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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
fragte statt dessen, ob sie denn schon bemerkt habe,
daß drüben ein Badegast eingezogen sei, nicht gerade
der erste, aber doch einer der ersten.

"Ein Herr?"

"Nein, eine Dame, die schon früher hier war,
jedesmal in derselben Wohnung. Und sie kommt
immer so früh, weil sie's nicht leiden kann, wenn
alles schon so voll ist."

"Das kann ich ihr nicht verdenken. Und wer
ist es denn?

"Die verwitwete Registrator Rode."

"Sonderbar. Ich habe mir Registratorwitwen
immer arm gedacht."

"Ja," lachte Innstetten, "das ist die Regel.
Aber hier hast Du eine Ausnahme. Jedenfalls hat
sie mehr als ihre Witwenpension. Sie kommt
immer mit viel Gepäck, unendlich viel mehr als sie
gebraucht, und scheint überhaupt eine ganz eigene
Frau, wunderlich, kränklich und namentlich schwach
auf den Füßen. Sie mißtraut sich deshalb auch
und hat immer eine ältliche Dienerin um sich, die
kräftig genug ist, sie zu schützen oder sie zu tragen,
wenn ihr 'was passiert. Diesmal hat sie eine neue.
Aber doch auch wieder eine ganz ramassierte Person,
ähnlich wie die Trippelli, nur noch stärker."

"O, die hab' ich schon gesehen. Gute braune

Effi Brieſt
fragte ſtatt deſſen, ob ſie denn ſchon bemerkt habe,
daß drüben ein Badegaſt eingezogen ſei, nicht gerade
der erſte, aber doch einer der erſten.

„Ein Herr?“

„Nein, eine Dame, die ſchon früher hier war,
jedesmal in derſelben Wohnung. Und ſie kommt
immer ſo früh, weil ſie's nicht leiden kann, wenn
alles ſchon ſo voll iſt.“

„Das kann ich ihr nicht verdenken. Und wer
iſt es denn?

„Die verwitwete Regiſtrator Rode.“

„Sonderbar. Ich habe mir Regiſtratorwitwen
immer arm gedacht.“

„Ja,“ lachte Innſtetten, „das iſt die Regel.
Aber hier haſt Du eine Ausnahme. Jedenfalls hat
ſie mehr als ihre Witwenpenſion. Sie kommt
immer mit viel Gepäck, unendlich viel mehr als ſie
gebraucht, und ſcheint überhaupt eine ganz eigene
Frau, wunderlich, kränklich und namentlich ſchwach
auf den Füßen. Sie mißtraut ſich deshalb auch
und hat immer eine ältliche Dienerin um ſich, die
kräftig genug iſt, ſie zu ſchützen oder ſie zu tragen,
wenn ihr 'was paſſiert. Diesmal hat ſie eine neue.
Aber doch auch wieder eine ganz ramaſſierte Perſon,
ähnlich wie die Trippelli, nur noch ſtärker.“

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[181/0190] Effi Brieſt fragte ſtatt deſſen, ob ſie denn ſchon bemerkt habe, daß drüben ein Badegaſt eingezogen ſei, nicht gerade der erſte, aber doch einer der erſten. „Ein Herr?“ „Nein, eine Dame, die ſchon früher hier war, jedesmal in derſelben Wohnung. Und ſie kommt immer ſo früh, weil ſie's nicht leiden kann, wenn alles ſchon ſo voll iſt.“ „Das kann ich ihr nicht verdenken. Und wer iſt es denn? „Die verwitwete Regiſtrator Rode.“ „Sonderbar. Ich habe mir Regiſtratorwitwen immer arm gedacht.“ „Ja,“ lachte Innſtetten, „das iſt die Regel. Aber hier haſt Du eine Ausnahme. Jedenfalls hat ſie mehr als ihre Witwenpenſion. Sie kommt immer mit viel Gepäck, unendlich viel mehr als ſie gebraucht, und ſcheint überhaupt eine ganz eigene Frau, wunderlich, kränklich und namentlich ſchwach auf den Füßen. Sie mißtraut ſich deshalb auch und hat immer eine ältliche Dienerin um ſich, die kräftig genug iſt, ſie zu ſchützen oder ſie zu tragen, wenn ihr 'was paſſiert. Diesmal hat ſie eine neue. Aber doch auch wieder eine ganz ramaſſierte Perſon, ähnlich wie die Trippelli, nur noch ſtärker.“ „O, die hab' ich ſchon geſehen. Gute braune

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/190>, abgerufen am 28.11.2024.