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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
schon Sturmzeit, und als der Sommer kam, war sie
nicht mehr im stande, weite Gänge zu machen. Sie
war jetzt entzückt, fand alles groß und herrlich, er¬
ging sich in kränkenden Vergleichen zwischen dem
Luch und dem Meer und ergriff, so oft die Gelegen¬
heit dazu sich bot, ein Stück angeschwemmtes Holz,
um es nach links hin in die See oder nach rechts
hin in die Kessine zu werfen. Rollo war immer
glücklich, im Dienste seiner Herrin sich nachstürzen
zu können; mit einemmal aber wurde seine Auf¬
merksamkeit nach einer ganz anderen Seite hin ab¬
gezogen, und sich vorsichtig, ja beinahe ängstlich vor¬
wärts schleichend, sprang er plötzlich auf einen in
Front sichtbar werdenden Gegenstand zu, freilich ver¬
geblich, denn im selben Augenblicke glitt von einem
sonnenbeschienenen und mit grünem Tang überwachsenen
Stein eine Robbe glatt und geräuschlos in das nur
etwa fünf Schritt entfernte Meer hinunter. Eine
kurze Weile noch sah man den Kopf, dann tauchte
auch dieser unter.

Alle waren erregt, und Crampas phantasierte
von Robbenjagd und daß man das nächste Mal die
Büchse mitnehmen müsse, "denn die Dinger haben
ein festes Fell."

"Geht nicht," sagte Innstetten; "Hafenpolizei."

"Wenn ich so 'was höre," lachte der Major.

Effi Brieſt
ſchon Sturmzeit, und als der Sommer kam, war ſie
nicht mehr im ſtande, weite Gänge zu machen. Sie
war jetzt entzückt, fand alles groß und herrlich, er¬
ging ſich in kränkenden Vergleichen zwiſchen dem
Luch und dem Meer und ergriff, ſo oft die Gelegen¬
heit dazu ſich bot, ein Stück angeſchwemmtes Holz,
um es nach links hin in die See oder nach rechts
hin in die Keſſine zu werfen. Rollo war immer
glücklich, im Dienſte ſeiner Herrin ſich nachſtürzen
zu können; mit einemmal aber wurde ſeine Auf¬
merkſamkeit nach einer ganz anderen Seite hin ab¬
gezogen, und ſich vorſichtig, ja beinahe ängſtlich vor¬
wärts ſchleichend, ſprang er plötzlich auf einen in
Front ſichtbar werdenden Gegenſtand zu, freilich ver¬
geblich, denn im ſelben Augenblicke glitt von einem
ſonnenbeſchienenen und mit grünem Tang überwachſenen
Stein eine Robbe glatt und geräuſchlos in das nur
etwa fünf Schritt entfernte Meer hinunter. Eine
kurze Weile noch ſah man den Kopf, dann tauchte
auch dieſer unter.

Alle waren erregt, und Crampas phantaſierte
von Robbenjagd und daß man das nächſte Mal die
Büchſe mitnehmen müſſe, „denn die Dinger haben
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„Geht nicht,“ ſagte Innſtetten; „Hafenpolizei.“

„Wenn ich ſo 'was höre,“ lachte der Major.

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[221/0230] Effi Brieſt ſchon Sturmzeit, und als der Sommer kam, war ſie nicht mehr im ſtande, weite Gänge zu machen. Sie war jetzt entzückt, fand alles groß und herrlich, er¬ ging ſich in kränkenden Vergleichen zwiſchen dem Luch und dem Meer und ergriff, ſo oft die Gelegen¬ heit dazu ſich bot, ein Stück angeſchwemmtes Holz, um es nach links hin in die See oder nach rechts hin in die Keſſine zu werfen. Rollo war immer glücklich, im Dienſte ſeiner Herrin ſich nachſtürzen zu können; mit einemmal aber wurde ſeine Auf¬ merkſamkeit nach einer ganz anderen Seite hin ab¬ gezogen, und ſich vorſichtig, ja beinahe ängſtlich vor¬ wärts ſchleichend, ſprang er plötzlich auf einen in Front ſichtbar werdenden Gegenſtand zu, freilich ver¬ geblich, denn im ſelben Augenblicke glitt von einem ſonnenbeſchienenen und mit grünem Tang überwachſenen Stein eine Robbe glatt und geräuſchlos in das nur etwa fünf Schritt entfernte Meer hinunter. Eine kurze Weile noch ſah man den Kopf, dann tauchte auch dieſer unter. Alle waren erregt, und Crampas phantaſierte von Robbenjagd und daß man das nächſte Mal die Büchſe mitnehmen müſſe, „denn die Dinger haben ein feſtes Fell.“ „Geht nicht,“ ſagte Innſtetten; „Hafenpolizei.“ „Wenn ich ſo 'was höre,“ lachte der Major.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/230>, abgerufen am 24.11.2024.