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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Crampas: "Darf ich Sie bitten gnädigste Frau, mich
den Damen vorstellen zu wollen?"

Effi nannte nun Crampas' Namen, der seiner¬
seits schon vorher vollkommen orientiert war und
in leichtem Geplauder alle Paddens und Titzewitze,
von denen er je gehört hatte, Revue passieren ließ.
Zugleich entschuldigte er sich, den Herrschaften jenseits
der Kessine noch immer nicht seinen Besuch gemacht
und seine Frau vorgestellt zu haben; aber es sei
sonderbar, welche trennende Macht das Wasser habe.
Es sei dasselbe wie mit dem Canal La Manche ..."

"Wie?" fragte die alte Titzewitz.

Crampas seinerseits hielt es für unangebracht,
Aufklärungen zu geben, die doch zu nichts geführt
haben würden, und fuhr fort: "Auf zwanzig Deutsche,
die nach Frankreich gehen, kommt noch nicht einer,
der nach England geht. Das macht das Wasser;
ich wiederhole, das Wasser hat eine scheidende Kraft."

Frau von Padden, die darin mit feinem Instinkt
etwas Anzügliches witterte, wollte für das Wasser
eintreten, Crampas aber sprach mit immer wachsendem
Redefluß weiter und lenkte die Aufmerksamkeit der
Damen auf ein schönes Fräulein von Stojentin, "das
ohne Zweifel die Ballkönigin" sei, wobei sein Blick
übrigens Effi bewundernd streifte. Dann empfahl er
sich rasch unter Verbeugung gegen alle drei.

Th. Fontane, Effi Briest. 19

Effi Brieſt
Crampas: „Darf ich Sie bitten gnädigſte Frau, mich
den Damen vorſtellen zu wollen?“

Effi nannte nun Crampas' Namen, der ſeiner¬
ſeits ſchon vorher vollkommen orientiert war und
in leichtem Geplauder alle Paddens und Titzewitze,
von denen er je gehört hatte, Revue paſſieren ließ.
Zugleich entſchuldigte er ſich, den Herrſchaften jenſeits
der Keſſine noch immer nicht ſeinen Beſuch gemacht
und ſeine Frau vorgeſtellt zu haben; aber es ſei
ſonderbar, welche trennende Macht das Waſſer habe.
Es ſei dasſelbe wie mit dem Canal La Manche …“

„Wie?“ fragte die alte Titzewitz.

Crampas ſeinerſeits hielt es für unangebracht,
Aufklärungen zu geben, die doch zu nichts geführt
haben würden, und fuhr fort: „Auf zwanzig Deutſche,
die nach Frankreich gehen, kommt noch nicht einer,
der nach England geht. Das macht das Waſſer;
ich wiederhole, das Waſſer hat eine ſcheidende Kraft.“

Frau von Padden, die darin mit feinem Inſtinkt
etwas Anzügliches witterte, wollte für das Waſſer
eintreten, Crampas aber ſprach mit immer wachſendem
Redefluß weiter und lenkte die Aufmerkſamkeit der
Damen auf ein ſchönes Fräulein von Stojentin, „das
ohne Zweifel die Ballkönigin“ ſei, wobei ſein Blick
übrigens Effi bewundernd ſtreifte. Dann empfahl er
ſich raſch unter Verbeugung gegen alle drei.

Th. Fontane, Effi Brieſt. 19
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[289/0298] Effi Brieſt Crampas: „Darf ich Sie bitten gnädigſte Frau, mich den Damen vorſtellen zu wollen?“ Effi nannte nun Crampas' Namen, der ſeiner¬ ſeits ſchon vorher vollkommen orientiert war und in leichtem Geplauder alle Paddens und Titzewitze, von denen er je gehört hatte, Revue paſſieren ließ. Zugleich entſchuldigte er ſich, den Herrſchaften jenſeits der Keſſine noch immer nicht ſeinen Beſuch gemacht und ſeine Frau vorgeſtellt zu haben; aber es ſei ſonderbar, welche trennende Macht das Waſſer habe. Es ſei dasſelbe wie mit dem Canal La Manche …“ „Wie?“ fragte die alte Titzewitz. Crampas ſeinerſeits hielt es für unangebracht, Aufklärungen zu geben, die doch zu nichts geführt haben würden, und fuhr fort: „Auf zwanzig Deutſche, die nach Frankreich gehen, kommt noch nicht einer, der nach England geht. Das macht das Waſſer; ich wiederhole, das Waſſer hat eine ſcheidende Kraft.“ Frau von Padden, die darin mit feinem Inſtinkt etwas Anzügliches witterte, wollte für das Waſſer eintreten, Crampas aber ſprach mit immer wachſendem Redefluß weiter und lenkte die Aufmerkſamkeit der Damen auf ein ſchönes Fräulein von Stojentin, „das ohne Zweifel die Ballkönigin“ ſei, wobei ſein Blick übrigens Effi bewundernd ſtreifte. Dann empfahl er ſich raſch unter Verbeugung gegen alle drei. Th. Fontane, Effi Brieſt. 19

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/298>, abgerufen am 26.11.2024.