zwei?“

„Ja, Keſſin nimmt ſich auf. Es hat jetzt auch
eine katholiſche Kirche.“


Eine halbe Stunde ſpäter hielt der Wagen an
der ganz am entgegengeſetzten Ende der Stadt ge¬
legenen landrätlichen Wohnung, einem einfachen,
etwas altmodiſchen Fachwerkhauſe, das mit ſeiner
Front auf die nach den Seebädern hinausführende
Hauptſtraße, mit ſeinem Giebel aber auf ein zwiſchen
der Stadt und den Dünen liegendes Wäldchen, das
die „Plantage“ hieß, hernieder blickte. Dies alt¬
modiſche Fachwerkhaus war übrigens nur Innſtettens
Privatwohnung, nicht das eigentliche Landratsamt,
welches letztere, ſchräg gegenüber, an der anderen
Seite der Straße lag.

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[75/0084] Effi Brieſt „Du haſt mir ja gar keine erzählt.“ „Nein, ich hab' ihn nur eben genannt. Aber ein Chineſe iſt ſchon an und für ſich eine Geſchichte …“ „Ja.“ lachte ſie. „Und jedenfalls haſt Du's bald überſtanden. Siehſt Du da vor Dir das kleine Haus mit dem Licht? Es iſt eine Schmiede. Da biegt der Weg. Und wenn wir die Biegung gemacht haben, dann ſiehſt Du ſchon den Turm von Keſſin oder richtiger beide …“ „Hat es denn zwei?“ „Ja, Keſſin nimmt ſich auf. Es hat jetzt auch eine katholiſche Kirche.“ Eine halbe Stunde ſpäter hielt der Wagen an der ganz am entgegengeſetzten Ende der Stadt ge¬ legenen landrätlichen Wohnung, einem einfachen, etwas altmodiſchen Fachwerkhauſe, das mit ſeiner Front auf die nach den Seebädern hinausführende Hauptſtraße, mit ſeinem Giebel aber auf ein zwiſchen der Stadt und den Dünen liegendes Wäldchen, das die „Plantage“ hieß, hernieder blickte. Dies alt¬ modiſche Fachwerkhaus war übrigens nur Innſtettens Privatwohnung, nicht das eigentliche Landratsamt, welches letztere, ſchräg gegenüber, an der anderen Seite der Straße lag.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/84>, abgerufen am 24.11.2024.