machen wünschte, so kam man überein, sich von entsprechender Dienerschaft begleiten zu lassen, zu welchem Behufe des Majors Bursche, ein alter Trep¬ tower Ulan, der Knut hieß, und Innstetten's Kutscher Kruse zu Reitknechten umgewandelt wurden, aller¬ dings ziemlich unvollkommen, indem sie, zu Effi's Leidwesen, in eine Phantasie-Livree gesteckt wurden, darin der eigentliche Beruf beider noch nachspukte.
Mitte Oktober war schon heran, als man, so herausstaffiert, zum erstenmal in voller Kavalkade aufbrach, in Front Innstetten und Crampas, Effi zwischen ihnen, dann Kruse und Knut und zuletzt Rollo, der aber bald, weil ihm das Nachtrotten mi߬ fiel, allen vorauf war. Als man das jetzt öde Strandhotel passiert und bald danach, sich rechts haltend, auf dem von einer mäßigen Brandung über¬ schäumten Strandwege den diesseitigen Molendamm erreicht hatte, verspürte man Lust, abzusteigen und einen Spaziergang bis an den Kopf der Mole zu machen. Effi war die erste aus dem Sattel. Zwischen den beiden Steindämmen floß die Kessine breit und ruhig dem Meere zu, das wie eine sonnenbeschienene Fläche, darauf nur hier und da eine leichte Welle träufelte, vor ihnen lag.
Effi war noch nie hier draußen gewesen, denn als sie vorigen November in Kessin eintraf, war
Effi Brieſt
machen wünſchte, ſo kam man überein, ſich von entſprechender Dienerſchaft begleiten zu laſſen, zu welchem Behufe des Majors Burſche, ein alter Trep¬ tower Ulan, der Knut hieß, und Innſtetten's Kutſcher Kruſe zu Reitknechten umgewandelt wurden, aller¬ dings ziemlich unvollkommen, indem ſie, zu Effi's Leidweſen, in eine Phantaſie-Livree geſteckt wurden, darin der eigentliche Beruf beider noch nachſpukte.
Mitte Oktober war ſchon heran, als man, ſo herausſtaffiert, zum erſtenmal in voller Kavalkade aufbrach, in Front Innſtetten und Crampas, Effi zwiſchen ihnen, dann Kruſe und Knut und zuletzt Rollo, der aber bald, weil ihm das Nachtrotten mi߬ fiel, allen vorauf war. Als man das jetzt öde Strandhotel paſſiert und bald danach, ſich rechts haltend, auf dem von einer mäßigen Brandung über¬ ſchäumten Strandwege den diesſeitigen Molendamm erreicht hatte, verſpürte man Luſt, abzuſteigen und einen Spaziergang bis an den Kopf der Mole zu machen. Effi war die erſte aus dem Sattel. Zwiſchen den beiden Steindämmen floß die Keſſine breit und ruhig dem Meere zu, das wie eine ſonnenbeſchienene Fläche, darauf nur hier und da eine leichte Welle träufelte, vor ihnen lag.
Effi war noch nie hier draußen geweſen, denn als ſie vorigen November in Keſſin eintraf, war
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0229"n="220"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw>machen wünſchte, ſo kam man überein, ſich von<lb/>
entſprechender Dienerſchaft begleiten zu laſſen, zu<lb/>
welchem Behufe des Majors Burſche, ein alter Trep¬<lb/>
tower Ulan, der Knut hieß, und Innſtetten's Kutſcher<lb/>
Kruſe zu Reitknechten umgewandelt wurden, aller¬<lb/>
dings ziemlich unvollkommen, indem ſie, zu Effi's<lb/>
Leidweſen, in eine Phantaſie-Livree geſteckt wurden,<lb/>
darin der eigentliche Beruf beider noch nachſpukte.</p><lb/><p>Mitte Oktober war ſchon heran, als man, ſo<lb/>
herausſtaffiert, zum erſtenmal in voller Kavalkade<lb/>
aufbrach, in Front Innſtetten und Crampas, Effi<lb/>
zwiſchen ihnen, dann Kruſe und Knut und zuletzt<lb/>
Rollo, der aber bald, weil ihm das Nachtrotten mi߬<lb/>
fiel, allen vorauf war. Als man das jetzt öde<lb/>
Strandhotel paſſiert und bald danach, ſich rechts<lb/>
haltend, auf dem von einer mäßigen Brandung über¬<lb/>ſchäumten Strandwege den diesſeitigen Molendamm<lb/>
erreicht hatte, verſpürte man Luſt, abzuſteigen und<lb/>
einen Spaziergang bis an den Kopf der Mole zu<lb/>
machen. Effi war die erſte aus dem Sattel. Zwiſchen<lb/>
den beiden Steindämmen floß die Keſſine breit und<lb/>
ruhig dem Meere zu, das wie eine ſonnenbeſchienene<lb/>
Fläche, darauf nur hier und da eine leichte Welle<lb/>
träufelte, vor ihnen lag.</p><lb/><p>Effi war noch nie hier draußen geweſen, denn<lb/>
als ſie vorigen November in Keſſin eintraf, war<lb/></p></div></body></text></TEI>
[220/0229]
Effi Brieſt
machen wünſchte, ſo kam man überein, ſich von
entſprechender Dienerſchaft begleiten zu laſſen, zu
welchem Behufe des Majors Burſche, ein alter Trep¬
tower Ulan, der Knut hieß, und Innſtetten's Kutſcher
Kruſe zu Reitknechten umgewandelt wurden, aller¬
dings ziemlich unvollkommen, indem ſie, zu Effi's
Leidweſen, in eine Phantaſie-Livree geſteckt wurden,
darin der eigentliche Beruf beider noch nachſpukte.
Mitte Oktober war ſchon heran, als man, ſo
herausſtaffiert, zum erſtenmal in voller Kavalkade
aufbrach, in Front Innſtetten und Crampas, Effi
zwiſchen ihnen, dann Kruſe und Knut und zuletzt
Rollo, der aber bald, weil ihm das Nachtrotten mi߬
fiel, allen vorauf war. Als man das jetzt öde
Strandhotel paſſiert und bald danach, ſich rechts
haltend, auf dem von einer mäßigen Brandung über¬
ſchäumten Strandwege den diesſeitigen Molendamm
erreicht hatte, verſpürte man Luſt, abzuſteigen und
einen Spaziergang bis an den Kopf der Mole zu
machen. Effi war die erſte aus dem Sattel. Zwiſchen
den beiden Steindämmen floß die Keſſine breit und
ruhig dem Meere zu, das wie eine ſonnenbeſchienene
Fläche, darauf nur hier und da eine leichte Welle
träufelte, vor ihnen lag.
Effi war noch nie hier draußen geweſen, denn
als ſie vorigen November in Keſſin eintraf, war
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/229>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.