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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
nichts von Haß oder dergleichen, und um eines
Glückes willen, das mir genommen wurde, mag ich
nicht Blut an den Händen haben; aber jenes, wenn
Sie wollen, uns tyrannisierende Gesellschafts-Etwas,
das fragt nicht nach Charme und nicht nach Liebe
und nicht nach Verjährung. Ich habe keine Wahl.
Ich muß."

"Ich weiß doch nicht, Innstetten ..."

Innstetten lächelte. "Sie sollen selbst entscheiden,
Wüllersdorf. Es ist jetzt zehn Uhr. Vor sechs
Stunden, diese Konzession will ich Ihnen vorweg
machen, hatt' ich das Spiel noch in der Hand, konnt'
ich noch das eine und noch das andere, da war noch
ein Ausweg. Jetzt nicht mehr, jetzt stecke ich in einer
Sackgasse. Wenn Sie wollen, so bin ich selber schuld
daran; ich hätte mich besser beherrschen und bewachen,
alles in mir verbergen, alles im eignen Herzen aus¬
kämpfen sollen. Aber es kam mir zu plötzlich, zu
stark, und so kann ich mir kaum einen Vorwurf
machen, meine Nerven nicht geschickter in Ordnung
gehalten zu haben. Ich ging zu Ihnen und schrieb
Ihnen einen Zettel, und damit war das Spiel aus
meiner Hand. Von dem Augenblicke an hatte mein
Unglück und, was schwerer wiegt, der Fleck auf
meiner Ehre einen halben Mitwisser, und nach den
ersten Worten, die wir hier gewechselt, hat es einen

Effi Brieſt
nichts von Haß oder dergleichen, und um eines
Glückes willen, das mir genommen wurde, mag ich
nicht Blut an den Händen haben; aber jenes, wenn
Sie wollen, uns tyranniſierende Geſellſchafts-Etwas,
das fragt nicht nach Charme und nicht nach Liebe
und nicht nach Verjährung. Ich habe keine Wahl.
Ich muß.“

„Ich weiß doch nicht, Innſtetten …“

Innſtetten lächelte. „Sie ſollen ſelbſt entſcheiden,
Wüllersdorf. Es iſt jetzt zehn Uhr. Vor ſechs
Stunden, dieſe Konzeſſion will ich Ihnen vorweg
machen, hatt' ich das Spiel noch in der Hand, konnt'
ich noch das eine und noch das andere, da war noch
ein Ausweg. Jetzt nicht mehr, jetzt ſtecke ich in einer
Sackgaſſe. Wenn Sie wollen, ſo bin ich ſelber ſchuld
daran; ich hätte mich beſſer beherrſchen und bewachen,
alles in mir verbergen, alles im eignen Herzen aus¬
kämpfen ſollen. Aber es kam mir zu plötzlich, zu
ſtark, und ſo kann ich mir kaum einen Vorwurf
machen, meine Nerven nicht geſchickter in Ordnung
gehalten zu haben. Ich ging zu Ihnen und ſchrieb
Ihnen einen Zettel, und damit war das Spiel aus
meiner Hand. Von dem Augenblicke an hatte mein
Unglück und, was ſchwerer wiegt, der Fleck auf
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[413/0422] Effi Brieſt nichts von Haß oder dergleichen, und um eines Glückes willen, das mir genommen wurde, mag ich nicht Blut an den Händen haben; aber jenes, wenn Sie wollen, uns tyranniſierende Geſellſchafts-Etwas, das fragt nicht nach Charme und nicht nach Liebe und nicht nach Verjährung. Ich habe keine Wahl. Ich muß.“ „Ich weiß doch nicht, Innſtetten …“ Innſtetten lächelte. „Sie ſollen ſelbſt entſcheiden, Wüllersdorf. Es iſt jetzt zehn Uhr. Vor ſechs Stunden, dieſe Konzeſſion will ich Ihnen vorweg machen, hatt' ich das Spiel noch in der Hand, konnt' ich noch das eine und noch das andere, da war noch ein Ausweg. Jetzt nicht mehr, jetzt ſtecke ich in einer Sackgaſſe. Wenn Sie wollen, ſo bin ich ſelber ſchuld daran; ich hätte mich beſſer beherrſchen und bewachen, alles in mir verbergen, alles im eignen Herzen aus¬ kämpfen ſollen. Aber es kam mir zu plötzlich, zu ſtark, und ſo kann ich mir kaum einen Vorwurf machen, meine Nerven nicht geſchickter in Ordnung gehalten zu haben. Ich ging zu Ihnen und ſchrieb Ihnen einen Zettel, und damit war das Spiel aus meiner Hand. Von dem Augenblicke an hatte mein Unglück und, was ſchwerer wiegt, der Fleck auf meiner Ehre einen halben Mitwiſſer, und nach den erſten Worten, die wir hier gewechſelt, hat es einen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/422>, abgerufen am 22.11.2024.