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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Rußland. Im übrigen, wenn Du's wünschst, so
sollst Du einen Pelz haben. Nur das laß mich im
voraus sagen, ich rate Dir davon ab. Ein Pelz
ist für ältere Personen, selbst Deine alte Mama ist
noch zu jung dafür, und wenn Du mit Deinen
siebzehn Jahren in Nerz oder Marder auftrittst, so
glauben die Kessiner, es sei eine Maskerade."


Das war am 2. September, daß sie so sprachen,
ein Gespräch, das sich wohl fortgesetzt hätte, wenn
nicht gerade Sedantag gewesen wäre. So aber
wurden sie durch Trommel- und Pfeifenklang unter¬
brochen, und Effi, die schon vorher von dem be¬
absichtigten Aufzuge gehört, aber es wieder vergessen
hatte, stürzte mit einemmale von dem gemein¬
schaftlichen Arbeitstische fort und an Rondell und
Teich vorüber auf einen kleinen, an die Kirchhofs¬
mauer angebauten Balkon zu, zu dem sechs Stufen,
nicht viel breiter als Leitersprossen, hinaufführten.
Im Nu war sie oben, und richtig, da kam auch schon
die ganze Schuljugend heran, Jahnke gravitätisch
am rechten Flügel, während ein kleiner Tambour¬
major, weit voran, an der Spitze des Zuges mar¬
schierte, mit einem Gesichtsausdruck, als ob ihm ob¬
läge, die Schlacht bei Sedan noch einmal zu schlagen.

Effi Brieſt
Rußland. Im übrigen, wenn Du's wünſchſt, ſo
ſollſt Du einen Pelz haben. Nur das laß mich im
voraus ſagen, ich rate Dir davon ab. Ein Pelz
iſt für ältere Perſonen, ſelbſt Deine alte Mama iſt
noch zu jung dafür, und wenn Du mit Deinen
ſiebzehn Jahren in Nerz oder Marder auftrittſt, ſo
glauben die Keſſiner, es ſei eine Maskerade.“


Das war am 2. September, daß ſie ſo ſprachen,
ein Geſpräch, das ſich wohl fortgeſetzt hätte, wenn
nicht gerade Sedantag geweſen wäre. So aber
wurden ſie durch Trommel- und Pfeifenklang unter¬
brochen, und Effi, die ſchon vorher von dem be¬
abſichtigten Aufzuge gehört, aber es wieder vergeſſen
hatte, ſtürzte mit einemmale von dem gemein¬
ſchaftlichen Arbeitstiſche fort und an Rondell und
Teich vorüber auf einen kleinen, an die Kirchhofs¬
mauer angebauten Balkon zu, zu dem ſechs Stufen,
nicht viel breiter als Leiterſproſſen, hinaufführten.
Im Nu war ſie oben, und richtig, da kam auch ſchon
die ganze Schuljugend heran, Jahnke gravitätiſch
am rechten Flügel, während ein kleiner Tambour¬
major, weit voran, an der Spitze des Zuges mar¬
ſchierte, mit einem Geſichtsausdruck, als ob ihm ob¬
läge, die Schlacht bei Sedan noch einmal zu ſchlagen.

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[40/0049] Effi Brieſt Rußland. Im übrigen, wenn Du's wünſchſt, ſo ſollſt Du einen Pelz haben. Nur das laß mich im voraus ſagen, ich rate Dir davon ab. Ein Pelz iſt für ältere Perſonen, ſelbſt Deine alte Mama iſt noch zu jung dafür, und wenn Du mit Deinen ſiebzehn Jahren in Nerz oder Marder auftrittſt, ſo glauben die Keſſiner, es ſei eine Maskerade.“ Das war am 2. September, daß ſie ſo ſprachen, ein Geſpräch, das ſich wohl fortgeſetzt hätte, wenn nicht gerade Sedantag geweſen wäre. So aber wurden ſie durch Trommel- und Pfeifenklang unter¬ brochen, und Effi, die ſchon vorher von dem be¬ abſichtigten Aufzuge gehört, aber es wieder vergeſſen hatte, ſtürzte mit einemmale von dem gemein¬ ſchaftlichen Arbeitstiſche fort und an Rondell und Teich vorüber auf einen kleinen, an die Kirchhofs¬ mauer angebauten Balkon zu, zu dem ſechs Stufen, nicht viel breiter als Leiterſproſſen, hinaufführten. Im Nu war ſie oben, und richtig, da kam auch ſchon die ganze Schuljugend heran, Jahnke gravitätiſch am rechten Flügel, während ein kleiner Tambour¬ major, weit voran, an der Spitze des Zuges mar¬ ſchierte, mit einem Geſichtsausdruck, als ob ihm ob¬ läge, die Schlacht bei Sedan noch einmal zu ſchlagen.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/49>, abgerufen am 23.11.2024.