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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
meine gnädigste Frau, bin ich mit Ihnen zufrieden und
beklage nur, daß Sie von Ems nichts wissen wollen;
Ems, bei Ihren katarrhalischen Affektionen, würde
Wunder ..."

Effi schwieg.

"Ems würde Wunder thun. Aber da Sie's
nicht mögen (und ich finde mich darin zurecht), so
trinken Sie den Brunnen hier. In drei Minuten
sind Sie im Prinz Albrecht'schen Garten, und wenn
auch die Musik und die Toiletten und all' die
Zerstreuungen einer regelrechten Brunnenpromenade
fehlen, der Brunnen selbst ist doch die Hauptsache."

Effi war einverstanden, und Rummschüttel nahm
Hut und Stock. Aber er trat noch einmal an das
Fenster heran. "Ich höre von einer Terrassierung
des Kreuzbergs sprechen, Gott segne die Stadt¬
verwaltung, und wenn dann erst die kahle Stelle
da hinten mehr in Grün stehen wird ... Eine
reizende Wohnung. Ich könnte Sie fast beneiden ...
Und was ich schon längst einmal sagen wollte, meine
gnädige Frau, Sie schreiben mir immer einen so
liebenswürdigen Brief. Nun, wer freute sich dessen
nicht? Aber es ist doch jedesmal eine Mühe ...
Schicken Sie mir doch einfach Roswitha."

Effi dankte ihm, und so schieden sie.


Effi Brieſt
meine gnädigſte Frau, bin ich mit Ihnen zufrieden und
beklage nur, daß Sie von Ems nichts wiſſen wollen;
Ems, bei Ihren katarrhaliſchen Affektionen, würde
Wunder …“

Effi ſchwieg.

„Ems würde Wunder thun. Aber da Sie's
nicht mögen (und ich finde mich darin zurecht), ſo
trinken Sie den Brunnen hier. In drei Minuten
ſind Sie im Prinz Albrecht'ſchen Garten, und wenn
auch die Muſik und die Toiletten und all' die
Zerſtreuungen einer regelrechten Brunnenpromenade
fehlen, der Brunnen ſelbſt iſt doch die Hauptſache.“

Effi war einverſtanden, und Rummſchüttel nahm
Hut und Stock. Aber er trat noch einmal an das
Fenſter heran. „Ich höre von einer Terraſſierung
des Kreuzbergs ſprechen, Gott ſegne die Stadt¬
verwaltung, und wenn dann erſt die kahle Stelle
da hinten mehr in Grün ſtehen wird … Eine
reizende Wohnung. Ich könnte Sie faſt beneiden …
Und was ich ſchon längſt einmal ſagen wollte, meine
gnädige Frau, Sie ſchreiben mir immer einen ſo
liebenswürdigen Brief. Nun, wer freute ſich deſſen
nicht? Aber es iſt doch jedesmal eine Mühe …
Schicken Sie mir doch einfach Roswitha.“

Effi dankte ihm, und ſo ſchieden ſie.


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[456/0465] Effi Brieſt meine gnädigſte Frau, bin ich mit Ihnen zufrieden und beklage nur, daß Sie von Ems nichts wiſſen wollen; Ems, bei Ihren katarrhaliſchen Affektionen, würde Wunder …“ Effi ſchwieg. „Ems würde Wunder thun. Aber da Sie's nicht mögen (und ich finde mich darin zurecht), ſo trinken Sie den Brunnen hier. In drei Minuten ſind Sie im Prinz Albrecht'ſchen Garten, und wenn auch die Muſik und die Toiletten und all' die Zerſtreuungen einer regelrechten Brunnenpromenade fehlen, der Brunnen ſelbſt iſt doch die Hauptſache.“ Effi war einverſtanden, und Rummſchüttel nahm Hut und Stock. Aber er trat noch einmal an das Fenſter heran. „Ich höre von einer Terraſſierung des Kreuzbergs ſprechen, Gott ſegne die Stadt¬ verwaltung, und wenn dann erſt die kahle Stelle da hinten mehr in Grün ſtehen wird … Eine reizende Wohnung. Ich könnte Sie faſt beneiden … Und was ich ſchon längſt einmal ſagen wollte, meine gnädige Frau, Sie ſchreiben mir immer einen ſo liebenswürdigen Brief. Nun, wer freute ſich deſſen nicht? Aber es iſt doch jedesmal eine Mühe … Schicken Sie mir doch einfach Roswitha.“ Effi dankte ihm, und ſo ſchieden ſie.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/465>, abgerufen am 22.11.2024.