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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und es dann auch ins Portemonnaie thun. Ist es
so 'was?"

Effi nickte.

"Nun, thu' was Du willst. Aber sag' es
niemandem."

Effi meinte dann schließlich, es lieber doch lassen
zu wollen, und unter allerhand kleinem Geplauder, in
welchem die Reisepläne für den Sommer mehr und
mehr Platz gewannen, fuhren sie bis an den großen
Stern zurück und gingen dann durch die Korso-Allee
und die breite Friedrich-Wilhelmsstraße auf ihre
Wohnung zu.


Sie hatten vor, schon Ende Juli Urlaub zu
nehmen und ins bayerische Gebirge zu gehen, wo
gerade in diesem Jahre wieder die Oberammergauer
Spiele stattfanden. Es ließ sich aber nicht thun;
Geheimrat von Wüllersdorf, den Innstetten schon
von früher her kannte und der jetzt sein Spezialkollege
war, erkrankte plötzlich, und Innstetten mußte bleiben
und ihn vertreten. Erst Mitte August war alles
wieder beglichen und damit die Reisemöglichkeit ge¬
geben; es war aber nun zu spät geworden, um noch
nach Oberammergau zu gehen, und so entschied man
sich für einen Aufenthalt auf Rügen. "Zunächst
natürlich Stralsund, mit Schill, den Du kennst, und

Effi Brieſt
und es dann auch ins Portemonnaie thun. Iſt es
ſo 'was?“

Effi nickte.

„Nun, thu' was Du willſt. Aber ſag' es
niemandem.“

Effi meinte dann ſchließlich, es lieber doch laſſen
zu wollen, und unter allerhand kleinem Geplauder, in
welchem die Reiſepläne für den Sommer mehr und
mehr Platz gewannen, fuhren ſie bis an den großen
Stern zurück und gingen dann durch die Korſo-Allee
und die breite Friedrich-Wilhelmsſtraße auf ihre
Wohnung zu.


Sie hatten vor, ſchon Ende Juli Urlaub zu
nehmen und ins bayeriſche Gebirge zu gehen, wo
gerade in dieſem Jahre wieder die Oberammergauer
Spiele ſtattfanden. Es ließ ſich aber nicht thun;
Geheimrat von Wüllersdorf, den Innſtetten ſchon
von früher her kannte und der jetzt ſein Spezialkollege
war, erkrankte plötzlich, und Innſtetten mußte bleiben
und ihn vertreten. Erſt Mitte Auguſt war alles
wieder beglichen und damit die Reiſemöglichkeit ge¬
geben; es war aber nun zu ſpät geworden, um noch
nach Oberammergau zu gehen, und ſo entſchied man
ſich für einen Aufenthalt auf Rügen. „Zunächſt
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[363/0372] Effi Brieſt und es dann auch ins Portemonnaie thun. Iſt es ſo 'was?“ Effi nickte. „Nun, thu' was Du willſt. Aber ſag' es niemandem.“ Effi meinte dann ſchließlich, es lieber doch laſſen zu wollen, und unter allerhand kleinem Geplauder, in welchem die Reiſepläne für den Sommer mehr und mehr Platz gewannen, fuhren ſie bis an den großen Stern zurück und gingen dann durch die Korſo-Allee und die breite Friedrich-Wilhelmsſtraße auf ihre Wohnung zu. Sie hatten vor, ſchon Ende Juli Urlaub zu nehmen und ins bayeriſche Gebirge zu gehen, wo gerade in dieſem Jahre wieder die Oberammergauer Spiele ſtattfanden. Es ließ ſich aber nicht thun; Geheimrat von Wüllersdorf, den Innſtetten ſchon von früher her kannte und der jetzt ſein Spezialkollege war, erkrankte plötzlich, und Innſtetten mußte bleiben und ihn vertreten. Erſt Mitte Auguſt war alles wieder beglichen und damit die Reiſemöglichkeit ge¬ geben; es war aber nun zu ſpät geworden, um noch nach Oberammergau zu gehen, und ſo entſchied man ſich für einen Aufenthalt auf Rügen. „Zunächſt natürlich Stralſund, mit Schill, den Du kennſt, und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/372>, abgerufen am 25.11.2024.