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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
man lieb habe, von denen nähme man gern vorher
Abschied." Die Zwicker bestätigte das, trotzdem sie
das Vorgeschützte darin sehr wohl herausfühlte; sie
hatte hinter allen Thüren gestanden und wußte gleich,
was echt und unecht war.

Afra begleitete Effi zum Bahnhof und ließ sich
fest versprechen, daß die Frau Baronin im nächsten
Sommer wiederkommen wolle; wer 'mal in Ems
gewesen, der komme immer wieder. Ems sei das
schönste, außer Bonn.

Die Zwicker hatte sich mittlerweile zum Brief¬
schreiben niedergesetzt, nicht an dem etwas wackligen
Rokokosekretär im Salon, sondern draußen auf der
Veranda, an demselben Tisch, an dem sie kaum zehn
Stunden zuvor mit Effi das Frühstück genommen
hatte.

Sie freute sich auf den Brief, der einer be¬
freundeten, zur Zeit in Reichenhall weilenden Berliner
Dame zu gute kommen sollte. Beider Seelen hatten
sich längst gefunden und gipfelten in einer der ganzen
Männerwelt geltenden starken Skepsis; sie fanden
die Männer durchweg weit zurückbleibend hinter dem,
was billigerweise gefordert werden könne, die so¬
genannten "forschen" am meisten. "Die, die vor
Verlegenheit nicht wissen, wo sie hinsehen sollen, sind,
nach einem kurzen Vorstudium, immer noch die besten,

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Effi Brieſt
man lieb habe, von denen nähme man gern vorher
Abſchied.“ Die Zwicker beſtätigte das, trotzdem ſie
das Vorgeſchützte darin ſehr wohl herausfühlte; ſie
hatte hinter allen Thüren geſtanden und wußte gleich,
was echt und unecht war.

Afra begleitete Effi zum Bahnhof und ließ ſich
feſt verſprechen, daß die Frau Baronin im nächſten
Sommer wiederkommen wolle; wer 'mal in Ems
geweſen, der komme immer wieder. Ems ſei das
ſchönſte, außer Bonn.

Die Zwicker hatte ſich mittlerweile zum Brief¬
ſchreiben niedergeſetzt, nicht an dem etwas wackligen
Rokokoſekretär im Salon, ſondern draußen auf der
Veranda, an demſelben Tiſch, an dem ſie kaum zehn
Stunden zuvor mit Effi das Frühſtück genommen
hatte.

Sie freute ſich auf den Brief, der einer be¬
freundeten, zur Zeit in Reichenhall weilenden Berliner
Dame zu gute kommen ſollte. Beider Seelen hatten
ſich längſt gefunden und gipfelten in einer der ganzen
Männerwelt geltenden ſtarken Skepſis; ſie fanden
die Männer durchweg weit zurückbleibend hinter dem,
was billigerweiſe gefordert werden könne, die ſo¬
genannten „forſchen“ am meiſten. „Die, die vor
Verlegenheit nicht wiſſen, wo ſie hinſehen ſollen, ſind,
nach einem kurzen Vorſtudium, immer noch die beſten,

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[451/0460] Effi Brieſt man lieb habe, von denen nähme man gern vorher Abſchied.“ Die Zwicker beſtätigte das, trotzdem ſie das Vorgeſchützte darin ſehr wohl herausfühlte; ſie hatte hinter allen Thüren geſtanden und wußte gleich, was echt und unecht war. Afra begleitete Effi zum Bahnhof und ließ ſich feſt verſprechen, daß die Frau Baronin im nächſten Sommer wiederkommen wolle; wer 'mal in Ems geweſen, der komme immer wieder. Ems ſei das ſchönſte, außer Bonn. Die Zwicker hatte ſich mittlerweile zum Brief¬ ſchreiben niedergeſetzt, nicht an dem etwas wackligen Rokokoſekretär im Salon, ſondern draußen auf der Veranda, an demſelben Tiſch, an dem ſie kaum zehn Stunden zuvor mit Effi das Frühſtück genommen hatte. Sie freute ſich auf den Brief, der einer be¬ freundeten, zur Zeit in Reichenhall weilenden Berliner Dame zu gute kommen ſollte. Beider Seelen hatten ſich längſt gefunden und gipfelten in einer der ganzen Männerwelt geltenden ſtarken Skepſis; ſie fanden die Männer durchweg weit zurückbleibend hinter dem, was billigerweiſe gefordert werden könne, die ſo¬ genannten „forſchen“ am meiſten. „Die, die vor Verlegenheit nicht wiſſen, wo ſie hinſehen ſollen, ſind, nach einem kurzen Vorſtudium, immer noch die beſten, 29 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/460>, abgerufen am 22.11.2024.