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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Dieser hatte denn auch die Pferde bereits um
hundert Schritte zurück gezoppt und hoffte, scharf
anfahrend, den Schlitten glücklich durchbringen zu
können; im selben Augenblick aber, wo die Pferde
den Schloon auch nur berührten, sanken sie bis über
die Knöchel in den Sand ein, so daß sie nur mit
Mühe nach rückwärts wieder heraus konnten.

"Es geht nicht," sagte Crampas, und Kruse
nickte.

Während sich dies abspielte, waren endlich auch
die Kutschen heran gekommen, die Grasenabb'sche
vorauf, und als Sidonie, nach kurzem Dank gegen
Effi, sich verabschiedet und dem seine türkische Pfeife
rauchenden Vater gegenüber ihren Rückplatz ein¬
genommen hatte, ging es mit dem Wagen ohne
weiteres auf den Schloon zu; die Pferde sanken tief
ein, aber die Räder ließen alle Gefahr leicht überwinden,
und ehe eine halbe Minute vorüber war, trabten auch
schon die Grasenabb's drüben weiter. Die andern
Kutschen folgten. Effi sah ihnen nicht ohne Neid
nach. Indessen nicht lange, denn auch für die Schlitten¬
fahrer war in der zwischenliegenden Zeit Rat geschafft
worden, und zwar einfach dadurch, daß sich Innstetten
entschlossen hatte, statt aller weiteren Forcierung, das
friedlichere Mittel eines Umwegs zu wählen. Also
genau das, was Sidonie gleich anfangs in Sicht

Effi Brieſt

Dieſer hatte denn auch die Pferde bereits um
hundert Schritte zurück gezoppt und hoffte, ſcharf
anfahrend, den Schlitten glücklich durchbringen zu
können; im ſelben Augenblick aber, wo die Pferde
den Schloon auch nur berührten, ſanken ſie bis über
die Knöchel in den Sand ein, ſo daß ſie nur mit
Mühe nach rückwärts wieder heraus konnten.

„Es geht nicht,“ ſagte Crampas, und Kruſe
nickte.

Während ſich dies abſpielte, waren endlich auch
die Kutſchen heran gekommen, die Graſenabb'ſche
vorauf, und als Sidonie, nach kurzem Dank gegen
Effi, ſich verabſchiedet und dem ſeine türkiſche Pfeife
rauchenden Vater gegenüber ihren Rückplatz ein¬
genommen hatte, ging es mit dem Wagen ohne
weiteres auf den Schloon zu; die Pferde ſanken tief
ein, aber die Räder ließen alle Gefahr leicht überwinden,
und ehe eine halbe Minute vorüber war, trabten auch
ſchon die Graſenabb's drüben weiter. Die andern
Kutſchen folgten. Effi ſah ihnen nicht ohne Neid
nach. Indeſſen nicht lange, denn auch für die Schlitten¬
fahrer war in der zwiſchenliegenden Zeit Rat geſchafft
worden, und zwar einfach dadurch, daß ſich Innſtetten
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friedlichere Mittel eines Umwegs zu wählen. Alſo
genau das, was Sidonie gleich anfangs in Sicht

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[278/0287] Effi Brieſt Dieſer hatte denn auch die Pferde bereits um hundert Schritte zurück gezoppt und hoffte, ſcharf anfahrend, den Schlitten glücklich durchbringen zu können; im ſelben Augenblick aber, wo die Pferde den Schloon auch nur berührten, ſanken ſie bis über die Knöchel in den Sand ein, ſo daß ſie nur mit Mühe nach rückwärts wieder heraus konnten. „Es geht nicht,“ ſagte Crampas, und Kruſe nickte. Während ſich dies abſpielte, waren endlich auch die Kutſchen heran gekommen, die Graſenabb'ſche vorauf, und als Sidonie, nach kurzem Dank gegen Effi, ſich verabſchiedet und dem ſeine türkiſche Pfeife rauchenden Vater gegenüber ihren Rückplatz ein¬ genommen hatte, ging es mit dem Wagen ohne weiteres auf den Schloon zu; die Pferde ſanken tief ein, aber die Räder ließen alle Gefahr leicht überwinden, und ehe eine halbe Minute vorüber war, trabten auch ſchon die Graſenabb's drüben weiter. Die andern Kutſchen folgten. Effi ſah ihnen nicht ohne Neid nach. Indeſſen nicht lange, denn auch für die Schlitten¬ fahrer war in der zwiſchenliegenden Zeit Rat geſchafft worden, und zwar einfach dadurch, daß ſich Innſtetten entſchloſſen hatte, ſtatt aller weiteren Forcierung, das friedlichere Mittel eines Umwegs zu wählen. Alſo genau das, was Sidonie gleich anfangs in Sicht

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/287>, abgerufen am 25.11.2024.