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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
andauernder Nordwest trieb Wolkenmassen heran,
und das Meer schäumte mächtig, aber Regen und
Kälte fehlten noch, und so waren diese Ausflüge bei
grauem Himmel und lärmender Brandung fast noch
schöner, als sie vorher bei Sonnenschein und stiller
See gewesen waren. Rollo jagte vorauf, dann und
wann von dem Gischt überspritzt, und der Schleier
von Effi's Reithut flatterte im Winde. Dabei zu
sprechen, war fast unmöglich; wenn man dann aber,
vom Meere fort, in die schutzgebenden Dünen oder
noch besser in den weiter zurückgelegenen Kiefernwald
einlenkte, so wurd' es still, Effi's Schleier flatterte
nicht mehr, und die Enge des Wegs zwang die beiden
Reiter dicht nebeneinander. Das war dann die Zeit,
wo man -- schon um der Knorren und Wurzeln
willen im Schritt reitend -- die Gespräche, die der
Brandungslärm unterbrochen hatte, wieder aufnehmen
konnte. Crampas, ein guter Causeur, erzählte dann
Kriegs- und Regimentsgeschichten, auch Anekdoten
und kleine Charakterzüge von Innstetten, der mit
seinem Ernst und seiner Zugeknöpftheit in den über¬
mütigen Kreis der Kameraden nie recht hineingepaßt
habe, so daß er eigentlich immer mehr respektiert als
geliebt worden sei."

"Das kann ich mir denken," sagte Effi, "ein
Glück nur, daß der Respekt die Hauptsache ist."

Effi Brieſt
andauernder Nordweſt trieb Wolkenmaſſen heran,
und das Meer ſchäumte mächtig, aber Regen und
Kälte fehlten noch, und ſo waren dieſe Ausflüge bei
grauem Himmel und lärmender Brandung faſt noch
ſchöner, als ſie vorher bei Sonnenſchein und ſtiller
See geweſen waren. Rollo jagte vorauf, dann und
wann von dem Giſcht überſpritzt, und der Schleier
von Effi's Reithut flatterte im Winde. Dabei zu
ſprechen, war faſt unmöglich; wenn man dann aber,
vom Meere fort, in die ſchutzgebenden Dünen oder
noch beſſer in den weiter zurückgelegenen Kiefernwald
einlenkte, ſo wurd' es ſtill, Effi's Schleier flatterte
nicht mehr, und die Enge des Wegs zwang die beiden
Reiter dicht nebeneinander. Das war dann die Zeit,
wo man — ſchon um der Knorren und Wurzeln
willen im Schritt reitend — die Geſpräche, die der
Brandungslärm unterbrochen hatte, wieder aufnehmen
konnte. Crampas, ein guter Cauſeur, erzählte dann
Kriegs- und Regimentsgeſchichten, auch Anekdoten
und kleine Charakterzüge von Innſtetten, der mit
ſeinem Ernſt und ſeiner Zugeknöpftheit in den über¬
mütigen Kreis der Kameraden nie recht hineingepaßt
habe, ſo daß er eigentlich immer mehr reſpektiert als
geliebt worden ſei.“

„Das kann ich mir denken,“ ſagte Effi, „ein
Glück nur, daß der Reſpekt die Hauptſache iſt.“

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[224/0233] Effi Brieſt andauernder Nordweſt trieb Wolkenmaſſen heran, und das Meer ſchäumte mächtig, aber Regen und Kälte fehlten noch, und ſo waren dieſe Ausflüge bei grauem Himmel und lärmender Brandung faſt noch ſchöner, als ſie vorher bei Sonnenſchein und ſtiller See geweſen waren. Rollo jagte vorauf, dann und wann von dem Giſcht überſpritzt, und der Schleier von Effi's Reithut flatterte im Winde. Dabei zu ſprechen, war faſt unmöglich; wenn man dann aber, vom Meere fort, in die ſchutzgebenden Dünen oder noch beſſer in den weiter zurückgelegenen Kiefernwald einlenkte, ſo wurd' es ſtill, Effi's Schleier flatterte nicht mehr, und die Enge des Wegs zwang die beiden Reiter dicht nebeneinander. Das war dann die Zeit, wo man — ſchon um der Knorren und Wurzeln willen im Schritt reitend — die Geſpräche, die der Brandungslärm unterbrochen hatte, wieder aufnehmen konnte. Crampas, ein guter Cauſeur, erzählte dann Kriegs- und Regimentsgeſchichten, auch Anekdoten und kleine Charakterzüge von Innſtetten, der mit ſeinem Ernſt und ſeiner Zugeknöpftheit in den über¬ mütigen Kreis der Kameraden nie recht hineingepaßt habe, ſo daß er eigentlich immer mehr reſpektiert als geliebt worden ſei.“ „Das kann ich mir denken,“ ſagte Effi, „ein Glück nur, daß der Reſpekt die Hauptſache iſt.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/233>, abgerufen am 24.11.2024.