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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Sie überflog die Zeilen noch einmal, am
fremdesten war ihr das "Sie"; aber auch das
mußte sein; es sollte ausdrücken, daß keine Brücke
mehr da sei. Und nun schob sie die Zeilen in ein
Kouvert und ging auf ein Haus zu, zwischen dem
Kirchhof und der Waldecke. Ein dünner Rauch stieg
aus dem halb eingefallenen Schornstein. Da gab
sie die Zeilen ab.

Als sie wieder zurück war, war Innstetten schon
da, und sie setzte sich zu ihm und erzählte ihm von
Gieshübler und dem Sal volatile.

Innstetten lachte. "Wo hast Du nur Dein
Latein her, Effi?"


Das Schiff, ein leichtes Segelschiff (die Dampf¬
boote gingen nur Sommers), fuhr um zwölf. Schon
eine Viertelstunde vorher waren Effi und Innstetten
an Bord; auch Roswitha und Annie.

Das Gepäck war größer, als es für einen, auf
so wenig Tage geplanten Ausflug geboten erschien.
Innstetten sprach mit dem Kapitän; Effi, in einem
Regenmantel und hellgrauen Reisehut, stand auf dem
Hinterdeck, nahe am Steuer, und musterte von hier
aus das Bollwerk und die hübsche Häuserreihe, die
dem Zuge des Bollwerks folgte. Gerade der Landungs¬
brücke gegenüber lag Hoppensack's Hotel, ein drei

Effi Brieſt

Sie überflog die Zeilen noch einmal, am
fremdeſten war ihr das „Sie“; aber auch das
mußte ſein; es ſollte ausdrücken, daß keine Brücke
mehr da ſei. Und nun ſchob ſie die Zeilen in ein
Kouvert und ging auf ein Haus zu, zwiſchen dem
Kirchhof und der Waldecke. Ein dünner Rauch ſtieg
aus dem halb eingefallenen Schornſtein. Da gab
ſie die Zeilen ab.

Als ſie wieder zurück war, war Innſtetten ſchon
da, und ſie ſetzte ſich zu ihm und erzählte ihm von
Gieshübler und dem Sal volatile.

Innſtetten lachte. „Wo haſt Du nur Dein
Latein her, Effi?“


Das Schiff, ein leichtes Segelſchiff (die Dampf¬
boote gingen nur Sommers), fuhr um zwölf. Schon
eine Viertelſtunde vorher waren Effi und Innſtetten
an Bord; auch Roswitha und Annie.

Das Gepäck war größer, als es für einen, auf
ſo wenig Tage geplanten Ausflug geboten erſchien.
Innſtetten ſprach mit dem Kapitän; Effi, in einem
Regenmantel und hellgrauen Reiſehut, ſtand auf dem
Hinterdeck, nahe am Steuer, und muſterte von hier
aus das Bollwerk und die hübſche Häuſerreihe, die
dem Zuge des Bollwerks folgte. Gerade der Landungs¬
brücke gegenüber lag Hoppenſack's Hotel, ein drei

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[331/0340] Effi Brieſt Sie überflog die Zeilen noch einmal, am fremdeſten war ihr das „Sie“; aber auch das mußte ſein; es ſollte ausdrücken, daß keine Brücke mehr da ſei. Und nun ſchob ſie die Zeilen in ein Kouvert und ging auf ein Haus zu, zwiſchen dem Kirchhof und der Waldecke. Ein dünner Rauch ſtieg aus dem halb eingefallenen Schornſtein. Da gab ſie die Zeilen ab. Als ſie wieder zurück war, war Innſtetten ſchon da, und ſie ſetzte ſich zu ihm und erzählte ihm von Gieshübler und dem Sal volatile. Innſtetten lachte. „Wo haſt Du nur Dein Latein her, Effi?“ Das Schiff, ein leichtes Segelſchiff (die Dampf¬ boote gingen nur Sommers), fuhr um zwölf. Schon eine Viertelſtunde vorher waren Effi und Innſtetten an Bord; auch Roswitha und Annie. Das Gepäck war größer, als es für einen, auf ſo wenig Tage geplanten Ausflug geboten erſchien. Innſtetten ſprach mit dem Kapitän; Effi, in einem Regenmantel und hellgrauen Reiſehut, ſtand auf dem Hinterdeck, nahe am Steuer, und muſterte von hier aus das Bollwerk und die hübſche Häuſerreihe, die dem Zuge des Bollwerks folgte. Gerade der Landungs¬ brücke gegenüber lag Hoppenſack's Hotel, ein drei

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/340>, abgerufen am 24.11.2024.