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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
legen, als wäre sie nun an der Reihe ... Aber
nun bitte, die Geschichte von Don Pedro ..."

"Nun also, an Don Pedro's Hofe war ein
schöner, schwarzer spanischer Ritter, der das Kreuz
von Kalatrava -- was ungefähr so viel bedeutet,
wie schwarzer Adler und pour le merite zusammen
genommen -- auf seiner Brust trug. Dies Kreuz
gehörte mit dazu, das mußten sie immer tragen, und
dieser Kalatrava-Ritter, den die Königin natürlich
heimlich liebte ..."

"Warum natürlich?"

"Weil wir in Spanien sind."

"Ach so."

"Und dieser Kalatrava-Ritter, sag' ich, hatte
einen wunderschönen Hund, einen Neufundländer,
wiewohl es die noch gar nicht gab, denn es war
grade hundert Jahre vor der Entdeckung von Amerika.
Einen wunderschönen Hund also, sagen wir wie
Rollo ..."

Rollo schlug an, als er seinen Namen hörte,
und wedelte mit dem Schweif.

"Das ging so manchen Tag. Aber das mit
der heimlichen Liebe, die wohl nicht ganz heimlich
blieb, das wurde dem Könige doch zu viel, und weil
er den schönen Kalatrava-Ritter überhaupt nicht
recht leiden mochte, -- denn er war nicht bloß grau¬

Th. Fontane, Effi Briest. 16

Effi Brieſt
legen, als wäre ſie nun an der Reihe … Aber
nun bitte, die Geſchichte von Don Pedro …“

„Nun alſo, an Don Pedro's Hofe war ein
ſchöner, ſchwarzer ſpaniſcher Ritter, der das Kreuz
von Kalatrava — was ungefähr ſo viel bedeutet,
wie ſchwarzer Adler und pour le mérite zuſammen
genommen — auf ſeiner Bruſt trug. Dies Kreuz
gehörte mit dazu, das mußten ſie immer tragen, und
dieſer Kalatrava-Ritter, den die Königin natürlich
heimlich liebte …“

„Warum natürlich?“

„Weil wir in Spanien ſind.“

„Ach ſo.“

„Und dieſer Kalatrava-Ritter, ſag' ich, hatte
einen wunderſchönen Hund, einen Neufundländer,
wiewohl es die noch gar nicht gab, denn es war
grade hundert Jahre vor der Entdeckung von Amerika.
Einen wunderſchönen Hund alſo, ſagen wir wie
Rollo …“

Rollo ſchlug an, als er ſeinen Namen hörte,
und wedelte mit dem Schweif.

„Das ging ſo manchen Tag. Aber das mit
der heimlichen Liebe, die wohl nicht ganz heimlich
blieb, das wurde dem Könige doch zu viel, und weil
er den ſchönen Kalatrava-Ritter überhaupt nicht
recht leiden mochte, — denn er war nicht bloß grau¬

Th. Fontane, Effi Brieſt. 16
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[241/0250] Effi Brieſt legen, als wäre ſie nun an der Reihe … Aber nun bitte, die Geſchichte von Don Pedro …“ „Nun alſo, an Don Pedro's Hofe war ein ſchöner, ſchwarzer ſpaniſcher Ritter, der das Kreuz von Kalatrava — was ungefähr ſo viel bedeutet, wie ſchwarzer Adler und pour le mérite zuſammen genommen — auf ſeiner Bruſt trug. Dies Kreuz gehörte mit dazu, das mußten ſie immer tragen, und dieſer Kalatrava-Ritter, den die Königin natürlich heimlich liebte …“ „Warum natürlich?“ „Weil wir in Spanien ſind.“ „Ach ſo.“ „Und dieſer Kalatrava-Ritter, ſag' ich, hatte einen wunderſchönen Hund, einen Neufundländer, wiewohl es die noch gar nicht gab, denn es war grade hundert Jahre vor der Entdeckung von Amerika. Einen wunderſchönen Hund alſo, ſagen wir wie Rollo …“ Rollo ſchlug an, als er ſeinen Namen hörte, und wedelte mit dem Schweif. „Das ging ſo manchen Tag. Aber das mit der heimlichen Liebe, die wohl nicht ganz heimlich blieb, das wurde dem Könige doch zu viel, und weil er den ſchönen Kalatrava-Ritter überhaupt nicht recht leiden mochte, — denn er war nicht bloß grau¬ Th. Fontane, Effi Brieſt. 16

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/250>, abgerufen am 22.11.2024.