dem landrätlichen Schlitten vorfuhr, trat Sidonie lächelnd an Effi heran und bat diese, da ja nun ein Platz frei sei, mit ihr fahren zu dürfen. "In unserer Kutsche ist es immer so stickig; mein Vater liebt das. Und außerdem, ich möchte so gerne mit Ihnen plaudern. Aber nur bis Quappendorf. Wo der Morgnitzer Weg abzweigt, steig' ich aus und muß dann wieder in unsern unbequemen Kasten. Und Papa raucht auch noch."
Effi war wenig erfreut über diese Begleitung und hätte die Fahrt lieber allein gemacht; aber ihr blieb keine Wahl, und so stieg denn das Fräulein ein, und kaum daß beide Damen ihre Plätze genommen hatten, so gab Kruse den Pferden auch schon einen Peitschenknips und von der oberförsterlichen Rampe her, von der man einen prächtigen Ausblick auf das Meer hatte, ging es, die ziemlich steile Düne hinunter, auf den Strandweg zu, der, eine Meile lang, in beinahe gerader Linie bis an das Kessiner Strand¬ hotel, und von dort aus, rechts einbiegend, durch die Plantage hin, in die Stadt führte. Der Schneefall hatte schon seit ein paar Stunden aufgehört, die Luft war frisch, und auf das weite dunkelnde Meer fiel der matte Schein der Mondsichel. Kruse fuhr hart am Wasser hin, mitunter den Schaum der Brandung durchschneidend, und Effi, die etwas fröstelte, wickelte
Effi Brieſt
dem landrätlichen Schlitten vorfuhr, trat Sidonie lächelnd an Effi heran und bat dieſe, da ja nun ein Platz frei ſei, mit ihr fahren zu dürfen. „In unſerer Kutſche iſt es immer ſo ſtickig; mein Vater liebt das. Und außerdem, ich möchte ſo gerne mit Ihnen plaudern. Aber nur bis Quappendorf. Wo der Morgnitzer Weg abzweigt, ſteig' ich aus und muß dann wieder in unſern unbequemen Kaſten. Und Papa raucht auch noch.“
Effi war wenig erfreut über dieſe Begleitung und hätte die Fahrt lieber allein gemacht; aber ihr blieb keine Wahl, und ſo ſtieg denn das Fräulein ein, und kaum daß beide Damen ihre Plätze genommen hatten, ſo gab Kruſe den Pferden auch ſchon einen Peitſchenknips und von der oberförſterlichen Rampe her, von der man einen prächtigen Ausblick auf das Meer hatte, ging es, die ziemlich ſteile Düne hinunter, auf den Strandweg zu, der, eine Meile lang, in beinahe gerader Linie bis an das Keſſiner Strand¬ hotel, und von dort aus, rechts einbiegend, durch die Plantage hin, in die Stadt führte. Der Schneefall hatte ſchon ſeit ein paar Stunden aufgehört, die Luft war friſch, und auf das weite dunkelnde Meer fiel der matte Schein der Mondſichel. Kruſe fuhr hart am Waſſer hin, mitunter den Schaum der Brandung durchſchneidend, und Effi, die etwas fröſtelte, wickelte
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Effi Brieſt
dem landrätlichen Schlitten vorfuhr, trat Sidonie
lächelnd an Effi heran und bat dieſe, da ja nun
ein Platz frei ſei, mit ihr fahren zu dürfen. „In
unſerer Kutſche iſt es immer ſo ſtickig; mein Vater liebt
das. Und außerdem, ich möchte ſo gerne mit Ihnen
plaudern. Aber nur bis Quappendorf. Wo der
Morgnitzer Weg abzweigt, ſteig' ich aus und muß
dann wieder in unſern unbequemen Kaſten. Und
Papa raucht auch noch.“
Effi war wenig erfreut über dieſe Begleitung
und hätte die Fahrt lieber allein gemacht; aber ihr
blieb keine Wahl, und ſo ſtieg denn das Fräulein
ein, und kaum daß beide Damen ihre Plätze genommen
hatten, ſo gab Kruſe den Pferden auch ſchon einen
Peitſchenknips und von der oberförſterlichen Rampe
her, von der man einen prächtigen Ausblick auf das
Meer hatte, ging es, die ziemlich ſteile Düne hinunter,
auf den Strandweg zu, der, eine Meile lang, in
beinahe gerader Linie bis an das Keſſiner Strand¬
hotel, und von dort aus, rechts einbiegend, durch die
Plantage hin, in die Stadt führte. Der Schneefall
hatte ſchon ſeit ein paar Stunden aufgehört, die Luft
war friſch, und auf das weite dunkelnde Meer fiel
der matte Schein der Mondſichel. Kruſe fuhr hart
am Waſſer hin, mitunter den Schaum der Brandung
durchſchneidend, und Effi, die etwas fröſtelte, wickelte
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/280>, abgerufen am 26.11.2024.
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