"O, Sie dürfen das nicht so feierlich nehmen; das ist nur so eine Redensart, die eigentlich das Gegenteil bedeutet. Auf der anderen Seite freilich, der Major hat so 'was Gewaltsames, er nimmt einem die Dinge gern über den Kopf fort. Und man muß dann spielen, wie er will, und nicht, wie man selber will."
Sie sprach noch so weiter und verwickelte sich immer mehr in Widersprüche.
Der "Schritt vom Wege" kam wirklich zu stande, und gerade weil man nur noch gute vierzehn Tage hatte (die letzte Woche vor Weihnachten war aus¬ geschlossen), so strengte sich alles an, und es ging vorzüglich; dir Mitspielenden, vor allem Effi, ernteten reichen Beifall. Crampas hatte sich wirklich mit der Regie begnügt, und so streng er gegen alle anderen war, so wenig hatte er auf den Proben in Effi's Spiel hineingeredet. Entweder waren ihm von seiten Gieshübler's Mitteilungen über das mit Effi gehabte Gespräch gemacht worden, oder er hatte es auch aus sich selber bemerkt, daß Effi beflissen war, sich von ihm zurückzuziehen. Und er war klug und Frauenkenner genug, um den natürlichen Entwicklungs¬ gang, den er nach seinen Erfahrungen nur zu gut kannte, nicht zu stören.
* * *
Effi Brieſt
„Deſto ſchlimmer?“ wiederholte Gieshübler.
„O, Sie dürfen das nicht ſo feierlich nehmen; das iſt nur ſo eine Redensart, die eigentlich das Gegenteil bedeutet. Auf der anderen Seite freilich, der Major hat ſo 'was Gewaltſames, er nimmt einem die Dinge gern über den Kopf fort. Und man muß dann ſpielen, wie er will, und nicht, wie man ſelber will.“
Sie ſprach noch ſo weiter und verwickelte ſich immer mehr in Widerſprüche.
Der „Schritt vom Wege“ kam wirklich zu ſtande, und gerade weil man nur noch gute vierzehn Tage hatte (die letzte Woche vor Weihnachten war aus¬ geſchloſſen), ſo ſtrengte ſich alles an, und es ging vorzüglich; dir Mitſpielenden, vor allem Effi, ernteten reichen Beifall. Crampas hatte ſich wirklich mit der Regie begnügt, und ſo ſtreng er gegen alle anderen war, ſo wenig hatte er auf den Proben in Effi's Spiel hineingeredet. Entweder waren ihm von ſeiten Gieshübler's Mitteilungen über das mit Effi gehabte Geſpräch gemacht worden, oder er hatte es auch aus ſich ſelber bemerkt, daß Effi befliſſen war, ſich von ihm zurückzuziehen. Und er war klug und Frauenkenner genug, um den natürlichen Entwicklungs¬ gang, den er nach ſeinen Erfahrungen nur zu gut kannte, nicht zu ſtören.
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Effi Brieſt
„Deſto ſchlimmer?“ wiederholte Gieshübler.
„O, Sie dürfen das nicht ſo feierlich nehmen;
das iſt nur ſo eine Redensart, die eigentlich das
Gegenteil bedeutet. Auf der anderen Seite freilich,
der Major hat ſo 'was Gewaltſames, er nimmt einem
die Dinge gern über den Kopf fort. Und man muß
dann ſpielen, wie er will, und nicht, wie man ſelber will.“
Sie ſprach noch ſo weiter und verwickelte ſich
immer mehr in Widerſprüche.
Der „Schritt vom Wege“ kam wirklich zu ſtande,
und gerade weil man nur noch gute vierzehn Tage
hatte (die letzte Woche vor Weihnachten war aus¬
geſchloſſen), ſo ſtrengte ſich alles an, und es ging
vorzüglich; dir Mitſpielenden, vor allem Effi, ernteten
reichen Beifall. Crampas hatte ſich wirklich mit
der Regie begnügt, und ſo ſtreng er gegen alle
anderen war, ſo wenig hatte er auf den Proben in
Effi's Spiel hineingeredet. Entweder waren ihm von
ſeiten Gieshübler's Mitteilungen über das mit Effi
gehabte Geſpräch gemacht worden, oder er hatte es
auch aus ſich ſelber bemerkt, daß Effi befliſſen war,
ſich von ihm zurückzuziehen. Und er war klug und
Frauenkenner genug, um den natürlichen Entwicklungs¬
gang, den er nach ſeinen Erfahrungen nur zu gut
kannte, nicht zu ſtören.
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/259>, abgerufen am 27.11.2024.
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